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Superintelligenz?

Möglichkeiten und Grenzen Künstlicher Intelligenz in interdisziplinärer Perspektive

by Markus Iff (Volume editor) Andreas Losch (Volume editor)
©2021 Edited Collection 138 Pages

Summary

Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der KI und damit einhergehender technischer Konstruke stellt sich die Frage, wie sich Künstliche Intelligenz von menschlicher Intelligenz unterscheidet und was genau unter Intelligenz zu verstehen ist. Wird hier irgendwann eine eigenständige Art von bewusstem Leben entstehen, das nicht leibgebunden und körperbezogen ist? Ob und wie werden Autonomie und Intentionalität in künstlichen Intelligenzsystemen ausgeübt und Verantwortung adressiert? Welche theologischen Impulse gibt es zur Einordnung und kritischen Begleitung der KI? Die Beiträge dieses Buches geben Antworten in interdisziplinärer Perspektive, werfen aber auch neue Fragen auf.

Table Of Contents

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Künstliche Intelligenz, quo vadis? (Ulrike Barthelmeß, Ulrich Furbach)
  • Natürliche Intelligenz. Aspekte der psychometrischen Intelligenzkonzeption (Wolfgang Mack)
  • Verantwortungsvolle Künstliche Intelligenz und menschliche Autonomie (Klaus Mainzer)
  • Woher kommt der Geist? (Heribert Vollmer)
  • Intelligenz, Moral und Maschinen (Andreas Losch)
  • Vernunft, Denksinn und Weisheit – Anthropologisch-theologische Perspektiven zur Künstlichen Intelligenz (Markus Iff)
  • Autorenverzeichnis

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Vorwort

Forschung und Entwicklung von Systemen mit künstlicher Intelligenz haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Roboter und Algorithmen können manches besser lernen als der Mensch. Selbstlernende Programme spielen besser Schach als Menschen, erkennen Emotionen, können in Tests oft nicht von Menschen unterschieden werden. Sie entwickeln sich selbständig weiter. Entwickelt sich Künstliche Intelligenz (KI) zu einer Art Superintelligenz, die menschliche Intelligenz ersetzen kann? Liegt in ihr die Zukunft der Menschheit? Was genau ist Intelligenz, wie unterscheidet sich natürliche von künstlicher Intelligenz und was haben sie miteinander zu tun?

Die Jahrestagung der Karl Heim Gesellschaft 2019, die an der Theologischen Hochschule Ewersbach in Dietzhölztal stattfand, stellte sich diesen Fragen. Auch das Wissenschaftsjahr 2019 widmete sich der Künstlichen Intelligenz. Der Fokus der Tagung lag dabei weniger auf den utopischen oder dystopischen Zukunftserwartungen im Umfeld des Themas, wie sie mit den Visionen Ray Kurzweils oder Nick Bostroms verbunden werden, als auf den realistischen Möglichkeiten und gegenwärtigen Herausforderungen der KI und ihrer Entwicklungen. Das Besondere der in diesem Band versammelten Tagungsbeiträge und eines weiteren Beitrags des Informatikers Heribert Vollmer ist der interdisziplinäre Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen der KI.

Ulrike Barthelmeß und Ulrich Furbach befassen sich in ihrem Beitrag einführend und grundlegend mit den Möglichkeiten und Grenzen der KI. Ausgehend von einem historischen Überblick, werden die grundlegenden Techniken für maschinelles Lernen und Wissensverarbeitung aufgezeigt, und ebenso Fragen der Ethik und des Bewusstseins von KI-Systemen angesprochen. Es gibt zwar problematische Aspekte des Einsatzes von KI, die Autoren kommen jedoch zu dem Schluss, dass KI nicht per se gut oder schlecht sei, sondern es darauf ankommt, wie wir die künstlichen Intelligenzsysteme einsetzen und nutzen.

Der Psychologe Wolfgang Mack bestimmt antizipatorische Verhaltenssteuerung als Grundgerüst für intelligentes Verhalten. Vergleichbar mit den Intelligenzorganen hat sich die natürliche Intelligenz im Laufe der Evolution entwickelt. Die Frage nach einem nicht anthropozentrisch und biozentrisch begrenzten Intelligenzbegriff muss, so Mack, am Zweck der Intelligenz ansetzen. Dies erfordert jedoch eine allgemeine Theorie der Intelligenz, in der die Fähigkeit zur Trennung von Regelmäßigkeit und Zufall integriert ist. Vor ←7 | 8→diesem Hintergrund ist die Hypothese einer weit über die menschliche Intelligenz hinausgehenden Superintelligenz sehr fragwürdig.

Klaus Mainzer, Mathematiker, Grundlagentheoretiker und Philosoph, erörtert das Verhältnis von verantwortungsvoll gebrauchter KI und menschlicher Autonomie. Er legt eine Definition von KI vor und weist dabei auf die Gemeinsamkeiten mit der evolutionär entstandenen menschlichen Intelligenz hin. Mainzer erläutert die Entwicklung der KI und schlägt ein breites Autonomieverständnis vor, das heutige KI-Systeme einschließt. In Zukunft wird es daher weniger um die erkenntnistheoretische Frage gehen, wann KI-Systeme zur Autonomie fähig sind, sondern um die ethische und rechtliche Frage, bis zu welchem Grad wir die technische Entwicklung autonomer Systeme zulassen wollen.

Der Informatiker Heribert Vollmer geht der Frage nach, inwiefern informationstechnische Systeme Intelligenz simulieren und ob durch den Bau hochkomplexer Systeme wirklich künstliches Bewusstsein oder ein künstlicher Geist entstehen kann. Wie er zeigt, sind diese Fragen eng verwandt mit der Frage, wie im Laufe der Evolutionsgeschichte überhaupt der Geist im Universum entstehen konnte und wie der Geist im Menschen entstand. Vollmer diskutiert kritisch das Paradigma des „Konnektionismus”, eines kognitionswissenschaftlichen Ansatzes, der mentale Phänomene mithilfe sog. „(künstlicher) neuronaler Netze” erklären will, die auf symbolischen Berechnungen beruhen.

Andreas Losch denkt über die Konstellation von Intelligenz, Moral und Maschinen nach. Kann eine künstliche Intelligenz sich auch moralisch verhalten? Können Roboter Gutes und Böses beurteilen, wenn sie nur entwickelt genug sind? Diese Frage der Maschinenethik ist verschieden von der Frage, wie wir als Menschen die Handlungen oder Aktionen von programmierten Maschinen beurteilen. Dass Maschinen für uns Entscheidungen treffen, jedenfalls gehört zum Phänomen der KI. Ihre Verheißung ist, dass die KI selbst in einer schwierigen Situation den besseren Schluss zieht als der überforderte Mensch. Was aber, wenn sie sich gegen uns entscheidet?

Die Entwicklung informationstechnischer Systeme und der KI wirft aus theologischer Sicht Fragen nach dem Proprium menschlicher Intelligenz auf. Markus Iff untersucht, wie die Verstehensdimension menschlicher Intelligenz im Sinne von phänomenalem und intentionalem Bewusstsein, die eine notwendige Bedingung für die Entstehung von Sprache, Kommunikation, Sozialität, Wissenschaft und Religion ist, konstruktiv auf formalisierbare und regelorientierte Prozesse der KI bezogen werden kann. Der Theologie geht es um Dimensionen menschlichen Daseins als geschöpflichem Leben, die nicht instrumentalisierbar, formalisierbar und konstruierbar sind und doch ←8 | 9→fundamental für menschliches Leben. Informationstechnische Systeme können das Interagieren der Menschen mit der Wirklichkeit der Welt erweitern, auch wenn sie die Interaktionen zwischen Menschen als körpergebundenen Entitäten nicht ersetzen.

Wir danken allen Mitgliedern, Mitarbeitenden und Freunden der Karl-Heim-Gesellschaft für die Unterstützung in dem zurückliegenden Jahr, das von der Corona-Pandemie geprägt war und auch die Arbeit der Karl-Heim-Gesellschaft eingeschränkt hat. Umso mehr freuen wir uns, dass sie uns gewogen geblieben sind. Vielen Dank auch schon im Voraus für jede weitere Unterstützung in den kommenden Monaten und Jahren.

Für die Herausgeber: Markus Iff und Andreas Losch im Juli 2021

Details

Pages
138
Year
2021
ISBN (PDF)
9783631869314
ISBN (ePUB)
9783631869321
ISBN (Hardcover)
9783631869284
DOI
10.3726/b19183
Language
German
Publication date
2021 (November)
Keywords
Bewusstsein Vernunft Geist Konnektionismus Humanintelligenz Autonome Systeme Digitalisierung Robotik
Published
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 138 S., 1 farb. Abb., 2 s/w Abb.

Biographical notes

Markus Iff (Volume editor) Andreas Losch (Volume editor)

Ulrich Beuttler ist außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie in Erlangen und Pfarrer in Backnang. Markus Iff ist Professor für Systematische Theologie und Ökumenik an der Theologischen Hochschule Ewersbach in Dietzhölztal. Andreas Losch ist promovierter Theologe und forscht an der Universität Bern zu einer „Ethik der Planetaren Nachhaltigkeit". Markus Mühling ist Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Martin Rothgangel ist Professor für Religionspädagogik in Wien.

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