Die Relevanz der «Business Judgement Rule» (§ 93 Abs. 1 S. 2 AktG) für die Vorstandsuntreue
Unter Rückschluss auf die Handhabung des Untreuetatbestands bei der Beurteilung unternehmerischer Vorstandsentscheidungen
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Vorwort
- Gliederung
- Abkürzungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- A. Einleitung
- I. Einführung
- II. Problemstellung und Untersuchungsgegenstand
- III. Untersuchungsrelevanter Adressatenkreis
- IV. Gang der Untersuchung
- B. Grundlagen
- I. Die Business Judgement Rule
- 1. US-amerikanische Herkunft der Business Judgement Rule
- 2. Grundlage der Business Judgement Rule im deutschen Richterrecht
- a) BGHZ 135, 244 ff. (ARAG/Garmenbeck-Entscheidung)
- aa) Sachverhalt
- bb) Maßgebliche Entscheidungsgründe
- b) Schlussfolgerung
- 3. Die Aufnahme der Business Judgement Rule in § 93 Abs. 1 S. 2 AktG
- a) Hintergrund
- b) Einsetzung einer Regierungskommission
- aa) Empfehlungen bezüglich der Einrichtung einer Corporate Governance Codex-Kommission
- bb) Empfehlungen an den parlamentarischen Gesetzgeber
- c) Gesetzgeberische Intention
- d) Tatbestandsmerkmale des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG
- aa) Unternehmerische Entscheidung
- bb) Vernünftige Annahme, zum Wohle der Gesellschaft zu handeln
- (1) Allgemeines
- (2) Eingehung existenzgefährdender Risiken
- (a) Literaturansichten
- (b) Stellungnahme
- (3) Gutgläubigkeit als gesonderter Prüfungspunkt?
- cc) Vernünftige Annahme, auf Basis angemessener Information zu handeln
- dd) Freiheit von Interessenskonflikten
- (1) Allgemeines
- (2) Objektive Voraussetzung?
- (a) Literaturansichten
- (b) Stellungnahme
- (3) Eigennützige Entscheidungen
- (4) Gremienentscheidungen
- (a) Literaturansichten
- (b) Stellungnahme
- ee) Kein Eingehen „übergroßer“ Risiken
- 4. Zwischenergebnis
- II. Die Untreue
- 1. Der Untreuetatbestand
- 2. Möglichkeit einer Relevanzentfaltung des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG innerhalb der Tatbestandsalternativen des § 266 Abs. 1 StGB
- a) § 266 Abs. 1 1. Alt. StGB (Missbrauchstatbestand)
- b) § 266 Abs. 1 2. Alt. StGB (Treubruchstatbestand)
- 3. Zwischenergebnis
- C. Mögliche Formen der Relevanz
- I. Entlastende (strafausschließende) Relevanz
- 1. Unmittelbar entlastende Relevanz
- 2. Mittelbar entlastende Relevanz
- a) Die Ausführungen Adicks
- b) Kritik
- c) Zwischenergebnis
- 3. Zwischenergebnis
- II. Belastende (strafbegründende) Relevanz
- 1. Unmittelbar belastende Relevanz
- a) Tauglichkeit des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG zur unmittelbaren Begründung einer Vermögensbetreuungspflichtverletzung im Sinne des § 266 Abs. 1 StGB
- aa) Wortlaut
- (1) Negativformulierung
- (2) Vergleich mit BGHZ 135, 244 ff. (ARAG/Garmenbeck-Entscheidung)
- (3) Auseinandersetzung mit den Ausführungen Feddersens in der Festschrift für Adolf Laufs
- (a) Das Überschreiten der „Grenzen der Business Judgement Rule“
- (b) Der Vorschlag einer Aufnahme der Business Judgement Rule in § 266 StGB
- (c) Zwischenergebnis
- (4) Auseinandersetzung mit den Ausführungen Winnens
- (5) Vergleich mit BGHZ 175, 365 ff. (UMTS-Entscheidung)
- (a) Sachverhalt
- (b) In diesem Zusammenhang maßgebliche Entscheidungsgründe
- (c) Schlussfolgerung
- (6) Zwischenergebnis
- (7) Blankett oder normatives Tatbestandsmerkmal?
- (8) Schlussfolgerung
- (9) Zwischenergebnis
- bb) Telos
- (a) Ein rettender Hafen („safe harbour“) für das Vorstandsmitglied versus Vermögensschutz zugunsten der Gesellschaft
- (b) Intention einer effektiven Konfliktlösung im Rahmen des Aktienrechts
- (c) Die Rechtsnatur des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG
- (aa) § 93 Abs. 1 S. 2 AktG als unwiderlegbare Rechtsvermutung
- (bb) § 93 Abs. 1 S. 2 AktG als Konkretisierung von Sorgfaltspflichten
- (cc) § 93 Abs. 1 S. 2 AktG als Tatbestandsausschlussgrund
- (dd) Stellungnahme
- (d) Zwischenergebnis
- cc) Systematik
- (1) Berücksichtigung des § 93 Abs. 2 S. 2 AktG
- (2) Subjektivierung in § 93 Abs. 1 S. 2 AktG
- (3) Zwischenergebnis
- dd) Zwischenergebnis
- b) Das Prinzip der asymmetrischen Akzessorietät
- aa) Akzessorietät zwischen Straf- und Zivilrecht
- (1) Strafbarkeitsausschließende Akzessorietät
- (2) Strafbarkeitsbegründende Akzessorietät
- (a) Ausgangspunkt
- (b) Einschränkung: Asymmetrie der Akzessorietät
- bb) Anwendung auf § 93 Abs. 1 S. 2 AktG
- cc) Zwischenergebnis
- 2. Mittelbar belastende Relevanz
- a) In Betracht kommende Ansätze
- aa) Die Business Judgement Rule als strafrechtsautonom auszulegendes Prinzip?
- bb) Indizielle Bedeutung der Aufnahme der Business Judgement Rule in § 93 Abs. 1 S. 2 AktG, vgl. BGHSt 50, 331 ff. (Mannesmann-Entscheidung)
- (1) Sachverhalt
- (2) In diesem Zusammenhang maßgebliche Entscheidungsgründe
- (3) Adressatenkreis
- (4) Kritik an diesem Ansatz
- cc) Vorliegen einer Pflichtverletzung nach § 266 Abs. 1 StGB bei kumulativem Verstoß gegen mehrere Voraussetzungen der Business Judgement Rule („zwei bzw. drei aus vier“)
- (1) Grundüberlegung
- (a) Vergleich mit BGHSt 47, 187 ff. (SSV Reutlingen-Entscheidung)
- (aa) Sachverhalt
- (bb) In diesem Zusammenhang maßgebliche Entscheidungsgründe
- (b) Schlussfolgerung
- (2) Kritische Würdigung des Vorschlags
- dd) Zwischenergebnis
- ee) Vorliegen einer Vermögensbetreuungspflichtverletzung bei Nichterfüllung einzelner Tatbestandsmerkmale des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG?
- ff) Zwischenergebnis
- b) Einfluss der Nichterfüllung einzelner Tatbestandsmerkmale des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG auf das Vorliegen einer Pflichtverletzung gemäß § 266 Abs. 1 StGB
- aa) Das Verhältnis zwischen Gesellschaftsrecht und Strafrecht
- (1) Subsidiaritätsgrundsatz
- (2) Zulässigkeit einer systematischen Abweichung vom Subsidiaritätsgrundsatz im Wirtschaftsstrafrecht?
- (3) Rechtssoziologischer Ansatz
- (4) Ineffektivität eines „überholenden Strafrechts“
- (5) Zwischenergebnis
- bb) Auswirkungen auf die Pflichtverletzung als zentrales Merkmal des Untreuetatbestands
- (1) Grundsatz: Berücksichtigung eines weiten Beurteilungsspielraums bei unternehmerischen Entscheidungen
- (2) Vermeidung einer „Tatbestandsverschleifung“
- cc) Restriktionsbemühungen
- (1) Gesteigerte Anforderungen an die Pflichtverletzung
- (a) Erfordernis einer „gravierenden“ Pflichtverletzung
- (aa) BGHSt 47, 148 ff. (Zweite Kreditvergabe-Entscheidung)
- (i) Sachverhalt
- (ii) In diesem Zusammenhang maßgebliche Entscheidungsgründe
- (bb) BGHSt 47, 187 ff. (SSV Reutlingen-Entscheidung)
- (i) Sachverhalt
- (ii) In diesem Zusammenhang maßgebliche Entscheidungsgründe
- (cc) Abkehr von dem Erfordernis einer „gravierenden“ Pflichtverletzung in BGH NJW 2006, 453 ff. (Kinowelt-Entscheidung)?
- (i) Sachverhalt
- (ii) In diesem Zusammenhang maßgebliche Entscheidungsgründe
- (dd) Aufgabe des Erfordernisses einer „gravierenden“ Pflichtverletzung in BGHSt 50, 331 ff. (Mannesmann-Entscheidung)?
- (i) Sachverhalt
- (ii) In diesem Zusammenhang relevante Festellungen des Gerichts
- (ee) Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 23. Juni 2010
- (ff) Conclusio
- (gg) Zwischenergebnis
- (hh) Rückschlüsse auf die Ermittlung einer Vermögensbetreuungspflichtverletzung anhand der aufgezeigten Judikatur
- (i) Strafrechtsautonome Ermittlung anhand von Indizien
- (ii) Strafrechtsautonome Ermittlung unabhängig von Indizien
- (iii) Zivilrechtsakzessorische Ermittlung
- (iv) Stellungnahme
- (v) Zwischenergebnis
- (b) Vermögensbetreuungspflichtverletzung bei Überschreitung des „erlaubten Risikos“
- (c) Vermögensbetreuungspflichtverletzung bei evidentem Pflichtverstoß im Sinne einer Unvertretbarkeit der Entscheidung
- (d) Zwischenergebnis
- (2) Vorschläge gesteigerter Anforderungen im Rahmen des subjektiven Tatbestands
- (a) Gesteigerte Anforderungen an die Vorsatzform
- (b) Einfügung des subjektiven Merkmals der Bereicherungsabsicht
- (c) Zwischenergebnis
- dd) Weitere Orientierungsbemühungen
- (1) Fallgruppenbildung durch die Rechtsprechung
- (2) Kritik
- (3) Zwischenergebnis
- ee) Zwischenergebnis
- ff) Vor diesem Hintergrund: Möglichkeiten eines mittelbar strafbegründenden Einflusses der Business Judgement Rule
- (1) Tauglichkeit eines Verstoßes gegen einzelne Merkmale des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG zur Begründung einer Pflichtverletzung gemäß § 266 Abs. 1 StGB
- (a) Vernünftige Annahme, zum Wohle der Gesellschaft zu handeln
- (aa) Unternehmenswohl als zentraler Orientierungsmaßstab
- (bb) Problem einer subjektiven ex ante-Betrachtung im Strafrecht
- (i) Die Entscheidung erfolgte allein aus subjektiver ex ante-Sicht nicht im Unternehmensinteresse
- (ii) Die Entscheidung entsprach sowohl aus subjektiver als auch aus objektiver ex ante-Sicht nicht dem Unternehmensinteresse
- (iii) Relevanz unter Berücksichtigung der „Vernunft“ als Objektivitätskriterium?
- (iv) Zwischenergebnis
- (b) Vernünftige Annahme, auf der Grundlage angemessener Information gehandelt zu haben
- (c) Freiheit der Entscheidung von Interessenkonflikten
- (d) Zwischenergebnis
- (2) § 93 Abs. 1 S. 1 AktG zuzüglich des strafrechtlichen Evidenzerfordernisses als Maßstab für die Prüfung einer Vermögensbetreuungspflichtverletzung
- (a) Beurteilung des Evidenzkriteriums anhand eines subjektiven ex ante-Maßstabs?
- (b) Beurteilung des Evidenzkriteriums anhand einer objektiven ex ante- oder einer ex post-Betrachtung?
- (c) Konsequenz: Berücksichtigung von Fahrlässigkeiten?
- (d) Zwischenergebnis
- (e) Ermittlung des evidenten Sorgfaltspflichtverstoßes anhand einer branchenspezifischen Gesamtschau
- (3) Verbleibender Relevanzgehalt des § 93 Abs. 1 S. 2 AktG: Indizwirkung
- (4) Zwischenergebnis
- 3. Praktische Relevanz im Rahmen der Strafverfolgung
- 4. Zwischenergebnis
- D. Fazit
Achenbach, Hans: Zivilrechtsakzessorietät der insolvenzstrafrechtlichen Krisenmerkmale?, in: Gedächtnisschrift für Ellen Schlüchter, herausgegeben von Gunnar Duttge, Gerd Geilen, Lutz Meyer-Goßner und Günter Warda, Köln u.a. 2002, S. 257–273, zitiert: Achenbach, in: GS Schlüchter, 2002.
—/Ransiek, Andreas (Hrsg.): Handbuch Wirtschaftsstrafrecht, 3. Auflage, Heidelberg u. a. 2012, zitiert: Bearbeiter, in: Achenbach/Ransiek, Handbuch Wirtschaftsstrafrecht.
Adick, Markus: Vorstandsuntreue (§ 266 StGB) und Business Judgment, Die strafrechtliche Bewertung unternehmerischen Handelns unter Berücksichtigung von Verfahrensregeln, Frankfurt am Main 2010, zitiert: Adick, Organuntreue und Business Judgment, 2010.
Albrecht, Peter-Alexis: In Treue gegen die Untreue, – Rainer Hamm und sein steter Versuch, die Rechtsprechung zur verfassungsrechtlichen Präzisierung des § 266 StGB anzuhalten –, in: Festschrift für Rainer Hamm zum 65. Geburtstag am 24. Februar 2008, herausgegeben von Regina Michalke, Wolfgang Köberer, Jürgen Pauly und Stefan Kirsch, Berlin 2008, S. 1–19, zitiert: P.-A. Albrecht, in: FS Hamm, 2008.
Altvater, Gerhard: Der strafrechtliche Untreuetatbestand, § 266 StGB auch heute noch sinnvoll und notwendig, DRiZ 2004, S. 134.
Alwart, Heiner: Wirtschaftsstrafrecht im Übergang, JZ 2006, S. 546–548.
—: Modernes Wirtschaftsstrafrecht als Projekt, in: Festschrift für Harro Otto zum 70. Geburtstag am 1. April 2007, herausgegeben von Gerhard Dannecker, Winrich Langer, Otfried Ranft, Roland Schmitz und Joerg Brammsen, Köln u.a. 2007, zitiert: Alwart, in: FS Otto, 2007.
American Law Institute (Hrsg.): Principles of Corporate Governance: Analysis and Recommendations, Washington D.C. 1994, zitiert: American Law Institute, Principles of Corporate Governance: Analysis and Recommendations, 1994.
Arbeitskreis „Externe und interne Überwachung der Unternehmung“ der Schmalenbach Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.: 20 goldene Regeln für die unternehmerische Entscheidung, ZIP 2006, S. 1068, zitiert: Arbeitskreis Überwachung, ZIP 2006.
—: Praktische Empfehlungen für unternehmerisches Entscheiden, – Zur Anwendung der Business Judgment Rule in § 93 Abs. 1 Satz 2 AktG –, DB 2006, S. 2189–2196, zitiert: Arbeitskreis Überwachung, DB 2006. ← XXV | XXVI →
Arnold, Stefan: Untreue im GmbH- und Aktienkonzern, Herbolzheim 2006, zitiert: Arnold, Untreue im GmbH- und Aktienkonzern, 2006.
Arzt, Gunther: Zur Untreue durch befugtes Handeln, in: Festschrift für Hans-Jürgen Bruns zum 70. Geburtstag, herausgegeben von Wolfgang Frisch und Werner Schmid, Köln u.a. 1978, S. 365–383, zitiert: Arzt, in: FS Bruns, 1978.
—/Weber, Ulrich/Heinrich, Bernd/Hilgendorf, Eric: Strafrecht, Besonderer Teil, 2. Auflage, Bielefeld 2009, zitiert: Arzt/Weber/Heinrich/Hilgendorf, Strafrecht BT.
Balthasar, Stephan/Hamelmann, Uwe: Finanzkrise und Vorstandshaftung nach § 93 Abs. 2 AktG: Grenzen der Justiziabilität unternehmerischer Entscheidungen, WM 2010, S. 589–594.
Bassenge, Peter/Brudermüller, Gerd/Ellenberger, Jürgen/Götz, Isabell/Grüneberg, Christian/Sprau, Hartwig/Thorn, Karsten/Weidenkaff, Walter/Weidlich, Dietmar (Hrsg.): Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 73. Auflage, München 2014, zitiert: Bearbeiter, in: Palandt, BGB.
Baums, Theodor: Risiko und Risikosteuerung im Aktienrecht, ZGR 2011, S. 218–274.
Details
- Seiten
- XLVII, 212
- Erscheinungsjahr
- 2015
- ISBN (PDF)
- 9783653049497
- ISBN (MOBI)
- 9783653976632
- ISBN (ePUB)
- 9783653976649
- ISBN (Paperback)
- 9783631657058
- DOI
- 10.3726/978-3-653-04949-7
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2015 (April)
- Schlagworte
- unmittelbare und mittelbare Relevanz asymmetrische Akzessorietät Indizwirkung ex ante-Maßstab
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. XLVII, 212 S.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG