Transiträume und transitorische Begegnungen in Literatur, Theater und Film
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Zum Geleit
- Vorwort
- Inhalt
- Begegnungen in Transiträumen / Transitorische Begegnungen: Bericht über das GiG-Colloquium Ende Mai 2014 in Limerick, Irland (Ernest W.B. Hess-Lüttich)
- I Transitraum Heimat
- Transiträume in den Romanen Emine Sevgi Özdamars und Feridun Zaimoğlus (Núria Codina)
- Zwischen Bewegung und Begegnung, trans und topos: Orte, Nicht-Orte und Räume in Selim Özdoğans Romanen: Die Tochter des Schmieds und Heimstraße 52 (Nergis Pamukoğlu-Daş)
- Zur Synchronie der Lebenswelten: Überlegungen zur Dynamik im Third Space (Kathleen Thorpe)
- Transiträume und Heimatlosigkeit als Grunderlebnis bei Herta Müller (Garbiñe Iztueta)
- W.G. Sebalds „Transmigration“ zwischen Räumen, Zeiten und Sprachen: eine „unheimliche Heimat“ (Elena Polledri)
- Begegnungen und Bewegungen im ‚Transitraum‘ Wirtschaftswunder: Heinrich Bölls Der Bahnhof von Zimpren (Elena Giovannini)
- Bewegung im Transitraum am Beispiel des Spinozastreits (Stephan Mühr)
- II Transitraum Exil
- Heimat, Anpassung und Transit in der Literatur des Exils und der Migration. Versuch einer Zusammenführung (Thomas Pekar)
- Flucht aus dem Dunkel: Nihat Behrams Schwalben des verrückten Lebens (Theresa Specht)
- Ästhetisierung von Verlust? Raum und Verräumlichung zwischen Statik und Dynamik in ausgewählter Vertreibungsprosa von Josef Mühlberger und Ġassān Kanafānī (Hala Farrag)
- Eine Neuverortung des migrierenden Subjekts – Anna Seghers Transit (Astrid Henning-Mohr)
- Transitorische Zeiterfahrung. Zum Vertigo temporis in Günther Anders’ Tagebuch aus dem amerikanischen Exil (Almut Constanze Nickel)
- Erinnerungsraum als Transitraum? Zur literarischen Rauminszenierung Afrikas in Stefanie Zweigs Kenia-Romanen (Julia Augart)
- Rousseau und Goethe im Transit zwischen Offenbarungs- und Naturreligion (Yoshito Takahashi)
- III Transitraum Heterotopie/Utopie
- Wurzellos und zeitenthoben? Schweden als Transitraum und deutsche Heterotopie im Werk Antje Rávic Strubels (Claudia Gremler)
- Grenze und Meer als transitorische Raummetaphern in Yoko Tawadas jüngster Prosa (Marja-Leena Hakkarainen)
- Ist die Realität nur der Transitraum in die Dystopie? Die Welt zerstreuter Träume in Christian Krachts Roman Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten (Şebnem Sunar)
- Räumlichkeit und Mobilität bei Kafka im Lichte der Raumtheorien (Neeti Badwe)
- Berlin Transit: Wie „Halb-Asien“ dem ‚Westen‘ begegnete (Astrid Starck-Adler)
- Berlin als Metapher für Umbruch und Transformation in Carmen-Francesca Bancius Berlin ist mein Paris (Hiltrud Arens)
- Nachtgestalten der Großstädte: Bordelle als Transiträume (Swati Acharya)
- Seelische Befreiung Im Taxi. Unterwegs in Kairo: Chaled al-Chamissis literarische Prophezeiung der Revolution vom 25. Januar 2011 in Ägypten (Aleya Khattab)
- IV Transitraum Film und Theater
- Transiträume der deutsch-türkischen Migration zwischen Ort und Nicht-Ort am Beispiel von Almanya – Willkommen in Deutschland (Deniz Bayrak / Sarah Reininghaus)
- Transiträume zwischen Einreise und Abschiebung: Die Problematik der Asylbewerbung in H. Kutlucans Ich Chef, Du Turnschuh und A. Maccarones Fremde Haut (Alan Corkhill)
- Die Vielschichtigkeit der Heimatvorstellungen in Martina Priessners Film Wir sitzen im Süden (2010) (Mahmut Karakuş)
- The Invisible Men: Tel Aviv als Gegen- und Transitraum für schwule Palästinenser (Joachim Warmbold)
- Rückzugsraum, Idylle, Raumbruch. Zur filmischen Darstellung von Idyllen (Dieter Hermann Schmitz)
- Alamania aus heterotopischer Sicht: Die Tür und das Theater (Ana R. Calero Valera)
- Transit Tauris-Tenochtitlán-Türkei: Iphigenia als kulturelle Überläuferin und transkulturelle poetische Spielfigur (Norbert Mecklenburg)
- Die Transformation von Dostoevskijs „Krisenräumen“ in der Inszenierung von Frank Castorfs „Der Idiot“ (Svetlana Bartseva)
- Anschriften der Autoren
- Series index
Sabine Egger / Withold Bonner / Ernest W.B. Hess-Lüttich
(Hrsg.)
Transiträume und transitorische
Begegnungen
in Literatur, Theater und Film
Redaktion:
Ernest W.B. Hess-Lüttich (Berlin/Kapstadt),
Britta C. Jung & Sandra Wagner (Limerick)
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Gedruckt mit großzügiger Unterstützung des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
ISSN 0945-9588
ISBN 978-3-631-71690-8 (Print)
E-ISBN 978-3-631-72601-3 (E-PDF)
E-ISBN 978-3-631-72602-0 (EPUB)
E-ISBN 978-3-631-72603-7 (MOBI)
DOI 10.3726/b11320
© Peter Lang GmbH
Internationaler Verlag der Wissenschaften
Frankfurt am Main 2017
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Diese Publikation wurde begutachtet.
Über das Buch
In Literatur und Medien sind Bahnhöfe, Flughäfen, Häfen, Parkplätze (und die damit assoziierten Verkehrsmittel) allgegenwärtig. Das gilt auch für Flüchtlingslager und deren Umgebungen. Angesichts transnationaler Mobilität als Alltagserfahrung sind ‚Transiträume‘ (Foucault), ‚Räume‘ (de Certeau), ‚Nicht-Orte‘ (Augé) und ‚liminale‘ Räume (Turner) im ‚Grenzbereich‘ (Lotman) zu einem unübersehbaren Topos geworden. In der Sprach-, Literatur- und Kulturtheorie trägt das Konzept des spatial turn dieser Entwicklung Rechnung. Transitorische Begegnungen in Grenzbereichen sind zugleich eine Herausforderung für das offene Konzept der Interkulturalität. Dies diskutiert der vorliegende Band anhand von Fragen wie diese: Was für Begegnungen finden in Transiträumen statt? Stellen derartige Begegnungen bestehende Identitätskonzepte in Frage? Kann ein Transitraum einen Rahmen für Transdifferenz oder Hybridität bilden? Wie beeinflusst die Bewegung in verschiedenen Transportmitteln sinnliche und kulturelle Perspektiven? Wie unterscheiden sich Räume in verschiedenen Gattungen, Medien oder Künsten? Wie stehen sie miteinander in Bezug? Experten interkultureller Germanistik aus aller Welt antworten darauf in ihren Beiträgen aus literatur-, kultur- und medienwissenschaftlicher Sicht.
Zitierfähigkeit des eBooks
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Zum Geleit
Genau 10 Jahre vor der Tagung der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik in Limerick, aus der die hier vorgelegte Band hervorgegangen ist, wurden die Filmfestspiele von Venedig mit dem Film „Terminal“ von Stephen Spielberg eröffnet, mit Tom Hanks und Catherine Zeta-Jones in den Hauptrollen. Er handelte von dem authentischen Fall eines Reisenden, der im Transitbereich eines Flughafens strandet und weder einreisen darf (Sicherheitschef Dixon: „America is closed“) noch in seine Heimat zurückgeschickt werden kann. Die Idee zu dem Film basierte auf dem Schicksal des Iraners Mehram Karimi Nasseri, der von 1988 bis 2006 auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle lebte. Mit seinem Film bezog Spielberg programmatisch Stellung gegen die post-9/11-Paranoia der US-Regierung unter George W. Bush mit der Gründung des ‚Heimatschutzministeriums‘ (US Department of Homeland Security) und dessen von Misstrauen gegenüber Fremden und Migranten geprägte Abschottungspolitik.
An diesen Film musste ich bei der Lektüre der Beiträge zu diesem Buch wieder denken, und daran, wie schnell unser „nomadisches Dasein zwischen Ländern und Metropolen, zwischen Urlaub und Dienstfahrt, Transitlounge und Hotel“ – so schrieb Dirk Schümer seinerzeit in seiner Kritik für das Feuilleton der Frankfurter←5 | 6→ Allgemeine (04.10.2014) – „unbehaust“ werden kann.1 Ich dachte aber auch an den Fall des chinesischen Menschenrechtlers Feng Zhenghu, dem die chinesischen Sicherheitsbehörden die Rückreise in seine Heimat verweigerten und der deshalb monatelang im Transitbereich des Flughafens Tokio-Nerita festsaß; an die zahllosen „sans papiers“ in Frankreich oder in der Schweiz, die immer auf der Hut ein Dasein im Zwischenreich von Broterwerb und Abschiebung fristen; an die nach ‚Asylschnellverfahren‘ in den Un-Orten der Rückführungszentren konzentrierten Flüchtlinge und Migranten, die in vager Zukunftshoffnung vergeblich Grenzen zu überwinden trachteten.
Wie entfernt und aus anderen Zeiten klingt da der berühmte Satz eines deutschen Bundespräsidenten: „Nicht ein Europa der Mauern kann sich über Grenzen hinweg versöhnen, sondern ein Kontinent, der seinen Grenzen das Trennende nimmt“. 32 Jahre nach der historischen Rede Richard von Weizsäckers am 8. Mai 1985 aus Anlass des 40. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus ist der Satz aktueller denn je. Von Grenzen, alten und neuen, ist in jüngster Zeit wieder sehr viel die Rede. Hanno Rauterberg schaut (in der Zeit 72.11 v. 09.03.2017: 38) auf die Landkarte und sieht beklommen überall Mauern wachsen. Der amerikanische Präsident will „the wall“ an der Südgrenze, 3144 km lang, „and the Mexicans will pay for it!“. Der türkische Präsident hat schon mal seine Südgrenze zubetoniert, 221 km, die Rechnung ging an Brüssel. Ungarn baut die Grenzzäune, die es im Westen einst durchschnitt, im Süden wieder auf. Israel baut emsig an 900 km Grenzmauern gen Süden und Osten. Indien rüstet die Grenze zu Bangladesh weiter auf, 4000 km feste Wehr. Tunesien erhöht die Grenzzäune gegen Libyen, Kenia gegen Somalia, Saudi-Arabien gegen Irak. Frontex bewacht die Südgrenzen der Festung Europa, was deren Insassen mittlerweile Milliarden kostet, wie die Süddeutsche Zeitung ausgerechnet hat.2 Allein nach dem Fall der innerdeutschen Grenze habe sich die Zahl wehrhafter Grenzbefestigungen mehr als verdreifacht, rechnet die kanadische Geographin Elisabeth Vallet (2014: 2) vor; inzwischen summierten sie sich (je nach Zählweise) auf gut 40‘000 km (ibid.) – ein Erdgürtel aus Mauerwerk und Stacheldraht.
Gut, Nationen definieren sich in der Regel nach dem Territorialprinzip über die Abgrenzung nach außen, und deren Funktion wurde schon immer baulich bekräftigt (architectura militaris), seit sesshafte Gemeinwesen sich abzugrenzen wünschten, in Mesopotamien im dritten vorchristlichen Jahrhundert ebenso wie←6 | 7→ in China mit der Großen Mauer oder im Römischen Reich mit Limes und Hadrianswall gegen Goten und Germanen im Norden, mit den Grenzwällen gegen die Sassaniden des Partherreiches und die Sturmtruppen der Perser.
Seit durch Globalisierung und Digitalisierung eine gefühlte Ent-Grenzung droht, verstärkt sich offenbar das Bedürfnis nach Abgrenzung und Vergewisserung des Eigenen. Wenn selbst ehedem linke Philosophen wie Régis Jules Debray das Lob der Grenzen singen (Debray 2016; „éloges des frontières“, Vortrag Tokyo 2010) und die postmoderne Theorie der Deterritorialisierung (Gilles Deleuze usw.) als etwas voreilige Ideologie entlarven, wird das Paradies der Grenzenlosigkeit zum Traum. Erst Grenzen ordnen die Welt, belehren uns Staatsrechtler (wie Klaus Gärditz) – und die scheint aus den Fugen, seit die Folgen der Migration ins öffentliche Bewusstsein drängen und die Internationale der Nationalisten darauf ihr rechtspopulistisches Süppchen kocht.
‚Grenzenlosigkeit‘ lautete das Thema einer kürzlichen Germanistentagung im ungarischen Pécs, in jenem Land, in dem die ‚Begrenzung‘ des ‚grenzenlosen‘ Zustroms von Flüchtlingen zur Staatsraison gehört (obwohl es dort [2017] nur 536 Asylsuchende gibt). Mit dem Thema ‚Grenzenlosigkeit‘ verbinden wir in Europa seit dem Herbst 2015 und Frühjahr 2016, Stichworte wie Außengrenzen, Binnengrenzen, Obergrenzen. Abgrenzung, Ausgrenzung. Es geht um die Begrenzung der Migration, insbesondere der Immigration nach Europa aus Afrika und dem islamischen Krisenbogen. Zumal in Ungarn, Polen, Tschechien, in Holland, Belgien, Frankreich, in Dänemark, England, Deutschland und anderen Ländern, in denen rechtspopulistische Parteien und Bewegungen mit fremdenfeindlichen Parolen Zustimmung heischen. Die täglichen Medienbilder von Flüchtlingen, die auf der Flucht vor Krieg und Hungersnot verzweifelt gegen die Grenzsicherungen anrennen oder in Schlauchbooten an den Küsten des Kontinents zu landen versuchen, können christliche Politiker und deren Wähler nicht in ihrem (wie der Papst in den Tagen der Abfassung dieses Geleitworts gegenüber der polnischen Regierungschefin Beata Maria Szydło bemerkt) nicht ganz so christlichen Einsatz für die „Festung Europa“ und deren wehrhafte Umzäunung beirren. Dabei vergessen sie, dass die Grenze nicht nur eine regulative Funktion hat (Abwehr, Kontrolle), sondern zugleich ein soziopolitisches Zeichen ist: sie ist das Symptom krasser Ungleichheit, woran Rauterberg (2017: 38) mit Georg Simmel (1901) erinnert: „Die Grenze ist nicht die eine räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt“. –
Genau diese Verbindung zwischen Raum und Zeichen, „Gesellschaften in Bewegung“ (Hess-Lüttich, v. Maltzan & Thorpe eds. 2016) und ihrer kulturellen Repräsentanz sucht dieses Buch herzustellen. Denn literarische Autoren sind←7 | 8→ bekanntlich sensible Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen ihrer Zeit, Regisseure greifen in ihren Filmen aktuell brisante Stoffe auf. Erst allmählich finden die täglichen Eindrücke (massen-)medial vermittelter Umbrüche ihren Niederschlag in Sprache („postfaktisch“ wählte die Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres), Literatur und Film. Dass das Thema indes eines nicht ohne Tradition ist, stellt der Band ebenso eindrucksvoll unter Beweis. Er hätte freilich nicht erscheinen können ohne einen namhaften Zuschuss zu den Druck- und Versandkosten, für den dem Deutschen Akademischen Austauschdienst nachdrücklich gedankt sei, und auch nicht ohne den selbstlosen Einsatz von so vielen, die an seinem Entstehen beteiligt waren, nicht zuletzt den Autoren aus aller Welt, den Mitherausgebern in Irland und Finnland, den studentischen Hilfskräften, die sich an der Redigierung der Manuskripte beteiligt haben, der strengen Setzerin des Verlags in ihrer bewährten Sorgfalt. Ihnen allen sei für ihre unschätzbaren Dienste für die ‚gute Sache‘: die Wissenschaft in ihrer internationalen und transdisziplinären Verflechtung, von Herzen gedankt.
Literatur
Debray, Régis Jules 2016: Lob der Grenzen [éloges des frontières], Hamburg: Laika
Hess-Lüttich, Ernest W.B., Carlotta v. Maltzan & Katherine Thorpe (eds.) 2016: Gesellschaften in Bewegung. Literatur und Sprache in Krisen- und Umbruchzeiten [Symposion Johannesburg 2013] (= Cross Cultural Communication 29 = Publikationen der GiG 20), Frankfurt/Main etc.: Peter Lang
Rauterberg, Hanno 2017: „Das geht doch schöner“, in: Die Zeit 72.11 v. 09.03.2017: 38
Rietzschel, Antonie 2016: „So viel kostet die Festung Europa“, in Süddeutsche Zeitung v. 18.06.2015, im Internet unter: http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlingspolitik-so-viel-kostet-die-festung-europa-1.2516084 [24.03.2017]
Schümer, Dirk 2004: „Leben im Transit“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 06.10.2004, im Internet unter: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/video-filmkritiken/kino-leben-im-transit-tom-hanks-in-spielbergs-terminal-1105469.html [05.04.2017]
Simmel, Georg 1901: „Der Raum und die räumlichen Ordnungen der Gesellschaft“, in: id. 1901: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Kap. IX, Berlin: Duncker & Humblot, 460–526
Vallet, Elisabeth 2014: Borders, Fences and Walls. State of Insecurity?, London / New York: Routledge
Bern / Berlin / Kapstadt, im Herbst 2014 und im Frühjahr 2017
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Ernest W. B. Hess-Lüttich←8 | 9→
1 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/video-filmkritiken/kino-leben-im-transit-tom-hanks-in-spielbergs-terminal-1105469.html [05.04.2017]
2 http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlingspolitik-so-viel-kostet-die-festung-europa-1.2516084 [24.03.2017]
Vorwort
Die Beiträge des vorliegenden Bandes sind hervorgegangen aus der Konferenz der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik, die vom 29.5.-1.6.2014 am Mary Immaculate College, Universität Limerick (Irland), in Zusammenarbeit mit dem Irish Centre for Transnational Studies und der Universität Tampere (Finnland) stattfand. Die Konferenz unter dem Thema „Begegnungen in Transiträumen – Transitorische Begegnungen“ stellte mit über 90 Vortragenden aus 30 verschiedenen Ländern eine der größten germanistischen Fachtagungen in der Konferenzsprache Deutsch dar, die bisher in Irland und Großbritannien stattgefunden haben.
Wie im ‚Call for Papers‘ hervorgehoben wurde, hat sich in den letzten 25 Jahren in der Literatur, im Film und in anderen Medien der deutschsprachigen Länder ein kulturelles Raumbewusstsein herausgebildet, in dessen Folge dichotomische Konzepte des ‚Anderen‘ bzw. ‚Fremden‘ und ‚Eigenen‘ zunehmend brüchig geworden sind und alles in Bewegung geraten zu sein scheint, was einhergeht mit einer Ästhetik der Bewegung, Hybridität und Transnationalität. Der Fall des Eisernen Vorhangs, die Osterweiterung der Europäischen Union sowie die großen Flucht- und Migrationsbewegungen der letzten Jahre haben verstärkt Aus- und Einwanderung auf europäischer und globaler Ebene mit sich gebracht. Angesichts derartiger transnationaler, freiwilliger wie erzwungener Mobilität als Alltagserfahrung sind ‚Transiträume‘ (Foucault), ‚Räume‘ (de Certeau) bzw. ‚Nicht-Orte‘ (Augé) wie verschiedene Transportmittel, Bahnhöfe, Flughäfen, Häfen, aber auch Flüchtlingslager und deren Umgebungen und schließlich ‚liminale‘ Räume (Turner) im ‚Grenzbereich‘ (Lotman) zu einem unübersehbaren Topos in den deutschsprachigen Literaturen und anderen Medien geworden. Diesen Entwicklungen trägt insbesondere der ‚Spatial Turn‘ in den Literatur-, Kultur- und Sprachwissenschaften Rechnung. Gleichzeitig stellen derartige transitorische Begegnungen im Grenzbereich eine Herausforderung für das offene Konzept der Interkulturalität dar, das fortwährender Diskussion und Aktualisierung bedarf. Von den Organisatoren der Konferenz wurden in diesem Kontext u. a. die folgenden Fragen formuliert: Was für Begegnungen finden in Transiträumen statt? Stellen derartige Begegnungen bestehende Identitätskonzepte in Frage? Kann ein Transitraum einen Rahmen für Transdifferenz oder Hybridität bilden? Wie beeinflusst die Bewegung in verschiedenen Transportmitteln sinnliche und kulturelle Perspektiven? Wie unterscheiden sich Räume in verschiedenen Gattungen, Medien oder Künsten? Wie stehen sie miteinander in Bezug?←9 | 10→
Die Auseinandersetzung der Autoren des vorliegenden Bandes mit diesen Fragen wurde von den Herausgebern in vier Sektionen zusammengefasst. Während die ersten drei thematisch definiert sind, bildet für letztere das gewählte Medium den gemeinsamen Nenner. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die Sektionen (1) Transitraum Heimat, (2) Transitraum Exil, (3) Transitraum Heterotopie / Utopie und (4) Transitraum Theater und Film.
Aufgrund der hohen Zahl und Qualität der im Anschluss an die Konferenz zur Veröffentlichung eingereichten Beiträge, die sehr unterschiedliche Perspektiven auf das übergreifende Thema eröffnen, erschienen 2016 neben dem Konferenzband zwei weitere Publikationen mit Beiträgen aus der Limericker Konferenz: Das Jahrbuch der German Studies Association of Ireland Germanistik in Ireland 11 (2016) hat als Schwerpunktthema „Transit oder Transformation“, und die Zeitschrift für interkulturelle Germanistik widmet ihren Band 7.2 (2016) ebenfalls dem Thema „Transiträume“.
Die Ausrichtung einer Veranstaltung in dieser Größenordnung wäre nicht möglich ohne die Unterstützung durch verschiedene Organisationen und Institutionen. Gefördert wurde die Konferenz durch die Botschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sowie vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), vom Goethe-Institut Irland, Fáilte Ireland, der Universität Limerick und dem Mary Immaculate College. Die Herausgeber sind diesen Institutionen für deren Hilfe zu großem Dank verpflichtet, ebenso dem Centre for Irish-German Studies für seine Kooperation. Dank gilt außerdem dem Institut für German Studies, dem Arts Office und der Research and Graduate School am Mary Immaculate College für die tatkräftige Unterstützung bei der Vorbereitung der Konferenz, insbesondere Britta C. Jung, die zusammen mit Sandra Wagner auch bei der Endkorrektur der Kapitel dieses Bandes mitgearbeitet hat.
Berlin / Kapstadt / Limerick / Tampere, im Oktober 2016 / März 2017
Sabine Egger, Withold Bonner, Ernest W.B. Hess-Lüttich←10 | 11→
Inhalt
Begegnungen in Transiträumen / Transitorische Begegnungen
Bericht über das GiG-Colloquium Ende Mai 2014 in Limerick, Irland
Transiträume in den Romanen Emine Sevgi Özdamars und Feridun Zaimoğlus
Zwischen Bewegung und Begegnung, trans und topos: Orte, Nicht-Orte und Räume in Selim Özdoğans Romanen
Die Tochter des Schmieds und Heimstraße 52
Kathleen Thorpe (Johannesburg)
Zur Synchronie der Lebenswelten
Überlegungen zur Dynamik im Third Space
Garbiñe Iztueta (Vitoria-Gasteiz)
Transiträume und Heimatlosigkeit als Grunderlebnis bei Herta Müller
W.G. Sebalds „Transmigration“ zwischen Räumen, Zeiten und Sprachen: eine „unheimliche Heimat“
Details
- Seiten
- 461
- Erscheinungsjahr
- 2017
- ISBN (PDF)
- 9783631726013
- ISBN (ePUB)
- 9783631726020
- ISBN (MOBI)
- 9783631726037
- ISBN (Hardcover)
- 9783631716908
- DOI
- 10.3726/b11320
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2017 (August)
- Schlagworte
- Grenze Übergang Heimat Exil Heterotopie Utopie
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 461 S., 2 s/w Abb.