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Nach der Regierungsbildung – vor den Reformen im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich

23. Bad Orber Gespräche über kontroverse Themen im Gesundheitswesen

von Eberhard Wille (Band-Herausgeber:in)
©2019 Sammelband 170 Seiten

Zusammenfassung

Dieser Band der Bad Orber Gespräche 2018 enthält die erweiterten Referate eines interdisziplinären Workshops zum Thema «Nach der Regierungsbildung – vor den Reformen im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich». Vertreter des Deutschen Bundestages, des Gemeinsamen Bundesausschusses, des GKV-Spitzenverbandes, der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung, der pharmazeutischen Industrie und der Wissenschaft erörtern den Reformbedarf im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Title Page
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Frank Schöning: Begrüßungsansprache „Bad Orber Gespräche 2018“
  • Karin Maag: Flächendeckende Gesundheitsversorgung sicherstellen:
  • Josef Hecken: Der Innovationsfonds – Impulsgeber für eine bessere Versorgung
  • Jonas Schreyögg: Die Weiterentwicklung der Krankenhausfinanzierung in Deutschland
  • Martin Litsch: Zeit zum Aufbruch – bedarfsgerechte Krankenhausstrukturen sind möglich
  • Eberhard Wille und Gregor Thüsing: Demographische Kriterien versus vertragsärztliche Behandlungsdiagnosen – Hinweise zur Gewichtung der Faktoren nach § 87a Abs. 4 S. 3 SGB V
  • Jürgen Wasem, Susanne Staudt, Sonja Schillo, Florian Buchner und Gerald Lux: Arzneimitteltherapie und Morbi-RSA: Neuere Entwicklungen
  • Volker Ulrich und Dieter Cassel: Das AMNOG nach acht Jahren: Aktuelle Entwicklungen und Reformoptionen
  • Wolfgang Axel-Dreyden: Arztinformationssysteme
  • Johann-Magnus v. Stackelberg, Dr. Anja Tebinka-Olbrich und Dr. Kerstin Pietsch: Aktuelle Herausforderungen für die Arzneimittelversorgung
  • Markus Frick: Innovationskraft stärken, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern
  • Verzeichnis der Autoren

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Frank Schöning

Begrüßungsansprache „Bad Orber
Gespräche 2018“

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen von Bayer begrüße ich Sie herzlich zu den 23. Bad Orber Gesprächen.

Vorab gebührt mein besonderer Dank all denen, die sich bereit erklärt haben, Ihre Impulse und Anregungen mit uns zu teilen. Auch wenn die „Bad Orber Gespräche“ nun schon 23 Jahre auf dem Buckel haben, so ist diese „reife“ Gesprächsreihe noch immer streitbar, offen und jedes Jahr neu anregend. Dass über mehr als 20 Jahre bewahrt zu haben, spricht vor allem für die Qualität und das Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Natürlich darf an dieser Stelle nicht der Dank an Professor Eberhard Wille fehlen, der als langjähriger „Chairman“ die Veranstaltung inhaltlich gestaltet und durchgängig begleitet. Ihm gelingt es jedes Jahr Experten aus dem deutschen Gesundheitssystem für Vorträge zu gewinnen. Dafür sind wir Ihnen, lieber Herr Professor Wille, zu besonderem Dank verpflichtet.

In diesem Jahr fallen die Bad Orber Gespräche in eine Phase emsigen Abarbeitens vieler gesundheitspolitischer Aufgaben, die der Koalitionsvertrag aufgegeben hat. Der erst im März diesen Jahres berufene Gesundheitsminister Jens Spahn drückt aufs Tempo: bei der Pflege, bei schnelleren Arzt-Terminen, beim Mega-Thema Digitalisierung oder bei der Organspende. Und spätestens seit dem Apothekertag Mitte Oktober wissen wir: Der Minister macht nun auch bei Arzneimittel ernst.

Grundsätzlich ist das erst einmal positiv. Denn Vieles ist in den Monaten der zähen Regierungsbildung liegen geblieben. Als forschender Arzneimittelhersteller erhoffen wir uns von den geplanten gesetzlichen und untergesetzlichen Regelungen, dass sie zu einer weiteren Verbesserung der Versorgung mit innovativen und neuartigen Arzneimitteln führen. Und zwar flächendeckend und in allen Bundesländern. Und so, dass zum Beispiel Nutzenbeschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses in den Regionen ihren Weg in die Versorgung finden.

Auch wenn Jens Spahn nun ins Rennen um den Parteivorsitz der CDU eingestiegen ist, gehen wir fest davon aus, dass in Bundesregierung und Bundestag weitere Herausforderungen bei den Gesundheitsthemen beherzt angepackt und diese – was klug wäre – mit den betroffenen Akteuren beraten und weiter ←7 | 8→entwickelt werden. Allen Experten im System ist klar: es gibt nach wie vor Handlungsbedarf, ob bei der Qualität der flächendeckenden Versorgung, beim Morbi-RSA, bei der Digitalisierung oder bei der immer komplexer werdenden Arzneimittelregulierung. Zu einigen dieser Themen werden wir in den nächsten knapp eineinhalb Tagen Positionen und Meinungen hören.

Der Zeitpunkt für Veränderungen im Gesundheitssystem ist jedenfalls günstig: Mehr als 20 Milliarden Euro Finanzausstattung bei den Krankenkassen sind ein gutes Polster, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten. Wann hatte eine Regierung schon einmal eine derart komfortable Ausgangsposition?

Wenn es um Zukunftsthemen geht, möchte ich den Pharma-Dialog der Bundesregierung ansprechen, der vor zwei Wochen mit ein paar Nebengeräuschen gestartet ist. Denn dass zeitgleich ein alle Dialogpartner betreffendes Gesetz vorgestellt wird, war eine „Überraschung“.

Als forschendes Pharmaunternehmen haben wir jedenfalls einige Erwartungen, was die Stärkung von Forschung, Entwicklung und Produktion in Deutschland angeht. Stichworte wie Präzisionsmedizin und neuartige Therapieverfahren stehen ebenfalls auf der Agenda – das ist ermutigend!

Denn dort tut sich Einiges: Die größten Fortschritte in der Krebsbehandlung werden derzeit in der Personalisierten Medizin erreicht. Sie verspricht eine zielgenaue Behandlung, die sich an den individuellen molekularen Merkmalen des Tumors orientiert und dem Patienten eine maßgeschneiderte Therapie ermöglicht. Solche Therapien beschreiben mit ihren Mechanismen einen Paradigmenwechsel in der Krebstherapie: weg von indikationsspezifischer Tumorbekämpfung hin zu mutationsspezifischer, indikationsübergreifender Therapie. Das heißt, vereinfacht gesagt, dass es in Zukunft Medikamente gibt, die gezielt den Treiber einer Tumors ausschalten und damit möglicherweise in ganz unterschiedlichen Organen wie etwa Lunge, Leber oder Niere wirken. Mit speziellen Tests können dann mit höchster Wahrscheinlichkeit diejenigen Patienten gefunden werden, die von der Behandlung profitieren. Wunderbarer Nebeneffekt: Auf diese Weise werden auch weniger zielgerichtete Behandlungen mit entsprechenden Nebenwirkungen reduziert.

Immer kleinteiligere Forschung auf der molekulargenetischen Ebene ermöglicht oftmals nur noch Studiendesigns, die weniger Evidenz liefern.

Obwohl wir uns als Hersteller sehr bemühen und darauf ausgerichtet sind, in unserer Forschung und Entwicklung den Anforderungen der evidenzbasierten Medizin zu genügen, ist es uns oftmals nicht möglich, den Anforderungen evidenzbasierter Medizin zu 100% zu genügen. Warum? Zum Beispiel weil die Patientenzahlen sehr, sehr gering sind oder weil auf Grund von dramatischen ←8 | 9→Effekten bei einzelnen Patienten eine vergleichende Studie ethisch nicht mehr vertretbar wäre.

Wir sind froh, dass der G-BA und Sie, Herr Hecken hier durchaus bemüht sind, Brücken zu bauen und Lösungen zu finden, vor allem wenn der Innovationscharakter solcher Therapien gesehen wird. Im Interesse der Patienten sollten wir mutig sein, auch solchen Therapien durch den Formalismus hindurch einen Weg in die Versorgung zu ermöglichen.

In diesem Sinne: ich wünsche uns allen eine schwungvolle Veranstaltung mit munteren Debatten und vielen neuen Einsichten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Details

Seiten
170
Erscheinungsjahr
2019
ISBN (PDF)
9783631805572
ISBN (ePUB)
9783631805589
ISBN (MOBI)
9783631805596
ISBN (Hardcover)
9783631804308
DOI
10.3726/b16296
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Oktober)
Schlagworte
Der Innovationsfonds Die Krankenhausfinanzierung Reform der Krankenhausstrukturen Ambulante Diagnosen Arzneimitteltherapie und RSA Das AMNOG nach 8 Jahren Arzneimittelinformationssysteme Pharmazeutische Innovationen
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2019. 170 S., 37 farb. Abb., 5 s/w Abb., 3 Tab.

Biographische Angaben

Eberhard Wille (Band-Herausgeber:in)

Eberhard Wille war nach dem Studium an der Universität Bonn, der Promotion und der Habilitation an der Universität Mainz Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft an der Universität Mannheim. Er war Mitglied und Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.

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