Fachsprachen in Didaktik und Translatorik: Theorie und Praxis / LSP in Teaching and Translation: Theory and Practice
Zusammenfassung
The book consists of ten chapters on research into specialized language. The first part is a contribution to the current discussion on trends in today’s LSP (Language for Specific Purposes) teaching, with a special focus on teaching methods and techniques, student motivation, the use of the latest technology in LSP and working more closely with the actual professionals in the field for the benefit of the students. The second part focuses on specialized translation, discourse analysis in LSP and written and spoken professional communication. With authors from a number of countries worldwide, the book offers a unique approach to the field of LSP studies.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Foreword
- Vorwort der Herausgeberinnen
- Inhaltsverzeichnis
- Fachtextsorten- in-Vernetzung als räumliche Manifestation der Fachkommunikation/Specialized text type networking as a spatial manifestation of specialist communication
- Part I. Fachsprachenlehren und -lernen, studienbegleitender Fremdsprachenunterricht und CLIL/Teaching and learning specialized languages: From languages for specific purposes to CLIL
- Rahmencurricula für Studienbegleitenden Deutschunterricht: Eine Hilfe für das Zusammenspiel zwischen Lehrenden und Lernenden/Framework curricula for a cross-faculty companion programme for teaching German at university: Enhancing the synergy between learners and teachers
- The M-Learning revolution: Using mobile apps to teach specialized vocabulary among the students of architecture
- Das Potenzial erstsprachiger Studierender für die Fachsprachendidaktik – deutsches Recht als Beispiel/The potential of L1-students for the acquisition of specialized language – German law as an example
- Legal English teaching optimization in nonacademic conditions
- Using the L2MSS to understand learner motivation in a course of English for the Humanities
- Part II. Fachsprachen: Translatorik und Diskursanalyse/Language for specific purposes: Translation and discourse analysis←141 | 142→
- Translation of specialized political language: A cross-cultural critical perspective
- Building a bridge between life and ESP
- The language of hunting in translation – What is lost, what is saved: The problem of disappearing metaphors in LSP translation
- Specialized discourse, or discourse-specific features? Lexical choice and cultural connotations in the property advertising domain
- Autorinnen und Autoren/Authors
Klaus-Dieter Baumann
Abstract: The paper focuses on specialist texts and their intertextual connections. The intertextuality and communication spaces are a result of an extremely complex interaction of different areas of specialist communication. The special nature of subject-specific intertextuality in providing access to specific areas in communication spaces is based on creating a complex network of relations between reference levels. The author presents the object of investigation from a concrete methodological perspective and develops strategies to overcome the existing and possible difficulties. The paper discusses the development of the interdisciplinary model of subject-specific-in-network and subject-specific communication spaces through empirical analyses and theoretical considerations on the individual reference levels.
Keywords: specialist texts, subject-specific communication, communication spaces, LSP
1 Einleitung
Unter dem Eindruck der seit den 1980er Jahren radikal zunehmenden Bedeutung der digitalen Informations- und Kommunikationsmedien (Internet, World Wide Web, E-Book u.a.) sieht sich die moderne Sprachwissenschaft veranlasst, die bisher dominante physische Interpretation des Verhältnisses von Sprache und Raum grundlegend zu überdenken (Bonfadelli, Jarren & Siegert 2005). Dabei hat sich ihre Hinwendung zur Kategorie des Raumes vor allem seit den 1990er Jahren deutlich verstärkt, obwohl unter dem Eindruck einiger zeitgenössischer Philosophen die Auffassung vertreten wurde, dass die frei kombinierbaren elektronischen Strukturen der Kommunikation (vgl. computertechnologische Telemedialität, News Groups, Mediennetzwerke u.a.) die direkten Zusammenhänge zwischen Raum und Kommunikation immer unbedeutender werden lassen (Rajewski 2002). So hat z.B. der französische Philosoph Paul Virilio (1986) hervorgehoben, dass die ←13 | 14→durch die elektronische Revolution bedingte angebliche ‚Ortlosigkeit’ der Kommunikation bzw. die ‚Deterritorialisierung’ von Sachverhalten und Prozessen der Realität zu einer „Ästhetik des Verschwindens“ führt (vgl. Koselleck 2003: 78). Die auch in anderen Wissenschaften vertretene These von der technologisch bedingten Irrelevanz des Raumes hat schließlich dazu geführt, dass gegenwärtig Wissenschaftsvertreter von unterschiedlichen erkenntnistheoretischen Positionen aus um ein modernes transdisziplinäres Raumkonzept ringen.
In der Linguistik macht die seit dem Ende der 1980er Jahren als topologische Wende bzw. spatial turn (Weigel 2002: 151–165) bezeichnete Neuperspektivierung der Kategorie des Raums deutlich, dass – ausgehend von den als gesichert geltenden methodologisch-methodischen Annäherungen an die realen Formen der Sprache-Raum-Relation (z.B. Analyse kartierbarer Räume von Sprachfamilien, Dialekten usw. durch die Sprachgeografie, Dialektologie, areale Linguistik) – eine interdisziplinär fundierte Konzeptualisierung der vielfältigen Sprache-Kommunikation-Raum-Beziehungen ansteht (Serebrennikow 1976: 93 ff.).
Aus unserer Sicht steht der Raumdiskurs bei einer umfassenden Darstellung der Sprache–Kommunikation–Raum-Beziehungen vor folgenden inhaltlichen Herausforderungen:
1. Charakterisierung und Systematisierung der Vielfalt von (physikalischen, territorialen, gesellschaftlichen, kulturellen, ethnischen, virtuellen, kybernetischen u.a.) Räumen, Raumvorstellungen, Raumwahrnehmungen bzw. Raumverhältnissen als Voraussetzung für weiterführende Erkenntnisperspektiven,
2. Darstellung des Untersuchungsgegenstandes Raum aus einer konkreten methodologisch-methodischen Perspektive (z.B. materialistisches vs. metaphysisches, absolutistisches vs. relationales, statisches vs. dynamisches bzw. geschlossenes vs. offenes Herangehen) (Läpple 1991: 157 ff.),
3. Entwicklung von Strategien der konzeptionellen Bewältigung von Raum durch: a) die Überlagerung physischer Räume durch soziale Räume (Netzwerke);b) den Umgang mit sinnlich nicht wahrnehmbaren aber faktisch vorliegenden räumlichen Ordnungen (Telekommunikation); c) die Bestätigung von Räumlichkeit durch die Präzisierung räumlicher←14 | 15→ Ordnungen (Logistik), d) die Ablösung räumlicher durch funktionale Ordnungen (Funktionssysteme) u.a. (Stichweh 2008: 157).
4. Untersuchung der Spezifik der medientechnologisch bedingten Erweiterung des Raumkonzepts (z.B. Welche Räume können sich über welche Medien konstituieren?),
5. Analyse von kulturbezogenen bzw. einzelwissenschaftsspezifischen Raumvorstellungen (Raum als fachlich gebundenes Institutionalisierungsmuster: Sozialgeografie, Raumsoziologie, Geschichte, Theologie, Kartografie, Architektur, darstellende Künste, Musik, Literatur u.a.),
6. Umsetzung der territorialen, politischen, ökonomischen, ideologischen u.a. Globalisierungserfahrungen auf die Interpretation von Raum: z.B. Raum als Identitätsprinzip,
7. Einsatz von Raum als erkenntnistheoretisches Ordnungsprinzip z.B. bei der Strukturierung sozialer Interaktionsabläufe zwischen den an der Kommunikation Beteiligten oder beim Transfer von Datenmengen,
8. Kognitionswissenschaftlich fundierte Erweiterung von Raum zum Wissenskonfigurations- bzw. Denkraum (vgl. mental mapping, images bzw. kognitive Landkarten: mentale Repräsentation von Abbildern der Realität; Bedeutung räumlicher Metaphern; Raum als Schema zur Erfassung der objektiven Realität; Textsortenspezifik von Denkräumen; Denkraum als dynamische Räumlichkeit; systematische Ausdifferenzierung von Denkräumen) (Hoffstadt 2009),
9. Konzipierung von Raum als a) Gefüge dynamischer Wechselbeziehungen kommunikativer Aktivitäten; b) infrastrukturelle Vernetzung globaler und lokaler elektronischer Medienensembles; c) Nutzungsgefüge kulturspezifischen, fachlichen u.a. Wissens; d) institutionelle Organisation von Kommunikationspartnern; e) Mehrdimensionalität von Kommunikation; f) Modus der Informationsgewinnung, Informationstransfer und Informationsnutzung; g) Mensch-Computer-Mensch Interaktivität u.a. (vgl. dazu Faßler 2001),
10. Umsetzung eines konkreten Methodenpluralismus bei der empirischen Analyse von Raum unter Berücksichtigung strukturell-funktionaler, kommunikativ-kognitiver u.a. Zusammenhänge,
11. Differenzierung der konzeptuellen Verbindungen von (fachlicher) Intertextualität und (fachlichem) Kommunikationsraum (Hinwendung zu vielschichtigen (Fach-) Textsortennetzen) und
←15 | 16→12. Interdisziplinäre Modellierung des komplexen Zusammenhangs zwischen Mensch – (Fach-)Sprache – (Fach-) Kommunikation – (Fach-)Text(sortennetze) und Raum (d.h. Raum als Medium, das zwischen den Menschen (Fach-) Kommunikation vermittelt).
Bei der Beschreibung von Fachtexten-in-Vernetzung als Zugang zur Konstituierung fachlicher Kommunikationsräume gehen wir davon aus, dass der Raum eine grundlegende interaktive Existenzweise der Fachkommunikation im Allgemeinen und der Fachtexte-in-Vernetzung im Besonderen darstellt (Baumann 2008: 109 ff.). Ein komplexes erkenntnistheoretisches Herangehen ermöglicht es, den fachlichen (Kommunikations-)Raum als eine historisch konkrete, dynamische, mehrdimensionale Konstellation zu erfassen, die auf konkreten Relationen, Referenzen und/oder Konfigurationen zwischen den kommunikativ-kognitiven Determinationszusammenhängen der in der Fachkommunikation vorkommenden Fachtextsorten(netzen) beruhen.
Die Kategorie des Netzes ist durch ihre begriffliche Anschaulichkeit besonders geeignet, um weiterführende Erkenntnisse über die Breite, Tiefe, Dichte und Wechselwirkungen der raumbildenden Bezüge in der Fachkommunikation zu gewinnen (Döring & Thielmann 2008).
Da Netzwerke die Eigenschaft aufweisen, Zusammenhangsmuster in der Interaktion der jeweiligen Partner modellieren zu können, entwickeln sie sich häufig zu Standards der Fachkommunikation.
2 Die Konzepte der fachlichen Intertextualität und des Raums
Seit dem Beginn der 1980er Jahre gebührt den beiden Textlinguisten R. de Beaugrande und W. Dressler (1981: 192 ff.) das wissenschaftliche Verdienst, die wechselseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten, die zwischen Texten bestehen, als ein konstitutives Kriterium von (fachlicher) Textualität erkannt zu haben. Sie heben die zentrale Bedeutung der Intertextualität für die Ausprägung von Textsorten folgendermaßen hervor:
„Intertextualität ist, ganz allgemein, für die Entwicklung von TEXTSORTEN als Klassen von Texten mit typischen Mustern von Eigenschaften verantwortlich…“ (ebenda: 13).
←16 | 17→Im Weiteren haben R. de Beaugrande und W. Dressler deutlich gemacht, dass das Konzept der Intertextualität unverzichtbar ist, um „die Abhängigkeit zwischen Produktion bzw. Rezeption eines gegebenen Textes und dem Wissen der Kommunikationsteilnehmer über andere Texte“ aufzuzeigen (ebenda: 188 – Hervorhebung im Zitat – K.-D.B.). Mit diesem über den Gegenstandsbereich der Linguistik hinausgehenden Entwurf haben R. de Beaugrande und W. Dressler der Entwicklung interdisziplinärer Beschreibungsansätze im Allgemeinen und der komplexen Betrachtung von Kommunikationsraum im Besonderen den Weg bereitet. Einer der ersten raumorientierten Intertextualitätsansätze hat sich zu Beginn der 1980er Jahre entwickelt. Das Modell der globalen Intertextualität stützt sich dabei auf einen erweiterten, sich selbst reproduzierenden offenen Textbegriff, welcher die Grenzen der Prätexte überschreitet und alle semantischen Strukturen unter den Begriff der Intertextualität subsumiert. Nach Auffassung von J. Kristeva (1972: 348) ist jedem Text globale Intertextualität eigen:„…jeder Text baut sich als Mosaik von Zitaten auf, jeder Text ist Absorption und Transformation eines anderen Textes“. Sie schlussfolgert daraus, dass kein Text isoliert zu betrachten ist. Damit konzipiert sie den universalen Intertext, der Räumliches integriert (vgl. Laiko 2004).
Auch die translatorische Intertextualität geht offensichtlich von einer Raumdeterminiertheit kommunikativer Handlungen aus, wobei das Fachtextmusterwissen von der Ausgangs- in die Zielsprache transferiert wird (Baumann 2009a). Das Modul des Räumlichen bezieht sich im Rahmen dieses Ansatzes auf die vom Dolmetscher bzw. Übersetzer vermittelten (teil)äquivalenten/nichtäquivalenten Beziehungen zwischen ausgangs- und zielsprachlichen Fachtext(sort)en sowie den personenvermittelten textbasierten Transfer zwischen mindestens zwei Einzelsprachen.
Darüber hinaus integrieren weitere Intertextualitätsmodelle die Perspektive des Räumlichen in ihre Analysen. Dazu zählen z.B. die:
Details
- Seiten
- 208
- Erscheinungsjahr
- 2019
- ISBN (PDF)
- 9783631777565
- ISBN (ePUB)
- 9783631777572
- ISBN (MOBI)
- 9783631777589
- ISBN (Hardcover)
- 9783631775332
- DOI
- 10.3726/b15375
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2019 (April)
- Schlagworte
- Fachsprachenuntersuchungen Übersetzen Fachfremdsprachendidaktik neue Tendenzen Fachterminologie tertiäre Bildung
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2019. 207 pp., 14 fig. b/w, 8 tables
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG