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Die Auswirkung der Vaterlosigkeit auf das Werk Wolfgang Koeppens und Thomas Bernhards

Eine literaturpsychologische Studie

by Emilia Wojtczak (Author)
©2024 Monographs 202 Pages

Summary

Im vorliegenden Buch steht die Thematik der Vaterlosigkeit im Fokus. Das Hauptanliegen besteht darin, anhand der literarischen Werke der deutschsprachigen Autoren Wolfgang Koeppen und Thomas Bernhard zu untersuchen, inwieweit dieser schicksalhafte Umstand Unbilden und Kränkungen hinterlassen hat. Die Abhandlung zielt darauf ab, die Auswirkungen der Vaterentbehrung auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schriftsteller zu beleuchten und wie sich diese in ihren Romanen und literarischen Werken in mehr oder weniger subtiler Weise manifestieren. Dabei sollen die beiden Facetten der Vaterlosigkeit miteinander in Beziehung gesetzt und verglichen werden. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf den Autoren selbst oder ihren Lebensgeschichten, sondern vielmehr auf den fiktiven Figuren in den Werken der ausgewählten Schriftsteller, die den zentralen Untersuchungsgegenstand darstellen.

Table Of Contents

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1. Vaterlosigkeit im Werk deutschsprachiger Schriftsteller nach 1945 – Prolegomena
  • 1.1. Korpus der Dissertation
  • 1.2. Methodologische Instrumente
  • 1.2.1. Psychoanalyse als Forschungsmethode
  • 1.3. Zum Forschungsstand
  • 1.3.1. Über Vaterlosigkeit in Werken Thomas Bernhards und Wolfgang Koeppens bei anderen Forschern
  • 2. Vaterlosigkeit aus sozio-psychologischer Perspektive
  • 2.1. Zum Begriff der Vaterlosigkeit
  • 2.2. Genese der Vaterschaft: Vaterlosigkeit ab dem späten 17. Jahrhundert bis heute
  • 2.3. Bedeutung, Einfluss und Rolle des Vaters
  • 2.4. Vaterlosigkeit und ihre Konsequenzen bei Kindern
  • 2.4.1. Uneheliche Kinder und abwesende Väter
  • 2.4.2. Wirtschaftliche Lage einer vaterlosen Familie
  • 2.4.3. Zu den heterosexuellen Beziehungen eines vaterlosen Sohnes
  • 2.4.4. Psychosoziale Adaptation des Sohnes
  • 2.4.5. Vaterlosigkeit und die daraus resultierende Kreativität
  • 2.4.6. Vaterersatz bei vaterlosen Söhnen
  • 2.4.7. Wege aus der Vaterlosigkeit nach Dorett Funcke
  • 3. Die drei Funktionen des Vaters nach Lacan
  • 3.1. Lacan und der Strukturalismus
  • 3.2. Lacan über die Institution Familie
  • 3.3. Symbolischer Vater (père symbolique)
  • 3.4. Imaginärer Vater (père imaginaire)
  • 3.5. Realer Vater (père réel)
  • 4. Zwischen der Fiktion und Wirklichkeit: zur Vaterlosigkeit in ausgewählten Werken Thomas Bernhards
  • 4.1. Realitätsebene 1: Thomas Bernhard und seine Geschichte der Vaterentbehrung
  • 4.2. Realitätsebene 2 und 3: Vaterlosigkeit in Romanen, Erzählungen und Kurzprosa
  • 4.2.1. Ein Gefühl von Vaterlosigkeit trotz väterlicher Anwesenheit
  • 4.2.1.1. Resümee
  • 4.2.2. Psychosoziales Wohlbefinden: Versuch der Adaptation
  • 4.2.2.1. Resümee
  • 4.2.3. Vaterersatz als Rettung? Die Bedeutung des Großvaters für Thomas Bernhard
  • 4.2.3.1. Resümee
  • 4.2.4. Vaterentbehrung und das Inzest-Motiv
  • 4.2.4.1. Resümee
  • 4.2.5. Die gestörte Beziehung zu Frauen und Kindern als Folge der Vaterlosigkeit
  • 4.2.5.1. Resümee
  • 4.2.6. Drang zum Verbrecherischen
  • 4.2.6.1. Resümee
  • 4.2.7. Vaterlosigkeit und künstlerische Kreativität
  • 4.2.7.1. Resümee
  • 5. Zwischen Fiktion und Wirklichkeit: zur Vaterlosigkeit in ausgewählten Werken Wolfgang Koeppens
  • 5.1. Realitätsebene 1: Wolfgang Koeppen und seine Geschichte der Vaterentbehrung
  • 5.2. Realitätsebene 2 und 3: Vaterlosigkeit in Romanen und Erzählungen
  • 5.2.1. Ein Gefühl von Vaterlosigkeit trotz väterlicher Anwesenheit
  • 5.2.1.1. Resümee
  • 5.2.2. Tod des Vaters
  • 5.2.2.1. Resümee
  • 5.2.3. Vaterersatz
  • 5.2.3.1. Resümee
  • 5.2.4. Die fehlende Beziehung zu Frauen und Kindern – eine Folge der Vaterlosigkeit
  • 5.2.4.1. Resümee
  • 5.2.5. Abtreibungsversuche
  • 5.2.5.1. Resümee
  • 5.2.6. Drang zum Verbrecherischen
  • 5.2.6.1. Resümee
  • 5.2.7. Vaterlosigkeit und künstlerische Kreativität/Karriere
  • 5.2.7.1. Resümee
  • 6. Vergleich: Vaterlosigkeit bei Thomas Bernhard und Wolfgang Koeppen
  • 6.1. Vatertypen
  • 6.2. Vatersubstitut
  • 6.3. Familienleben
  • 6.4. Drang zum Verbrecherischen
  • 6.5. Vaterlosigkeit und künstlerische Kreativität
  • 6.6. Inzest-Motiv
  • 6.7. Abtreibungsversuche
  • 6.8. Tod des Vaters
  • 7. Schlussfolgerungen
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur von Thomas Bernhard
  • Primärliteratur von Wolfgang Koeppen
  • Sekundärliteratur von Wolfgang Koeppen
  • Reihenübersicht

1. Vaterlosigkeit im Werk deutschsprachiger Schriftsteller nach 1945 – Prolegomena

Albert Camus, Jean-Paul Sartre, Thomas Bernhard, Michel Houellebecq – sie alle gehören als illustrere Intellektuelle und Schriftsteller mit ihren Schriften zum Kanon der großen Literatur. Diese Gemeinsamkeit ist mit Sicherheit nicht abzustreiten, aber es ist eine spezifische familiäre Konstellation, die diese Autoren zu einer besonderen Gruppe zusammenschweißt – die fehlende Vaterfigur.

Die Abwesenheit des männlichen Elternteils und die daraus resultierende Auflösung der prototypischen Familienkonstellation kann die Folge verschiedener Lebensumstände und Aspekte sein. Seit dem Jahre 1945 kann man von einer Generation der Vaterlosigkeit sprechen, die sich auf den Krieg zurückführen lässt. Beispiele unter den deutschen Schriftstellern sind etwa Peter Härtling, dessen Vater 1945 in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft gestorben ist, oder der Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann, dessen Vater 1942 im KZ-Ausschwitz ermordet wurde. Eine beachtliche Abhandlung über die vaterlose Nachkriegsgeneration haben Hermann Schulz, Hartmut Radebold und Jürgen Reulecke mit dem Titel Söhne ohne Väter. Erfahrungen der Kriegsgeneration veröffentlicht.

Diese Kongruenz ist der zentrale Gegenstand der vorliegenden Dissertation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, auf der Grundlage der literarischen Werke der deutschsprachigen Autoren Wolfgang Koeppen und Thomas Bernhard zu erforschen, inwiefern dieser tragische Lebensumstand Unbilden und Kränkungen hinterlassen hat. Die Abhandlung möchte darlegen, in welcher mehr oder weniger latenten Weise bzw. in welchem Maß die Vaterentbehrung sich auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schriftsteller ausgewirkt und damit auch in der Gestaltung der Figuren ihrer Romane und literarischen Schriften widerspiegelt. Es gilt, diese beiden Seiten der Vaterlosigkeit gegeneinander abzuwägen wie auch in Beziehung zu setzen. Entscheidend ist dabei die Perspektive: nicht die Autoren selbst, nicht deren Lebensläufe sollen im Zentrum der Untersuchung stehen – sie fungieren lediglich als Hintergrundfolie –, vielmehr die fiktiven Gestalten in den Werken der ausgewählten Schriftsteller sind der maßgebliche Gegenstand der Forschungsarbeit.

Das Hauptanliegen der Dissertationsschrift ist es, zum einen eine literaturwissenschaftliche Lücke in der Sekundärliteratur zu beiden Schriftstellern zu füllen, zum anderen darauf zu verweisen, dass die fehlende Vaterfigur, die heutzutage häufig in der Gesellschaft anzutreffen und damit aktueller ist als je zuvor, ein enormes Defizit in der Entwicklung eines jungen Mannes darstellt, vor allem ein großes Hindernis bei der Identitätsfindung.

Es gibt eine ganze Reihe deutschsprachiger Schriftsteller, die kriegsbedingt ohne Vater aufgewachsen sind. Zu diesen Autoren gehören der Schriftsteller und Ethnograph Hubert Fichte (*1935), der bereits erwähnte Erzähler, Lyriker und Journalist Peter Härtling (*1933) oder der Schriftsteller Michael Zeller (*1944). Sie alle verbindet das gleiche Schicksal – Vaterlosigkeit durch Kriegseinwirkung.

Hubert Fichte hat berichtet, dass sein jüdischer Vater, um sein Leben zu retten, ins schwedische Exil geflohen ist. In Fichtes Werken findet man Verweise auf die fehlende Vaterfigur. So hat er zum Beispiel im Roman Detlevs Imitationen „Grünspan“ folgendes darstellen wollen:

Im dritten Roman vermitteln ‚Intentionen‘ zwischen dem Kind Detlev und dem jungen Mann Jäcki. Es handelt sich um eine Lebensgeschichte, die jedoch nicht als lineare Progression angelegt ist, sondern abwechselnd von zwei Altersstufen aus. Detlev wird Kinderdarsteller auf der Bühne; für sich spielt der Schriftsteller; und als Berufstätiger ohne Vater imitiert er früher und ernsthafter als andere Kinder das Erwachsensein (Braun, Fichte, 2005, S. 10).

Man kann davon ausgehen, wenn man sich mit der Biografie des Autors auseinandergesetzt hat, dass seine Werke stark autobiografisch sind. Als Ethnologe hat er auch Orte beschrieben, die er besucht hat und die eine wichtige Rolle für ihn spielen. So erfährt man auch, dass die wichtigsten Körperteile im Leben eines bisexuellen Ethnologen und Schriftstellers bei der Erforschung einer bikontinentalen Kultur die Füße sind (Braun, Fichte, 2005, S. 10).

Anders sieht es bei Peter Rühmkorf aus, der 1929 als unehelicher Sohn der Lehrerin Elisabeth Rühmkorf in Dortmund geboren wurde. Über seinen Vater sagte Rühmkorf auf eine märchenhafte Art und Weise, dass er ein reisender Puppenspieler war.1 Es ist offenkundig, dass sein Vater sich nach seiner Geburt davongemacht hatte.2 Dies ist eine der wenigen Informationen, die man von Rühmkorf über seinen Vater erfährt. Der Lyriker gilt eindeutig als ein politischer Schriftsteller (vgl. Uerlings, Rühmkorf, 1988, S. 15). Aufklärungslust und Kritik am Zeitgeist sind ausschlaggebend in seinen Gedichten. Es gibt allerdings kein Gedicht, das die Vaterfigur einbezogen hätte. Auch in seiner Prosa erzählt Rühmkorf von den Zuständen in Deutschland, über seinen Vater aber schweigt er konsequent. Gleiches gilt für seine biografischen Schriften: es fehlt jeder Hinweis auf den Vater.

Wie bereits erwähnt, haben Schulz, Radebold und Reulecke in ihrer umfangreichen Abhandlung Söhne ohne Väter. Erfahrungen der Kriegsgeneration die damaligen zeitgeschichtlichen Erfahrungen in Bezug auf die Vaterlosigkeit untersucht, wobei sie zahlreiche Berichte, Fakten und Folgen berücksichtig haben. In ihrer Studie haben die Autoren die Berichte von Männern festgehalten, die kriegsbedingt ihren Vater verloren hatten. Darunter sind auch Peter Härtling und Michael Zeller. Und obwohl ihre Vaterlosigkeit kriegsbedingt verursacht wurde, steht fest, dass es für ein Kind keinen Unterschied macht, „ob der Vater gefallen ist für Volk und Vaterland, vermisst, verhungert, in Gefangenschaft oder irgendwo seinen Verletzungen erlegen (…). Der Verlust des Vaters ist ein brutaler Einschnitt, der den Sohn, das Kind, lebenslang begleitet – und beschäftigt!“ (Schulz, Radebold, Reulecke, Söhne, 2009, S. 10).

Die vorliegende monographisch ausgerichtete Dissertation verfolgt als erstes Ziel, eine Analyse aller Romane und Erzählungen von Wolfgang Koeppen und Thomas Bernhard unter der Prämisse der Vaterlosigkeit durchzuführen und möchte zugleich unter diesem Aspekt die Texte dieser beiden Autoren miteinander vergleichen. Anzumerken ist, dass obwohl Bernhard zu den meist gelesen Schriftstellern Österreichs gehört und Koeppen in der deutschen Literarturgeschichte fest etabliert ist, dieser Thematik bisher keine ausführliche psychoanalytische Abhandlung in der vorliegenden Form gewidmet wurde und erst recht keine Gegenüberstellung der Autoren Bernhard und Koeppen. Eine Ausnahme stellt allerdings die Diplomarbeit Wild wächst die Blume meines Zorns… Die Vater-Sohn-Problematik von Bernhard Judex aus dem Jahre 1997, die im Kapitel 1.3. Vorgehensweise und der Forschungsstand näher erläutert wird und die als einzige die Vater-Sohn-Thematik im Werk Bernhards analysiert. Nennenswert scheint auch die Forschungsschrift Der abwesende Vater – Wege aus der Vaterlosigkeit. Der Fall Thomas Bernhard von Dorett Funcke, die eine Einzelfallrekonstruktion vorgelegt hat, die den Fokus auf die Kernfamilie Bernhards legt. Diese beachtliche Arbeit wurde im Bereich der Soziologie geleistet, sie kollidiert in keiner Weise mit dem Forschungsvorhaben dieser Dissertation – vielmehr kann die hier vorgelegte Forschungsschrift als Ergänzung fungieren; das gilt auch für den Text von Bernhard Judex.

Im Zentrum der Arbeit, die forschungspraktisch die Psychoanalyse als ihr methodologisches Instrument gewählt hat, stehen zwei grundlegende Fragen: Inwieweit ist es möglich, auf der Grundlage der literarischen Werke der Autoren Thomas Bernhard und Wolfgang Koeppen, Bedingungen für eine psycho-soziologische Analyse hinsichtlich des fehlenden Elternteils auszuloten? Und welche Unterschiede zeigen sich hinsichtlich des Aspekts der Vaterlosigkeit bei beiden Schriftstellern?

Nicht minder wichtig ist es zu vermerken, dass die Arbeit trotz des Zusammenwirkens mit anderen Disziplinen immer ihren literaturwissenschaftlichen Charakter bewahrt: Die Literaturwissenschaft bildet zahlreiche Teildisziplinen, die mittels der Hermeneutik Teilbereiche erforschen. Viele dieser Teildisziplinen können eine starke Wissensbasis formen, die aber erst in inter- oder transdisziplinärem Rahmen ihre volle Aussagekraft entfaltet. Demnach können Inter- und Transdisziplinarität als Begriffe verstanden werden, die zu einem tieferen Verständnis des Gegenstands der Forschung beitragen. Es ist also unumgänglich, dass die einzelnen Teildisziplinen eine Querverbindung zu anderen Disziplinen herzustellen. Nicht anders geht die vorliegende Arbeit vor, die zwar einen interdisziplinären Charakter aufweist, aber ihr Anliegen auch in gewissem Grade transdisziplinär verfolgt. Das manifestiert sich im praktisch-analytischen Teil der Arbeit, der Disziplinen wie Psychologie, Literaturwissenschaft und Soziologie miteinander verflicht, aber auch über deren Grenzen hinausgeht. Mit Blick auf den transdisziplinären Charakter der Studie ist festzuhalten, dass „transdisziplinären Forschungen vor allem praktische Ziele verfolgen und dabei die sozialen Interessen über die Forschungsinteressen stellen (…)“ (vgl. Włodarczyk, transdyscyplinarność, 2011, S. 63). Wenn man diesem Grundsatz folgt und außerdem berücksichtigt, dass schon während des Ersten Weltkrieges die Kinder von fast zwei Millionen gefallenen oder vermissten Soldaten als (Kriegs-)Halbweisen aufwuchsen – und die Verluste waren nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus größer – (vgl. Radebold, Fakten, 2009, S. 117), kann angenommen werden, dass bei den Betroffenen das soziale Interesse bezüglich dieser Tragödie enorm war. Das Bedürfnis nach Verarbeitung der traumatischen Situation war äußerst groß und diese konnte mitunter auf dem Weg der Empirie bewältigt werden. Nicht viel anders ist es heutzutage, wenn aufgrund von Scheidung, Tod oder Trennung aus freiem Stücken der Vater nicht mehr da ist. Die Spaltung der triadischen Familienkonstellation, die im letzten Jahrhundert meist eine Folge von Krieg darstellte, wird heutzutage überwiegend durch die Trennung der Eltern ausgelöst.

Der Philosoph Jürgen Mittelstraß (geb. 1936) schreibt in seinem Artikel On Transdisciplinarity, dass die Forschung zunehmend über ihre disziplinären Grenzen hinausgeht und kommentiert diesen Sachverhalt mit einigen Beobachtungen:

The borders between fields and disciplines, to the extent that they are still observed at all, threaten to become less institutional borders than cognitive ones. And thus the concept of interdisciplinarity comes to include the notion of an improvement, which should lead in time to a new scientific and academic order. Interdisciplinarity is in consequence neither something normal, nor indeed something really new, nor simply the scientific order itself. When it succeeds, it corrects defective academic and theoretical developments, thereby making clear that we have lost the capacity to think in larger disciplinary units.3

Berücksichtigt man das Entstehungsdatum des Beitrags von Mittelstraß, so lässt sich feststellen, dass das formulierte Ziel, eine neuere wissenschaftliche und akademische Ordnung einzuführen, in der europäischen Forschung mehr oder weniger erreicht und etabliert worden ist. Der Begriff Interdisziplinarität umfasst heute praktisch alle Überlegungen und Bereiche der wissenschaftlichen Forschung (vgl. Hejmej, Muzyka, 2008, S. 81). Notwendig ist aber auch, den Unterschied zwischen Inter- und Transdisziplinarität zu erläutern. Mittelstraß sieht diese Differenz wie folgt:

interdisciplinarity properly understood does not commute between fields and disciplines, and it does not hover above them like an absolute spirit. Instead, it removes disciplinary impasses where these block the development of problems and the corresponding responses of research. Interdisciplinarity is in fact Transdisciplinarity.4

Details

Pages
202
Year
2024
ISBN (PDF)
9783631914588
ISBN (ePUB)
9783631914595
ISBN (Hardcover)
9783631810026
DOI
10.3726/b21547
Language
German
Publication date
2024 (June)
Keywords
Soziologie Vaterentbehrung Psychoanalyse Vaterfunktionen Ödipuskomplex
Published
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2024. 202 S., 2 s/w Abb.

Biographical notes

Emilia Wojtczak (Author)

Emilia Wojtczak erlangte ihren Doktortitel im Institut für Germanistik der Universität Warschau. Ihre Forschungsinteressen widmen sich der Verflechtung der Literatur, Psychologie und Soziologie.

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