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Fiktionen über den Holocaust: Zu der Notwendigkeit und den Grenzen von Geschichten über Geschichte

von Charlotte Kitzinger (Autor:in)
©2024 Dissertation 812 Seiten

Zusammenfassung

Erinnern und Erzählen sind biologisch wie psychologisch unverzichtbar für den Menschen. Zwangsläufig wird dabei Faktisches mit Fiktivem vermischt. In der Literatur bieten mit fiktiven Mitteln gestaltete Erzählungen bestimmte erweiterte Möglichkeiten der Konstruktion von Geschichten. Sie bedienen teilweise auch andere Anliegen, z.B. Leser:innen empathisch zu erreichen. Daher gibt es von 1933 an bis heute trotz aller kritischen Diskurse ein anhaltendes Bedürfnis, auch in Romanen über den Holocaust zu erzählen. Ihr zentraler Erzählgegenstand sind meist Extremerfahrungen und deren traumatische Auswirkungen. Das Buch zeigt auf, wie vielstimmig und erzählerisch unterschiedlich, aber auch wie bedeutsam diese Werke der Holocaust- und Lagerliteratur sind.
Diese Studie enthält zusätzliche Informationen als Anhang. Sie können hier heruntergeladen werden
https://www.peterlang.com/app/uploads/2024/03/Kitzinger_Kurzbiografien_Autoren_der_Holocaustliteratur.pdf

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1 Multifunktionswerkzeug Fiktion? – Zu den biologischen Grundlagen und anthropologischen Annahmen im Hinblick auf das ‚Geschichtenerzählen‘
  • 1.1 Fakten und Fiktionen
  • 1.2 Gruppenidentität und Kooperation. Zur Bedeutung von Narrativen für Kunst und Religion
  • 1.3 Zur Bedeutung von Sprache und Kultur für den ‚Homo fictus‘
  • 1.4 Evolution und Emotion
  • 2 Das narrative Gehirn
  • 2.1 Das menschliche Bewusstsein: Kein ‚karthasisches‘ Theater
  • 2.2 Gene versus Meme
  • 2.3 Narration, Theory of Mind (ToM) und Empathie: Die (unfreiwillige) Form des menschlichen Bewusstseins
  • 2.4 Exkurs: Mimesis und Spiegelneuronen: Fiktion als imitiertes Modell der Welt?
  • 2.5 Exkurs: Das lesende Gehirn
  • 2.6 Gedächtnis und Erinnerung
  • 3 Zur Bedeutung von (fiktionaler) Literatur
  • 3.1 Die ‚heilende‘ Wirkung von Literatur
  • 3.2 Zur Bedeutung von Literatur und Büchern sowie dem Schreiben und Dichten in nationalsozialistischen Gettos und Lagern
  • 4 Traumatheoretische Ansätze – Von der traumatischen Neurose zur Posttraumatischen Belastungsstörung
  • 4.1 Traumatheorie nach dem Holocaust
  • 4.2 Traumatisierende Entschädigungsverfahren und Indifferenz der Nachkriegsgesellschaft
  • 4.3 Moderne Definition des Traumas
  • 4.4 Kollektive Traumata und historische Wunden
  • 4.4.1 Überlebensschuld
  • 4.4.2 Child Survivors
  • 4.4.3 Transgenerationelles Trauma
  • 5 Trauma in der Literatur, das Trauma als Narrativ
  • 5.1 Fiktionale Literatur, Erinnerungsberichte und Historiografie – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
  • 5.1.1 Fiktionales Erzählen
  • 5.2 (Fiktionale) Holocaust- und Lagerliteratur
  • 5.2.1 Merkmale und Charakteristiken der Holocaust- und Lagerliteratur im Gießener Verständnis der Arbeitsstelle Holocaustliteratur
  • 5.2.2 Zwischen Abwehr, ‚Empathie‘ und Überidentifikation: Das Verhältnis von Autor und Leser zur Holocaust- und Lagerliteratur
  • 6 Vom ‚Unfassbaren‘ erzählen – Darstellungsweisen und Ausdrucksmöglichkeiten des Traumas in der fiktionalen Holocaust- und Lagerliteratur
  • 6.1 Fiktionale Holocaust- und Lagerliteratur von den frühen Texten bis in die Gegenwart
  • 6.2 Frühe Romane von 1933 bis 1949
  • 6.2.1 Lili Körber: „Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland“ (deutsches Original 1934) – Roman über die Tragödie einer ‚Mischehe’ in den Anfängen des Nationalsozialismus
  • 6.2.2 Anna Seghers: „Das siebte Kreuz“ (amerikanische Übersetzung 1942, deutsches Original 1943) – Best- und Longseller der Weltliteratur über die politische Verfolgung im Nationalsozialismus und das frühe Konzentrationslager
  • 6.2.3 Hermann Adler: „Ostra Brama“ (deutsches Original 1945) – Legende über das Getto Wilna und einige Helden des Widerstands
  • 6.2.4 Jerzy Andrzejewski: „Die Karwoche“ (polnisches Original 1945, deutsche Übersetzung 1948) – Roman über polnischen Antisemitismus und Gleichgültigkeit am jüdischen Schicksal im Angesicht des Warschauer Gettoaufstands
  • 6.2.5 Ernst Sommer: „Revolte der Heiligen“ (deutsches Original 1946) – Roman über den jüdischen Überlebenskampf in einem polnischen Arbeiter-Getto
  • 6.2.6 Peter Edel: „Schwester der Nacht“ (deutsches Original 1947) – Roman über ein Frauen- und Künstlerschicksal im Holocaust
  • 6.2.7 Ilse Aichinger: „Die grössere Hoffnung“ (deutsches Original 1948) - Roman über die Judenverfolgung aus der Kinderperspektive
  • 6.2.8 Berthie Philipp: „Die Todgeweihten“ (deutsches Original 1949) – Fiktionales ‚Zeugnis‘ einer Hamburger Theresienstadt-Überlebenden
  • 6.2.9 Heinrich Christian Meier: „Im Frühwind der Freiheit“ (deutsches Original 1949) – Roman über den politischen Kampf sowie Homosexualität im Konzentrationslager Neuengamme
  • 6.2.10 Grete Weil: „Ans Ende der Welt“ (deutsches Original 1949) – Erzählung über die Deportation niederländischer Juden
  • Zusammenfassung
  • 6.3 Fiktionale Werke ab 1950 bis 1978
  • 6.3.1 Yehiel Dinur (Kazetnik 135633): „Höllenfahrt. Das kurze Leben der Daniela Preleschnik“, (jiddisches Original 1953, deutsche Übersetzung 1980) – Roman über das Schicksal eines Mädchens im Lagerbordell von Auschwitz
  • 6.3.2 Elie Wiesel: Das Thema der ‚Überlebensschuld’ in der Trilogie „Nacht“ (Yiddish 1956, Deutsch 1962), „Morgengrauen“ (Französisch 1960, Deutsch 1962) und „Tag“ (Französisch 1961, Deutsch 1962)
  • 6.3.3 Danilo Kiš: „Psalm 44“ (serbokroatisches Original 1962, deutsche Übersetzung 2019) – Roman über die gelungene Flucht einer jungen Mutter aus Auschwitz
  • 6.3.4 Joaquim Amat-Piniella: „K.L. Reich“ (spanische Übersetzung 1963, deutsche Übersetzung 2016) – Zwischen Solidarität und Klassenkampf: Roman über spanische Häftlingsgruppen im Konzentrationslager Mauthausen
  • 6.3.5 Ladislav Fuks: „Herr Theodor Mundstock“ (tschechisches Original 1963, deutsche Übersetzung 1964) – Psychologischer Roman über einen Prager Juden, der sich auf die Deportation vorbereitet
  • 6.3.6 Arnošt Lustig: „Ein Gebet für Katharina Horowitzová“ (tschechisches Original 1964, deutsche Übersetzung 1973) – Ein Roman über Selbstbetrug angesichts der Vernichtung, über Opportunismus und die lähmende Wirkung von Hoffnung
  • 6.3.7 Edgar Hilsenrath: „Nacht“ (deutsches Original 1964) – Erstlingsroman über den Alltag und Überlebenskampf der Juden im fiktiven Getto Prokow; „Der Nazi & der Friseur“ (amerikanisches Erstausgabe 1971, deutsche Übersetzung 1977) – Roman über einen grotesken Identitätswechsel vom deutschen SS-Mörder zum jüdischen Holocaustüberlebenden
  • 6.3.8 Aharon Appelfeld: Literarische Gestaltung fragmentarischer und flüchtiger Erinnerungen in seinen Romanen „Tzili“ (hebräisches Original 1982, deutsche Übersetzung 1984), „Der eiserne Pfad“ (hebräisches Original 1992, deutsche Übersetzung 1998) und „Ein Mädchen nicht von dieser Welt“ (hebräisches Original 2013, deutsche Übersetzung 2015)
  • Zusammenfassung
  • 6.4 Fiktionale Werke ab 1979 bis in die Gegenwart
  • Werke der Betroffenen
  • 6.4.1 Jorge Semprún: „Was für ein schöner Sonntag!“ (französisches Original 1980, deutsche Übersetzung 1981) – Autobiografischer und (selbst)reflexiver Roman über die Erinnerungen an das Konzentrationslager Buchenwald
  • 6.4.2 Ralph Giordano: „Die Bertinis“ (deutsches Original 1982) – Autobiografischer Roman und Familienchronik einer deutsch-jüdischen Familie im Holocaust
  • 6.4.3 Cordelia Edvardson: „Gebranntes Kind sucht das Feuer“ (schwedisches Original 1984, deutsche Übersetzung 1986) – Autobiografischer Roman über eine im Holocaust zerstörte Kindheit und problematische Mutter-Tochter-Beziehung
  • 6.4.4 Andrzej Szczypiorski: „Die schöne Frau Seidenman“ (polnisches Original 1986, deutsche Übersetzung 1988) – Roman über die polnische Gesellschaft vor dem Hintergrund der deutschen Besatzung und der Judenverfolgung
  • 6.4.5 Aleksandar Tišma: „Kapo“ (serbisches Original 1987, deutsche Übersetzung 1997) – Roman über ‚Mittäterschaft‘: Ein ehemaliger jüdischer Kapo setzt sich Jahrzehnte nach den Ereignissen mit seiner Schuld auseinander
  • Werke der zweiten und dritten Generation der Überlebenden
  • 6.4.6 Lily Brett: „Zu viele Männer“ (amerikanisches Original 1999, deutsche Übersetzung 2001) – Autobiografischer Roman über das Trauma der zweiten Generation der Holocaust-Überlebenden
  • 6.4.7 David Safier: „28 Tage lang“ (deutsches Original 2014) – All-Age Roman über den Widerstand im Warschauer Getto
  • 6.4.8 Milan Bulaty: „Arbeitstage“ (deutsches Original 2017) – Roman über weitergegebene Traumata und fragmentarisierte Erinnerungen in der zweiten Generation der Überlebenden
  • 6.4.9 Bram Presser: „The Book of Dirt“ (englisches Original 2017) – Familiengeschichte(n) und Mythos: Roman über das Schweigen und Verschwinden der Überlebenden sowie die Suche nach Familienidentität in der dritten Generation der Überlebenden
  • 6.4.10 Marina B. Neubert: „Kaddisch für Babuschka“ (deutsches Original 2018) – Roman über die transgenerationelle Weitergabe von traumatischen Erfahrungen des Holocaust in der dritten Generation
  • Werke der ‚unbeteiligten‘ Autoren
  • 6.4.11 Soazig Aaron: „Klaras Nein“ (französisches Original 2002, deutsche Übersetzung 2003) – Erzählung über den Tod der Seele und der Zerstörung von Mutterschaft durch Auschwitz
  • 6.4.12 Daša Drndić: „Sonnenschein“ (kroatisches Original 2007, deutsche Übersetzung 2015) – Roman mit Dokumentarcharakter über eine Jüdin aus Triest, die 62 Jahre lang ihren von der SS entführten Sohn sucht
  • 6.4.13 Steve Sem-Sandberg: „Die Elenden von Łódź“ (schwedisches Original 2009, deutsche Übersetzung 2011) – Roman über das Getto von Lodz/Litzmannstadt und den Machtmissbrauch des Judenältesten Mordechai Chaim Rumkowski
  • 6.4.14 Antonio Iturbe: „Die Bibliothekarin von Auschwitz“ (spanisches Original 2012, deutsche Übersetzung 2020) – All-Age Roman über die geheime Lagerbibliothek im ‚Kinderblock‘ des Theresienstädter Familienlagers in Auschwitz-Birkenau auf der Grundlage eines Überlebenden-Zeugnisses
  • 6.4.15 Valentine Goby: „Kinderzimmer“ (französisches Original 2013, deutsche Übersetzung 2017) – Roman über Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
  • 6.4.16 Affinity Konar: „Mischling“ (amerikanisches Original 2016, deutsche Übersetzung 2017) – Roman über Mengeles Zwillings-Experimente im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
  • 6.4.17 Yishai Sarid: „Monster“ (hebräisches Original 2017, deutsche Übersetzung 2019) – Kritischer Roman über die gegenwärtige israelische Erinnerungskultur zum Holocaust
  • Zusammenfassung
  • Zusammenfassung und Schlussbetrachtung: Von der Bedeutung aktualisierter Erzählungen über den Holocaust
  • Danksagung
  • Literaturverzeichnis
  • Reihenübersicht

Einleitung

We are made of stories – those that have happened, those that are still happening at this moment in time and those that are shaped purely in our imagination through words, images, dreams and an endless sense of wonder about the world around us and how it works. Unvarnished truths, innermost reflections, fragments of memory, wounds unhealed. Not to be able to tell your story, to be silenced and shut out, therefore, is to be dehumanised. It strikes at your very existence; it makes you question your sanity, the validity of your version of events. It creates a profound, and existential anxiety in us.1

Der Mensch lebt von und durch die (mehr oder weniger) wahren und erfundenen Geschichten, die er sich selbst und anderen erzählt, aber auch von diesen empfängt. Das ist eine alte und längst etablierte Erkenntnis, die immer wieder als selbstverständlicher ‚Fakt‘ in wissenschaftlichen wie populärwissenschaftlichen Kontexten reproduziert wird. Ebenso lange besteht jedoch auch ein Misstrauen gerade gegenüber der Fiktion. Ihre Bedeutung und (gesellschaftliche) Relevanz wird immer wieder kritisch diskutiert – das gilt in ganz besonderem Maße für fiktionale Werke der Holocaust- und Lagerliteratur.2 Diese Arbeit möchte die Annahme, dass Geschichten zu erzählen – auch (und vielleicht gerade) solche über den Holocaust – für den Menschen sowohl unvermeidbar, unabdingbar als auch ‚selbstverständlich‘ ist, ernst nehmen und zum theoretischen sowie konkreten Untersuchungsgegenstand machen.

Diese Arbeit erzählt dabei ebenfalls eine (literaturwissenschaftliche) Geschichte. Eine wissenschaftlich fundierte und quellenbasierte zwar, also keine fiktionale oder ‚erfundene‘, dennoch bleibt es notwendigerweise ein zumindest in Teilen subjektiv interpretierter und von den spezifischen Überzeugungen und kognitiven Voraussetzungen der Autorin geprägter Text. Dies gilt jedoch ausnahmslos für jeden Text, eingeschlossen eben auch für wissenschaftliche Texte. Vor allem aber natürlich und in vielerlei Hinsicht in gänzlich anderer Art und Weise für fiktionale Texte, denen sich diese Arbeit in der Hauptsache widmet, und die in expliziter und ausdrücklicher Form schon auf der Gattungsebene auf ihre Subjektivität und Konstruiertheit hinweisen.

Fiktionale Werke über den Holocaust und die Konzentrationslager sind grundsätzlich ‚unvermeidlich‘ und sogar ‚notwendig‘, das ist – um es bereits vorwegzunehmen – die Grundannahme dieser Arbeit. Dies gilt auch jenseits und trotz aller berechtigten und nachhaltigen Diskussionen um ‚Unsagbarkeit‘ und ‚Angemessenheit‘. Ein generelles ‚Unbehagen‘ vor der Fiktion oder vielmehr der Fiktionalisierung ist unbegründet, wie diese Arbeit zeigen soll. Oder genauer: Diese Beklommenheit ist auf den konkreten Einzelfall bezogen jeweils ebenso angemessen oder unangemessen wie die vor jeder Form der Narration, ob mündlich oder in Schriftform. Dennoch gibt es kaum Erzählungen, die so infrage gestellt wurden und werden, wie die fiktionalen Werke der Holocaustliteratur. Die Gründe dafür sind durchaus unterschiedlich, aber sehr häufig mit moralischen3 Überlegungen und Beurteilungen der ‚Angemessenheit‘ der Darstellungen sowie der Anbindung an die historische Ereignisgeschichte verbunden, wie im Verlauf der Arbeit anhand verschiedener konkreter Romanbeispiele ausgeführt werden wird.

Um zu klären, warum fiktionale Werke über den Holocaust oftmals unterschätzt und zu Unrecht (nur) als ‚Verzerrungen‘ der geschichtlichen Ereignisse wahrgenommen, aber auch mitunter zu optimistisch und einseitig zu ‚Wundermitteln‘ gegen Rassismus und für die Ausbildung von Empathie erklärt werden, wird zu untersuchen sein, auf welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Überlegungen diese Grundannahme(n) basieren. Dies kann jedoch nicht allein aus einer rein literaturwissenschaftlichen Perspektive geschehen. Es ist ebenso notwendig, Erkenntnisse aus anderen wissenschaftlichen Bereichen zu berücksichtigen, wie etwa der Biologie, Anthropologie, Psychologie und den Neurowissenschaften, der Soziologie und Geschichtswissenschaft. Auch wenn dadurch der enge thematische Bezug zur Holocaustliteratur anfangs mitunter etwas aus dem Blickfeld zu geraten scheint, sind diese Grundlagen wichtig, um die fundamentale und universelle Bedeutung des Erzählens und des Geschichtenerfindens für den Menschen zu erklären.

Die Texte der Holocaust- und Lagerliteratur erzählen nicht nur von dem geschichtlichen Ereignis des Holocaust und oftmals von den individuellen und persönlichen Lebensgeschichten und Traumata der Autoren.4 Sie beschreiben auch die psychosozialen Konsequenzen von Verfolgung, Ausgrenzung, Krieg, Vernichtung und Tod. Vor allem sind sie Ausdruck davon, wie Gesellschaft, Kultur und Lebensbedingungen unsere kollektive und kulturelle Erinnerung gestalten und prägen. Sie zeigen, welche Ausdrucks- und Bewältigungsstrategien gerade die Fiktion(alisierung) bieten und welche Bedeutung das Erzählen, Erschaffen und Gestalten von Lebenserinnerungen mithilfe von (erfundenen) Geschichten haben kann. Einzelne Narrative ermöglichen nicht nur Blicke auf ein fühlendes und handelndes Subjekt und seine Konstruktion von Identität, sondern bekunden ebenso das Zusammenwirken von individuellen mit sozialen und kollektiven Kontexten. Kurz: „Memory itself is constructed partly through narrative and the social context“, wie Nigel C. Hunt 2010 in „Memory, War and Trauma“5 formuliert.

Da in den Werken der Holocaust- und Lagerliteratur ganz überwiegend traumatische Ereignisse und menschliche Extremerfahrungen zentral verhandelt werden, muss auch erörtert werden, was darunter überhaupt zu verstehen ist und wie sich diese auf Narrative und Geschichten auswirken. Denn für jede Form des (narrativen) Erinnerns und auch der Bewältigung von extremen Erfahrungen wie dem Holocaust – etwa in Gestalt des Literarisierens der Lebensereignisse – sind bestimmte grundlegende biologische und kognitive Fähigkeiten nötig, die diese Prozesse ermöglichen, beeinflussen und mitunter lenken. Ein enger Fokus auf die Disziplin der Literaturwissenschaft erscheint gerade vor dem Hintergrund der Verwobenheit von Biografie und Werk in Bezug auf die fiktionalen Texte von Überlebenden und Betroffenen sowie ihren Nachkommen deshalb ungeeignet und unnötig einschränkend.

Wenn man sich mit Holocaust- und Lagerliteratur beschäftigt, muss man hinnehmen, dass sich die Aussagen und Botschaften der Autoren sehr stark unterscheiden und auch widersprechen können. So schreiben einige der Autoren, die zu den Überlebenden gehören, ihren Erlebnissen universale Lehren im wahrsten Wortsinn zu, wie etwa Viktor Frank in seinem Erlebnisbericht „Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager“ von 19466, der zugleich beinahe eine wissenschaftliche Abhandlung über die Häftlingspsyche ist. Andere dagegen betonen, dass dem Holocaust keine sinnvollen Lehren abzuringen sind und bestehen auf ihrer Unversöhnlichkeit, so zum Beispiel Ruth Klüger.7 Sie ist zudem der Überzeugung, dass man ohne Vergleiche gar nicht auskommen kann.8 Ganz anderes als Elie Wiesel etwa, für den der Holocaust einzigartig und unvergleichlich in seinem Ausmaß und seiner Unmenschlichkeit ist.9 Beide Positionen sowie viele Variationen dazwischen können als berechtigt bezeichnet werden, angesichts ihrer jeweils plausibel erscheinenden Argumente. Tatsache bleibt auch, dass schlicht nicht entschieden werden kann, welche Überzeugung gegebenenfalls die ‚richtigere‘ ist. Wäre der Holocaust tatsächlich völlig unvergleichlich10 und wären aus ihm keine Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen, würde es allerdings auch die – oftmals schmerzhaft abgerungenen – Erinnerungen und Zeugnisse der Überlebenden entwerten, die ihr Schreiben häufig genau mit der Hoffnung verbanden, zukünftige ähnliche Ereignisse verhindern zu können und die somit einen (Überlebens)-Sinn im Erzählen fanden. Wenn der Holocaust – wie etwa Alvin H. Rosenfeld in „Das Ende des Holocaust“ (englisches Original 2011, deutsche Übersetzung 2015) befürchtet – jedoch trivialisiert und nahezu auf jedes Ereignis übertragbar wäre,11 würde man den Opfern dieses spezifischen Geschehnisses sicher ebenfalls nicht gerecht. Wer sich also mit Holocaust- und Lagerliteratur in ihrer Gesamtheit beschäftigt, muss diese Ambivalenzen und Widersprüche als notwendige und unvermeidliche unterschiedliche Perspektiven auf extrem verstörende und die Konzeption des Menschen infrage stellende Geschehnisse begreifen. Es zählen daher immer wieder die einzelne Geschichte, das einzelne Argument und der einzelne Kontext. So schreibt auch Saul S. Friedmann im Handbuch „Holocaust Literature“ (1993): „As more and more information becomes available, especially from German and East European archives, scholars have an obligation to try to understand the perpetrators, bystanders, rescuers, or victims not as saints or demons but as individuals.“12

Der Holocaust ist – das zeigen die unzähligen Werke – weder unbeschreiblich noch unaussprechlich.13 Den individuellen Opfern mag es schwergefallen sein, Worte zu finden, diese mögen ihnen inadäquat und unzureichend erschienen sein. Es mag sich falsch angefühlt haben, sprachlich eine Kohärenz zu schaffen, wo keine empfunden werden konnte. Es mag Zeit gebraucht haben, über die Geschehnisse sprechen zu können, und für einige mag diese Zeit nie gekommen sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Erfahrungen grundsätzlich nicht und von niemandem und zu keinem Zeitpunkt beschrieben werden können oder nicht beschrieben werden dürfen. Denn wie Carolin Emcke 2013 in „Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit“ formuliert: „Es gibt keine Worte, wir dürfen niemals vergessen – verbindet sich zu: Wir dürfen niemals vergessen, dass es keine Worte gibt. Was soll das heißen? Woran sollen wir uns dann erinnern? Nur noch daran, dass etwas sich nicht beschreiben lässt? Wir sollen nie vergessen, dass wir nicht sprechen können von Auschwitz?“14 Ähnliches gilt für die fiktionale Literatur. Zu sagen, dass solche Werke über den Holocaust unangemessen sind, ist, als würde man behaupten, nach dem Holocaust zu atmen, zu essen und zu schlafen sei fragwürdig. Zumindest wenn man – wie diese Arbeit es im Folgenden tun wird – der (wissenschaftlich begründeten) Überzeugung folgt, dass das narrative Denken und das Erzählen fundamental und wesensbestimmend für den Menschen sind. Der Mensch kann das Leben nur erzählend bestehen, begreifen und verinnerlichen. Fiktionale Erzählungen sind dabei unverzichtbar und beinahe überlebensnotwendig.

Um die eingangs skizzierten vielfältigen, komplexen und ineinander verwobenen Themenfelder und Aspekte aufzuzeigen und zu diskutieren, werden sich die einführenden Teile dieser Arbeit zunächst mit den biologischen und anthropologischen Annahmen im Hinblick auf das Geschichtenerzählens auseinandersetzen. Das menschliche Gehirn entwickelte sich evolutionär nicht, wie im ersten Kapitel dargelegt werden soll, um dem Menschen ein reicheres mentales Leben zu ermöglichen, sondern um ihn besser kommunizieren sowie kooperieren zu lassen und seine Überlebensfähigkeit zu erhöhen. Dabei spielen Geschichten und die Fähigkeit zur Fiktion eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund wird sich das zweite Kapitel mit dem menschlichen Gehirn beschäftigen. Denn hier entstehen die Geschichten, die auch (erfundene) Konzepte von Vergangenheit, Zukunft und Realität sind. Unsere Erinnerungen, unsere Vorstellungen und Erfahrungen gehen dabei auf neuronale Strukturen und elektrochemische Impulse zurück, ohne die kein Bewusstsein möglich ist. Wenn also verständlich gemacht werden soll, wie diese biologischen Vorgänge und Gegebenheiten mit der Notwendigkeit und den Funktionen von Geschichten zusammenhängen, dann kommt man um eine umfassende Beschreibung des menschlichen Gehirns nicht herum. Unser Gehirn präsentiert uns immer wieder Geschichten, und ganz überwiegend schenken wir diesen Glauben. Wir akzeptieren schlicht die Realität, die unser Hirn jeweils für uns strukturiert.

Despite the feeling that we’re directly experiencing the world out there, our reality is ultimately built in the dark, in a foreign language of electrochemical signals. The activity churning across vast neural networks gets turned into your story of this, your private experience of the world: the feeling of this book in your hands, the light in the room, the smell of roses, the sound of others speaking15,

so formuliert David Eagleman (2015) in „The Brain. The Story of You“.

Dabei entsteht notwendigerweise eine Hierarchie der Wahrnehmung und der verschiedenen ‚Geschichten‘, die ebenfalls keine objektive und in sich selbst begründete Ordnung ist, sondern ein Produkt der subjektiven menschlichen Filterung und Bewertung. Alle Gesellschaften bauen demnach auf diesen imaginierten und höchst (inter-)subjektiven Erzählungen und Annahmen auf, die ebenso immer auch andere Geschichten diskriminieren und beiseitedrängen. Es ist daher keineswegs einfach, ‚erfolgreiche‘ Geschichten zu erzählen, also solche, die von vielen Menschen rezipiert werden und über die anhaltend nachgedacht und gesprochen wird. Die Historie des Menschen handelt demnach auch davon: Wie erzählt man Geschichten, die Millionen von Menschen erreichen und etwas bei ihnen bewirken? Wie setzt man sich inmitten konkurrierender und widersprechender Erzählungen mit seiner eigenen durch?

In Bezug auf die Literatur über den Holocaust können wir ebenfalls beobachten, wie einige wenige Texte den Erinnerungskontext und den Diskurs um Holocaustliteratur prägen, während andere ungehört und unbeachtet blieben.

Bereits Bertolt Brecht formulierte 1939 in seinem Gedicht „An die Nachgeborenen“:

Was sind das für Zeiten, wo

Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist

Weil es ein Schweigen über so viele Untaten

einschließt!16

Brecht verdeutlicht damit, dass das Sprechen, Erinnern und Erzählen notwendigerweise anderes zum Verschwinden bringt.

Mit der Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, geht auch die Möglichkeit einher, diese Geschichten zu ändern und abzuwandeln oder sie ganz zu vergessen. Damit verbunden sind auch (moralische) Fragestellungen und Entscheidungen. In dieser Fähigkeit, sich immer wieder (neu) zu erfinden, Strukturen und Verhaltensweisen an stets neue Geschichten anzupassen, liegt jedoch trotz aller negativen Aspekte vor allem eine große Stärke und die Überlebensfähigkeit des Menschen begründet. Es ist das Vermögen, komplexe Lebenswelten zu erschaffen und das eigene sowie das Gruppenleben hiernach auszurichten, aber sich auch immer wieder auf das einzustellen, was wir Kultur oder besser Kulturen nennen. Diese sind stetig in Bewegung. Die kollektive Erinnerung daran nennen wir Geschichte: „Once cultures appeared, they never ceased to change and develop, and these unstoppable alterations are what we call ‚history‘“17, formuliert Yuval Noah Harari 2011 in „Sapiens. A Brief History of Humankind“.

Literatur hilft so, dem Erstarren und Ritualisieren der Erinnerung entgegenzuwirken. Dies gilt auch für fiktionale Werke, deren Bedeutung im dritten Kapitel erörtert und diskutiert wird. Erinnert und weitergegeben wird, was sowohl individuell als auch kollektiv bewahrt wird. Wir brauchen also die Geschichtsschreibung, um Fakten und historisches Wissen zu strukturieren, zu kontextualisieren und auch zu überprüfen. Sie dokumentiert und trägt die Fakten – Daten, Orte, Personen und Ereignisse – zusammen und bildet so gleichsam den Rahmen für jede Form der Erinnerungsarbeit in Gedenkstätten, Schulen, Universitäten und der Öffentlichkeit. Wir brauchen jedoch auch die individuelle, subjektive und mehrstimmige Erinnerung, um der Masse der Fakten und des Wissens Bedeutung, Perspektive und Relevanz für den Einzelnen zu geben. Die Literatur – damit ist die ganze Bandbreite (autobiografisch-)literarischer und fiktionaler Erzeugnisse gemeint – kann einen entscheidenden und gänzlich anderen Beitrag zur Erinnerungsarbeit als der, ebenso wichtige, der Historiker leisten. Sie bildet, dies gilt gleichfalls für die Holocaust- und Lagerliteratur, einen wichtigen Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses. Das ist eine weitere Grundannahme dieser Arbeit: Literatur ist Erinnerungs- und Zukunftsarbeit auf individueller Ebene, sie kann eindringliche Geschichte(n) erzählen und den Leser dazu bringen, sich in gänzlich fremde und unverständliche Situationen und Zeiten hineinzudenken und mitzufühlen. Aus der Beschäftigung mit Literatur kann – muss aber nicht zwangsläufig – Reflexion, selbstbestimmte Auseinandersetzung, Kontextualisierung und Multiperspektivität entstehen.18 Narrative können uns dabei als Wegweiser, Erklärungen, Modelle und Handlungsvorbilder dienen. Sie können strategische, faktische, aber auch emotionale Orientierungen liefern. Dazu müssen wir die Gegenwart nach Hinweisen absuchen, diese mit Informationen aus der Vergangenheit weiterentwickeln und diese zu Vorstellungen und Ideen entwickeln, wie wir in der Zukunft handeln sollen, erläutert Brian Boyd 2009 in „On the Origin of Stories. Evolution, Cognition, and Fiction“19.

Immer wieder ist die Rede davon, dass durch die in den Werken von Opfern und Zeitzeugen20 vermittelten Erfahrungen, aber auch durch überzeugende Repräsentationen von Unbeteiligten, stärker als durch vermeintlich neutrale wissenschaftliche und historische Texte eine emotionale Beteiligung des Lesers erreicht werden kann, diese Texte also (besser) zur Bildung von Empathie beitragen können. Es wird jedoch auch zu klären sein, was genau darunter eigentlich verstanden werden kann und was man sich (bestenfalls) von ihr erhoffen kann. Als Grundlage für Empathie gilt im Allgemeinen das menschliche Einfühlungsvermögen, also die Fähigkeit zu fühlen, Empfindungen zu haben und solche auch bei anderen zu erkennen. In diesem Zusammenhang sollen auch die menschlichen Emotionen, die Vielfalt ihrer Wirkungsweisen und Funktionen in dieser Arbeit erläutert werden. Denn Literatur kann – wie alles, was auf die Sinne und dann das Bewusstsein wirkt – die Arten und Weisen, wie ein Mensch empfindet, denkt, bewertet und urteilt, beeinflussen. „Wer lernen will, muss fühlen“, lautet ein Buchtitel der Junior-Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger von 2016.21 Wenn diese Annahme richtig ist, dann bietet Literatur dafür einige gute Voraussetzungen. Und wenn der Mensch ein soziales Wesen ist, das bereits neuronal darauf ausgerichtet ist, mit anderen zu interagieren und von ihnen zu lernen, sich also an und mit anderen orientiert, ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass und wie Literatur wirksam wird oder vielmehr werden kann.

Die Hoffnungen, Wünsche und Ziele des Menschen beruhen ganz wesentlich auf Geschichten, die sich der Mensch über seine Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart erzählt. Aber auch Emotionen, Erwartungen und Ängste basieren darauf. Daher wäre es naiv, einseitig und schlichtweg falsch zu denken, dass das reine Wissen um den Holocaust bereits ein Garant dafür wäre, dass etwas Vergleichbares nie mehr geschehen könne. Das Gegenteil ist der Fall. Die emotionale Wirksamkeit von Geschichten zeigt auch – in gänzlich negativer und trauriger Weise – der Holocaust selbst. Vor allem durch die Macht von Bildern, Assoziationen und emotional geschürten Ängsten und Vorurteilen wurden etwa Juden zu Weltverschwörern, ‚Ungeziefer‘ und Untermenschen gemacht. Und es zeigt sich, dass die Kenntnis um den Holocaust unter anderem weder die Gewalt in Bosnien, dem Kosovo, Ruanda, Syrien – oder als jüngstes trauriges Beispiel – in der Ukraine verhindern konnte. Die Vergangenheit zu kennen und die Mechanismen von Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt zu verstehen oder Literatur darüber zu lesen, hilft – leider – nicht zwangsläufig, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Dennoch ist das Lesen eine reale Chance und Möglichkeit, unsere emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten zu überprüfen und zu schärfen. Denn wie bereits Alexander und Margarete Mitscherlich 1967 in „Die Unfähigkeit zu trauern“ feststellten: „Wo aber Gedankenfreiheit nicht fortwährend kritisch herausgefordert wird, ist sie in Gefahr, wieder zu verlöschen. Denn sie ist an den schwächsten Teil unserer seelischen Organisation, an unser kritisches Denkvermögen, geknüpft.“22 Selbst das einmal mühsam und langsam Erreichte kann wieder verloren gehen, wie wir ja auch leider aktuell an neu erstarkenden rechtsextremen Bewegungen und dem Zuwachs von antisemitischer Hetze und Gewalt, aber auch an den Debatten um die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa und Deutschland, vielfach beobachten müssen. Das Wissen und die Erkenntnisse aus dem Holocaust haben nicht ausgereicht, um in der Gegenwart Ausgrenzung, Verfolgung, Krieg, Mord und Terror zu verhindern.

Die Beschäftigung mit dem Holocaust zwingt uns etwa auch zu der Erkenntnis, dass keineswegs nur Kriminelle und ‚Psychopathen‘ an der systematischen Vernichtung von Menschen mitwirkten, sondern dass dieses System bloß möglich war, weil so viele ‚normale‘ Menschen direkt oder indirekt daran beteiligt waren und es zuließen, dass sich die anfängliche ‚bloße‘ Stigmatisierung und Diskriminierung zu Massenmord und Vernichtung der Juden steigern konnte. Es zwingt uns außerdem zu erkennen, dass irrationale Ziele mit äußerster Rationalität durchgesetzt werden können, dass also technologischer Fortschritt und eine globale Zivilisation keinen Schutz vor solchen Entwicklungen bieten. Im Gegenteil: Zum Völkermord braucht man Spezialisten. Die Nationalsozialisten spannten Wissenschaftler nahezu sämtlicher Fachrichtungen für ihre Ziele ein: Mediziner, Juristen, Ingenieure, Militärexperten, Historiker, Pädogogen, ebenso wie Literaturwissenschaftler.23 Und auch die Literatur selbst verhindert nicht, dass Menschen zu Massenmördern werden. Elie Wiesel konstatierte 1967: „If the Holocaust proved anything, it is that a person can both love poems and kill children; many Germans cried when listening to Mozart, when playing Haydn, when quoting Goethe and Schiller – but remained quite unemotional and casual when torturing and shooting children.“24 Durch psychische Mechanismen wurden Rassen- und Ausrottungsideologien ethisch und wissenschaftlich legitimiert und ‚normalisiert‘.

Am Beispiel des Holocaust lässt sich zeigen, dass Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich staatlich verordneter millionenfacher Mord nicht nur alltäglich und ‚gewöhnlich‘ werden konnten, sondern auch, dass das ‚Neinsagen‘ bereits in einem sehr frühen Stadium absolut notwendig ist, um eine Eskalationsspirale zu verhindern und Verfolgung, Gewalt und Massenmord schließlich nicht alltäglich werden zu lassen. Je selbstverständlicher Ausgrenzung und Gewalt sind, desto schwieriger ist es, sich als Einzelner dagegen zu stellen. Menschenrechte und demokratische Werte müssen permanent und kontinuierlich geachtet, gewahrt und verteidigt werden.

Erinnerungskultur und politische Bildung sind daher eng miteinander verwoben. Aus der Vergangenheit heraus bestimmt sich eine Gesellschaft und definiert ihre relevanten Werte, und sie ist die Grundlage für die Bewertung der gegenwärtigen Probleme und Befürchtungen für die Zukunft. Auschwitz sei Deutschlands Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, so formuliert es Jean Améry 1966 in „Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten“, und meint damit, dass jenseits der Frage von kollektiver und individueller Schuld das deutsche Volk diesen Teil seiner nationalen Geschichte „nicht von der Zeit neutralisieren lassen darf, sondern es zu integrieren hat“25.

Die Mechanismen und Gräuel in einer Diktatur sowie Krieg sind vor allem Kindern und Jugendlichen in Deutschland heute größtenteils (zum Glück) ebenso fremd wie die ungeheuerliche Gewalt, die Verfolgung und das Morden, die den Holocaust prägten. Diese Ereignisse, ihre Abläufe und Strukturen, müssen daher so erklärt und ‚erfahrbar‘ gemacht werden, dass sie verständlich sind. Dazu zählt etwa die Erkenntnis, dass Antisemitismus (im Gegenzug zum religiös motivierten Antijudaismus) mit seinen Versuchen der ‚Verwissenschaftlichung‘ in Bezug auf ‚rassische‘, biologische, psychologische und soziale Aspekte ein Produkt der Moderne (und nicht nur etwa ein Überbleibsel mittelalterlichen Aberglaubens) ist. Ähnliche (und besorgniserregende) Mechanismen können wir heute etwa im Hinblick auf den Antiislamismus beobachten. Denn auch hier greift, was im Nationalsozialismus die Ausgrenzung von ganzen Gruppen – vor allem in Bezug auf Juden, aber auch etwa Sinti und Roma – begünstigte: Solche Ausgrenzungsmechanismen gelingen besonders leicht, wenn alte und noch bestehende Vorurteile bei Menschen aktiviert werden können. Schließlich verbergen sich hinter jeder (konstruierten) Gruppe komplexe Individuen, die sich bei näherem Hinsehen der Zuschreibung zu ihrer Gruppe nicht oder nur teilweise entsprechen. Nationale Identitäten sind ein Konstrukt und werden durch Einzelpersonen meistens nur in Teilen übernommen. Michael Rothberg zeigt etwa 2009 in seinem Band „Multidirectional Memory. Remembering the Holocaust in the Age of Decolonization“, dass sowohl individuelle als auch kollektive Identitäten und Erinnerungen nicht pur, authentisch und festverankert sind, sondern immer im Wandel und voller direkter oder indirekter Verweise aufeinander und Anleihen untereinander.26 Umstritten ist allerdings sein Ansatz, den Holocaust (hier eng ausgelegt als der Genozid an den Juden) nicht per se als einzigartiges und eine eigene Klasse bildendes Ereignis zu verstehen. Die Gefahr, den Holocaust von anderen historischen Begebenheiten abzugrenzen, die von kollektiver Gewalt gegen bestimmte Gruppen geprägt seien, liegt für Rothberg darin, dass dabei potenziell eine Hierarchie des Leidens etabliert werde.27 Diese Annahme bildet vielfach die Grundlage für kontroverse (und häufig polarisierende) Debatten über die Relativierung und Trivialisierung des Holocaust.28 Aber auch in Bezug auf die sehr heterogene Holocaustliteratur, die ganz unterschiedliche und sogar widersprüchliche Erfahrungen schildert und deren Autoren heterogene nationale, kulturelle, soziale und religiöse Hintergründe und Lebenswelten aufweisen sowie zudem verschiedenen Opfergruppen angehörten, sind diese Erkenntnisse und Diskussionen um Erinnerung und Erinnerungskonkurrenz relevant.

Gerade die deutsche Erinnerungskultur im Hinblick auf den Holocaust gilt vielfach inzwischen beinahe weltweit als vorbildlich. Sowohl in Bezug auf die Strafverfolgung und Entschädigung29 als auch die Erinnerungs- und Gedenkkultur sowie die wissenschaftliche Erforschung und Geschichtsschreibung betreffend machen Ulrike Jureit und Christian Schneider 2010 ein international idealisiertes „Modell Deutschland30 aus. Dabei seien die Bereiche „Vergangenheitspolitik, Erinnerungskultur und Geschichtswissenschaft“31 durchaus auch problematisch. Es sei kaum zu übersehen, dass nur ein Teil der kollektiven Gewaltgeschichte in den Blick genommen worden sei, und dass sich nur bestimmte Deutungen haben durchsetzen können.32 Problematisch sehen sie auch in gewisser Hinsicht, dass das Modell auf einer „opferidentifizierte[n] Erinnerungskultur“33 basiere. Die Figur des gefühlten Opfers und der geliehenen Identitäten34 sei für das deutsche Gedenken grundlegend, „der Wunsch der Identifikation mit den Opfern scheint mittlerweile zur erinnerungspolitischen Norm geworden zu sein“35. Dies aber bedeute, dass die Täter aus der ‚Opferperspektive‘ betrachtet würden.36 Eine solche Identifikation mit den Opfern vermeide meist die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Tätern. Sie mache diese zu den ‚anderen‘, mit denen man nichts gemein habe. Hinzu komme der – abwegige – Wunsch nach Versöhnung und Erlösung durch die intensive und aufrichtige Erinnerung an den Holocaust. Dieser Wunsch stehe zudem in Widerspruch zur Identifikation mit den Opfern.37

Trotz aller Probleme, aller – möglicherweise – zweifelhaften Motive und auch überzogenen Erwartungen im Hinblick auf eine (angemessene, umfassende und ‚gerechte‘) Erinnerung und das Gedenken an den Holocaust: Die (weitaus schlechtere) Alternative ist das Vergessen und Ignorieren. Es stellt sich auch die Frage, wie eine wirklich in jeglicher Hinsicht befriedigende Erinnerungskultur überhaupt aussehen könnte. Wer entscheidet, was eine angemessene Form des Erinnerns ist, wer wem gedenken und sich mit wem identifizieren darf? Im durchaus positiven Sinne bleibt festzuhalten, dass es heute eine Vielzahl an unterschiedlichen und heterogenen Stimmen der Opfer gibt, die gerade durch die Literatur vermittelt und wahrgenommen werden können.

Besonders auch die Literaturwissenschaft kann einen Beitrag zu einer vielschichtigen und multiperspektivischen Erinnerungskultur leisten. Seit den 1980er-Jahren hat das Thema Literatur und Gedächtnis in der literaturwissenschaftlichen Forschung zunehmend Beachtung erfahren, die sich in einer stetig steigenden Zahl an Forschungsbeiträgen zeigt, wie Christian Gudehus, Ariane Eichenberg und Harald Welzer im interdisziplinären Handbuch „Gedächtnis und Erinnerung“ (2010) zusammengestellt haben.38 Die untersuchten Felder und Themen sind dabei ungeheuer vielfältig. Sie widmen sich etwa literaturhistorisch der Bedeutung antiker Mnemotechniken für Kunst und Kultur.39 Ein weiteres Feld untersucht das Gedächtnis der Literatur, also das innerliterarische Gedächtnis, wie Literatur sich durch Intertextualität selbst erinnert. Zu dieser Intertextualitätsforschung gehören auch Fragen nach einem ‚Gattungsgedächtnis‘. Denn Gattungen, so die Annahme, sind Resultate intertextueller Bezüge, die auf einem ‚Gedächtnis der Literatur‘ basieren. Dieses setzt voraus, dass Autoren und Leser jeweils das Wissen um Gattungskonventionen teilen.40 Kanonbildung und Literaturgeschichte sind sowohl eng mit Konzepten von Gedächtnis und Erinnerung verbunden als auch mit der Literaturwissenschaft als Institution selbst. Denn es „bedarf der Institutionen, um aus der Fülle der verfügbaren literarischen Werke ein Korpus von zu erinnernden Texten auszuwählen, zusammenzustellen und dessen Überlieferung zu sichern“41. So erzeugt die Literaturwissenschaft also selbst Inhalte des kulturellen Gedächtnisses und sorgt für deren ‚Überlieferung‘. Literaturwisssenschaft ist demnach (auch) Gedächtniswissenschaft.42 Um dem Aspekt des ‚Gedächtnisses‘ als Phänomen gerecht zu werden, hat sich die Literaturwissenschaft zunehmend anderen Disziplinen geöffnet, so wie es auch diese Arbeit tun wird. Eine psychoanalytisch und poststrukturalistisch ausgerichtete Literaturtheorie u. a. um Shoshana Felman43 und Cathy Caruth44, aber auch um Dominick LaCapra45 herum, hat sich seit den 1990er-Jahren dem Traumadiskurs und dem Problem der Zeugenschaft literaturwissenschaftlich gewidmet. In Deutschland hat sich Hannes Fricke 2004 mit dem Thema Trauma, Literatur und Empathie auseinandergesetzt.46 Sie alle gehen der Frage nach, wie Traumata in und durch die Literatur ausgedrückt und vermittelt werden können. Auch die Beschäftigung mit der globalen und transnationalen Dimension von Erinnerung, gerade in Bezug auf den Holocaust, ist ein sehr aktuelles Thema der Literaturwissenschaft.47 Unstrittig scheint, dass Literatur als Medium kulturelle Erinnerung erschafft und weiterträgt, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Wie das geschieht und welche Wirkung Literatur dabei entfaltet, ist Gegenstand der Rezeptions- und Wirkungsforschung.48

Bezogen auf die Holocaustliteratur hat die Literaturwissenschaft als ‚Gedächtnisagentur‘ bereits jetzt „erheblich dazu beigetragen […], dass Texten der Holocaustliteratur eine seit nunmehr fast 30 Jahren wachsende Aufmerksamkeit zuteil wird“49, wie Sascha Feuchert 2009 in seinem Aufsatz „Der ethische Pakt und die Gedächtnisagentur Literaturwissenschaft: Überlegungen zu ethischen Problemfeldern eines literaturwissenschaftlichen Umgangs mit Texten der Holocaustliteratur“ formuliert. Sie hat daran mitgewirkt, dass das Wissen um den Holocaust breiter, eine empathische Identifikation mit den Opfern möglich und schließlich zur gängigen öffentlichen und kulturellen Praxis wurde. Auch wenn die Gefahr besteht, wie Feuchert weiter ausführt, dass sich literaturwissenschaftliche Arbeiten ausschließlich den ‚ästhetischeren‘ Beiträgen widmen oder sich zu summarisch über Opfertexte äußern und im Zuge dessen das Einzelschicksal untergeht.50 All das versucht die vorliegende Arbeit zu vermeiden. Trotz allem ermöglichen gerade auch die literaturwissenschaftlichen Zugänge die Chance, sich mit dem einzelnen Autor und dem individuellen Schicksal auseinanderzusetzen. Insbesondere die fiktional gestalteten Texte der Holocaustliteratur bieten die Möglichkeit zu untersuchen, wie und warum der Mensch Extremerfahrungen narrativ be- und verarbeitet, welche Wünsche, Hoffnungen und Motive, aber auch Wirkungsweisen sich damit verbinden.

Wenn wir die fiktionalen Texte der Holocaustliteratur verstehen und für gegenwärtige und zukünftige Erkenntnis- und Erinnerungsprozesse fruchtbar machen wollen, müssen diese notwendigerweise sowohl im Hinblick auf ihre Funktion als Texte von spezifischen historischen als auch individuellen Ereignissen und Traumata untersucht werden. Das vierte und fünfte Kapitel dieser Arbeit widmen sich daher traumatheoretischen Ansätzen sowie dem Trauma als Narrativ in der Literatur und vor allem in fiktionalen Erzählungen. Erinnerungen und Erzählungen dienen nicht nur dem Überlebenden, dem Zeitzeugen oder auch dem unbeteiligten Autor dazu, dem Trauma der systematischen Verfolgung und Ermordung auf erzählerischer Ebene zu begegnen, sondern auch dazu, das Wissen über den Holocaust generationen- und zeitübergreifend weiterzugeben.

Fiktionen gibt es natürlich in unterschiedlichen literarischen Gattungen sowie zahlreichen künstlerischen und medialen Ausdrucksformen. Diese Arbeit wird sich allerdings ausschließlich auf die Darstellung von Romanen als Langform der schriftlichen Erzählung beschränken. Zum einen ist der Roman mit seiner Offenheit für eine Vielfalt an Genres und seiner (historischen) Wandelbarkeit ein sehr flexibles und seit Jahrhunderten existierendes Medium, zum anderen weist er sich schon in der Gattungsbezeichnung als dezidiert fiktionales Werk aus. Im Gegensatz zum (relativ modernen) Medium Film etwa, das eine Vielzahl von Autoren (Drehbuch, Regisseur etc.) benötigt und als das kreative Werk eines Kollektivs begriffen werden kann, geht ein Roman ganz überwiegend auf einen einzelnen Autor zurück (der natürlich in der Regel ebenfalls nicht ohne ‚Inspiration‘ sowie gänzlich ohne Unterstützung ‚von außen‘, durch Lektorat etc., auskommt). Auch erfordert der Roman eine bestimmte Rezeptionshaltung, nämlich die des Lesens. (Im Gegensatz zum Film und auch zum Drama, das in der Regel zur Aufführung gedacht ist – mit Ausnahme des Lesedramas.) Lesen erfordert (anders als das reine ‚Anschauen‘), wie die Arbeit im weiteren Verlauf klären wird, andere Prozesse der Wahrnehmung und Prozessierung im Gehirn. Das Verhältnis von lyrischen Texten (die ebenfalls gelesen werden) und Fiktionalität kann bis heute nicht klar und eindeutig bestimmt werden und es ist umstritten, inwiefern lyrische Werke überhaupt als Fiktionen gelten können.51

Insgesamt etwa 40 Romane der Holocaustliteratur wird diese Arbeit im sechsten Kapitel vorstellen. Eine ausführliche Begründung für die breite Auswahl der Werke erfolgt zu Beginn desselben Kapitels. An dieser Stelle soll lediglich bereits kurz erläutert werden, dass die Romane in chronologischer Reihenfolge nach ihrem Publikationsjahr geordnet werden, um eine Entwicklungslinie der vergangenen beinahe 90 Jahre seit 1933 zumindest anzudeuten. Ziel es also, einige Werke vorzustellen, die exemplarisch für fiktionale Texte zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen, von den allerersten Werken angefangen bis in die Gegenwart.

Die frühen Romane, die während der Ereignisse und kurz danach verfasst wurden, stehen dabei am Anfang der Ausbildung des Diskursfeldes und der Gattung der Holocaustliteratur. Die Werke von 1933 bis 1949 bildeten dabei gewissermaßen die Basis für das weitere Sprechen und Schreiben über den Holocaust und waren die allerersten Versuche, diese Ereignisse in fiktionale Geschichten zu ‚verwandeln‘. Dennoch stehen auch diese Werke in einer gewissen Kontinuität. Sie greifen auf bereits bekannte Formen, Mittel und Strategien der literarischen Gestaltung von Hafterfahrungen und traumatischen Ereignissen zurück, etwa auf die Gefängnis- und Kriegsgefangenenliteratur vor 1933.52

Diese ersten Autoren wussten nichts von Adornos Diktum, von der späteren Gattungsdiskussion oder von der Entwicklung, die die Vergangenheitsbewältigung und Gedenkkultur in Deutschland nehmen würde. Es gab keine Topoi und klassischen Metaphern und Symbole des Holocaust, keine Gattungskonventionen und damit verbundene Einreihung in eine Tradition des Schreibens über den Holocaust. Insofern waren diese Texte und Werke tatsächlich die allerersten Versuche, Möglichkeiten des Schreibens und Schweigens über den Holocaust auszuloten, eine Sprache für das vermeintlich Unsagbare zu finden und oft genug ebenso das Bemühen, einen Sinn in der totalen Sinnlosigkeit zu erkennen. Inzwischen ist die Menge der fiktionalen Literatur zum und über den Holocaust nahezu unüberschaubar groß und vielfältig. Das betrifft sowohl die Werke, die von Überlebenden sowie Zeitzeugen, als auch von ‚Unbeteiligten‘ und nach den Ereignissen geborenen Autoren verfasst wurden.

Für jüdische Verfasser galten zudem noch andere Traditionslinien und Gattungskonventionen. Diese Texte reihten sich nicht selten – zumindest ansatzweise – in eine ganz spezifische jüdische Konvention des Schreibens ein, die dem Gebot des ‚Jiskor‘53 und der hebräischen Klagelieder folgt. In die Tradition, Leid in Literatur zu formulieren sowie der Klage und Anklage, stellten sich mehr oder weniger explizit viele jüdische Autoren der Holocaustliteratur, eines der prominentesten Beispiele dafür ist Elie Wiesel.

Ein weiteres Anliegen dieser Arbeit ist es, heterogene Verfolgungs-, Haft- und Lagererfahrungen abzubilden von sowohl weiblichen Autorinnen als auch männlichen Autoren. Es sollen also nicht nur Werke einer spezifischen Opfergruppe und einer bestimmten Leidenserfahrung repräsentiert werden. Anhand der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Romane und ihrer Autoren soll vielmehr ein chronologisches, multiperspektivisches und internationales Bild gezeigt werden. Berücksichtigt werden in dieser Arbeit allerdings keine Täterfiktionen, also keine fiktionalen Werke, die einzelne oder mehrere Täter in den Mittelpunkt der Handlung stellen. Einzige Ausnahme bildet der Roman von Edgar Hilsenrath „Der Nazi & der Friseur“, da dieses Werk eines Überlebenden mit einem Wechsel der Täter- zur Opferperspektive experimentiert.

Das Diskursfeld der Holocaustliteratur ist ein internationales, weil die Opfer des Nationalsozialismus aus einer Vielzahl von Ländern stammten und viele zudem gezwungen waren, ihre Geburts- und Heimatländer zu verlassen und sich neue Sprachen, neue Identitäten und neue Heimatländer schaffen mussten. Aufgrund dessen sind auch die für diese Arbeit ausgewählten Werke international. Entscheidend ist nicht, in welcher Sprache sie zuerst erschienen sind, sondern dass sie in deutscher Übersetzung vorliegen oder in englischer bzw. amerikanischer Sprache publiziert sind.54 Wo dies möglich ist, wird jeweils die deutsche Übersetzung zitiert, ansonsten die englische Ausgabe. Die Auswahl konzentriert sich in erster Linie auf Werke, die sich – bis auf wenige Ausnahmen – an erwachsene Leser richten, bildet dabei keinen Kanon ab und auch die ‚literarische Qualität‘ ist kein Kriterium. Wie sollte diese auch angemessen beurteilt und gewürdigt werden? Sollte es anhand von rein literarischen, ästhetischen und gestalterischen Merkmalen geschehen? Oder spielen inhaltliche und moralische Kriterien womöglich eine (größere) Rolle bei der Beurteilung eines Werks der Holocaustliteratur durch den Rezipienten? Auch diesen Aspekten und Fragestellungen möchte sich diese Arbeit zumindest näherungsweise widmen. Selbst wenn die Literatur von Überlebenden und Zeitzeugen sich durch den unterschiedlichen Autorbezug zum Text in einer wesentlichen Hinsicht von den Werken der zweiten und dritten Generation und erst recht der ‚Unbeteiligten‘ unterscheidet, sollen hier auch solche Werke der Holocaustliteratur berücksichtigt und miteinbezogen werden.

Es soll somit eine möglichst heterogene Auswahl an fiktionaler Literatur analysiert werden, die sowohl verschiedene Formen und Grade autobiografischen Schreibens im Medium der Fiktion enthält, als auch solche Werke, die gänzlich ohne jede persönliche Betroffenheit des Autors entstanden sind. Da die Menge der fiktionalen Literatur über den Holocaust inzwischen nahezu unüberschaubar groß und vielfältig ist, kann hier natürlich nur eine nicht bis ins Letzte repräsentative Auswahl berücksichtigt und vorgestellt werden. Das einzelne Werk soll dabei in seiner Gesamtheit und in seiner Beziehung zum Autor und den erzählten Ereignissen dargestellt werden. Entscheidend für die Auswahl ist, dass die Geschichten, die die Werke erzählen, den Holocaust zentral behandeln, also eine oder einige der vielfältigen Erfahrungen des Holocaust und/oder ihre Nachwirkungen bis in die Gegenwart thematisieren. Berühmte und weniger bekannte Autoren und Werke werden ebenso vorgestellt wie kanonisierte und nicht-kanonisierte Texte.

Es sei noch einmal betont: Die Auswahl bildet weder einen Kanon ab, noch will sie ihn schaffen. Ziel ist es dennoch, anhand der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Texte und ihrer Autoren ein multiperspektivisches Bild zu zeigen. Diese Zusammenstellung bietet so eine – von vielen möglichen – Darstellungen der fiktionalen Holocaustliteratur.


1 Shafak, 2020, S. 9.

2 Eine Erläuterung, welchem Verständnis von Holocaust- und Lagerliteratur dieser Arbeit zugrunde liegt, erfolgt unter Gliederungspunkt 5.2.1 dieser Arbeit. An dieser Stelle sei jedoch bereits vorab erklärt, dass nach der Definition der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der JLU Gießen, der die Verfasserin folgt, zu dieser Gattung alle literarischen Werke zählen, die das Schicksal der politischen, rassischen und anderen Opfergruppen der Nationalsozialisten ab 1933 bis in die Gegenwart zentral behandeln. Die Autoren können unmittelbar Betroffene und Überlebende, Nachgeborene der zweiten und dritten Generation oder aber auch gänzlich Unbeteiligte sein. Die Anfänge der Holocaustliteratur liegen in der frühen Lagerliteratur, die sich in ihren Textarrangements ihrerseits auf Gefängnis- und Kriegsgefangenenliteratur vor 1933 beziehen lässt. Um diese Entwicklung aufzuzeigen und zu verdeutlichen, spricht die Arbeitsstelle Holocaustliteratur auch von ‚Holocaust- und Lagerliteratur‘. Da im internationalen Kontext und allgemein die Bezeichnung Holocaustliteratur, die die Lagerliteratur miteinschließt und umfasst, üblicher ist und überwiegend anerkannt ist, werden die Begriffe Holocaustliteratur sowie Holocaust- und Lagerliteratur in dieser Arbeit synonym verwendet.

3 Der Begriff der Moral kann aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet (etwa aus einer philosophischen, soziologischen oder politischen Perspektive) und sehr verschieden verstanden werden. Die Philosophie etwa beschäftigt sich bereits seit Jahrhunderten mit verschiedenen Moralbegriffen und -vorstellungen. Im Zeitalter der Aufklärung wurden mit Kant als „dem wichtigsten Vertreter der Pflichtenethik“ (Celikates/Gosepath, 2019, S. 19) bestimmte moralische und humanistische Prinzipien als bedingungs- und ausnahmloslos gültig formuliert (vgl. zu einer Darstellung der Philosophie der Moral in Texten von der Antike bis zu Gegenwart Celikates/Gosepath, 2019). Hier wie an anderen Stellen in dieser Arbeit wird ‚Moral‘ und ‚moralisch‘ jedoch im allgemeinen Sinne als die Gesamtheit der ethischen-sittlichen Werte, Normen und Grundsätze verstanden, die das Verhalten eines Einzelnen, aber auch von Gesellschaften zu unterschiedlichen Zeiten regulieren und – zumindest überwiegend – als verbindlich akzeptiert werden (vgl. „Moral, die“. In: DWDS [online]). Auch die Nationalsozialisten hatten etwa eine Form des ‚moralischen Denkens‘, die ihr Handeln legitimierte. Lothar Fritze geht in „Die Moral der Nationalsozialisten“ (2019) der Frage nach, wie dieses moralische Denken – jenseits von humanistischen Vorstellungen – verstanden werden kann und wie es Menschen möglich war, „Dinge, die andere Menschen für Verbrechen halten, in dem Bewusstsein zu tun, dass es moralisch erlaubt ist, so zu handeln“ (Fritze, 2019, S. 14). Auch Wolfgang Bialas untersucht in „Moralische Ordnungen des Nationalsozialismus“ (2014) die Versuche der Nationalsozialisten, eine eigene moralische Ordnung zu begründen. Er zeigt wie „Konturen einer neuen moralischen Ordnung des Nationalsozialismus […] sowohl in zeitgenössischen sozial- und geisteswissenschaftlichen, und hier insbesondere in philosophischen und medizinethischen Texten, als auch in ideologischen Texten entwickelt“ (Bialas, 2014, S. 10) wurden.

4 Um eine bessere Lesbarkeit herzustellen wird keine geschlechtergerechte Sprache verwendet und nur im Ausnahmefall zwischen männlichen und weiblichen Sprachformen differenziert. Eine Unterscheidung wird immer dann vorgenommen, wenn von konkreten Autoren oder Autorinnen oder anderen bestimmten Personen die Rede ist. In allen anderen Fällen wird das generische Maskulinum verwendet. Dies soll jedoch ausdrücklich nicht als grundsätzliche Missachtung oder Ablehnung einer gendergerechten Sprache verstanden werden, die die Gleichberechtigung, Sichtbarmachung und Anerkennung aller biologischen und sozialen Geschlechter zum Ziel hat. In Ermangelung einer bislang verbindlichen und konsequent umsetzbaren sowie gut lesbaren genderneutralen oder gendergerechten Sprachnorm wird hier dennoch in der oben genannten Form verfahren.

5 Hunt, 2010, S. 6.

An dieser Stelle sei ganz grundsätzlich darauf hingewiesen, dass im Fließtext jeweils bei der ersten Erwähnung eines Werks der Titel sowie die Jahreszahl der erstmaligen Publikation genannt wird. Bezieht sich die Referenz auf eine deutschsprachige Übersetzung, wird auch das Jahr der ersten Publikation in der Originalsprache angegeben. In der Fußnote wird dagegen immer das Publikationsjahr der jeweils referierten oder zitierten Ausgabe angegeben, das von der Erstpublikation abweichen kann.

6 Vgl. Frankl, 1946.

7 In ihrem Erinnerungswerk „weiter leben“ (deutsches Original 1992) formuliert sie etwa: „Nur an meiner Unversöhnlichkeiten erkenn ich mich, an denen halt ich mich fest. Die laßt mir. […] Ich bin kein Vieh, ich kann nicht vergessen“ (Klüger, 1994, S. 279).

8 Klüger formuliert dazu: „Ist denn das Nachdenken über menschliche Zustände jemals etwas anderes als ein Ableiten von dem, was man kennt, zu dem, was man erkenen, als verwandt erkennen kann. Ohne Vergleiche kommt man nicht aus“ (Klüger, 1994, S. 111).

9 Vgl. zum Beispiel Wiesel [1979] 1985, Vol. III, S. 144.

10 Wie alle historischen Ereignisse und Tatsachen kann der Holocaust natürlich mit anderen Genoziden verglichen werden, wie Jürgen Habermas im Vorwort des Bandes von Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Dan Diner „Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust“ (2022) betont. Die Beiträge der Autoren setzen sich mit den von Dirk Moses in seinem Aufsatz (vgl. Moses, 2021 [online]) im Mai 2021 angestoßenen Debatten um einen den Deutschen aufgezwungenen ‚Katechismus‘ und einer ‚Fetischisierung‘ des Holocaust kritisch auseinander und treten diesen Thesen entgegen. Es gebe schlichtweg kein Vergleichstabu, betont Steinbacher. „Ein Vergleich relativiert oder verharmlost nicht, sondern macht Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar, sorgt also für Klärung und Erkenntnis, nicht für Gleichsetzung“ (Friedländer/Frei/Steinbacher/Diner, 2022, S. 58). Die Frage sei allerdings, wie der jeweilige Vergleich aussehe und wie sinnhaft er sei. Auch wenn das individuelle Leid aller Menschen jeweils absolut sei und es keine Richterskala des Leidens geben könne (vgl. Friedländer/Frei/Steinbacher/Diner, 2022, S. 79), so Diner, liegen Unterschiede z. B. bereits im historischen Kontext des jeweiligen Genozids begründet, erläutert Friedländer (vgl. Friedländer/Frei/Steinbacher/Diner, 2022, S. 18). Der Vergleich des Holocaust mit kolonialen Genoziden, wie er in postkolonialen Theorien zunehmend stattfindet, ignoriere zudem einen spezifischen Unterschied, nämlich die der Ermordung aus ‚rassischen‘ Gründen und der Wendung gegen einen inneren Feind. Und Diner betont, dass dem Holocaust „das Kennzeichen eines Zivilisationsbruchs“ (S. 79) zukomme, „hervorgerufen von einer fundamentalen ontologischen Erschütterung“ (Friedländer/Frei/Steinbacher/Diner, 2022, S. 79).

11 Vgl. Rosenfeld, 2015, S. 138f.

12 Friedmann, 1993, S. xxi.

13 Der ‚Unsagbarkeitstopos‘ ist, wie schon Andrea Reiter in ihrem grundlegenden Werk zur literarischen Bewältigung von KZ-Erfahrung „Auf dass sie entsteigen der Dunkelheit“ von 1995 feststellt, ein bekanntes rhetorisches Mittel in der Holocaust- und Lagerliteratur. Sie weist ebenfalls daraufhin, dass der Hinweis auf das Fehlen angemessener sprachlicher Instrumente allerdings bereits einen Versuch darstellt, eine Sprache für die Erinnerungen zu finden (vgl. Reiter, 1995, S. 29.). „Die Problematisierung der Mitteilbarkeit in den KZ-Texten ist demnach letztendlich überwiegend als literarische Floskel, ähnlich dem Unsagbarkeitstopos, aufzufassen“ (Reiter, 1995, S. 29).

14 Emcke, 2016, S. 101.

15 Eagleman, 2016, S. 73.

16 Brecht, 1967, S. 722f.

17 Harari, 2011, S. 41.

18 Monika Rox-Helmer untersucht dies vor allem unter (geschichts-)didaktischen Aspekten in ihrer Arbeit „Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung. Fiktionalisierung von Geschichte und ihr didaktisches Potential“ (vgl. Rox-Helmer, 2019).

19 Vgl. Boyd, 2009, S. 162.

20 Als ‚Opfer‘ oder ‚Verfolgte‘ werden in dieser Arbeit die direkt und unmittelbar Betroffenen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik verstanden. Also jene Menschen, die ihr Leben während des Holocaust verloren haben oder ermordet wurden, aber auch die Überlebenden des Holocaust. Auch wenn die Begriffe ‚Zeitzeuge‘ und ‚Überlebender‘ im Allgemeinen oft synonym gebraucht werden, sollen hier unter ‚Zeitzeugen‘ dagegen in einem weiteren Sinne Autoren gefasst werden, die nicht als primär unmittelbar Betroffene gelten können, aber eben doch ‚Zeugen dieser Zeit’ sind. Eine klare Abgrenzung ist oftmals schwierig, da auch Zeitzeugen durch die Schicksale von Familienangehörigen oder Freunden in mehr oder weniger starken Maße mittelbar betroffen sein können. Zudem ist der Begriff des ‚Opfers‘ aufgrund seiner vielen möglichen und unterschiedlichen Bedeutungen nicht ganz unproblematisch. An dieser Stelle sei daher grundsätzlich angemerkt, dass das Wort in dieser Arbeit ausschließlich im Hinblick auf die Bedeutung „jemand, der durch jemanden, etwas umkommt, Schaden erleidet“ („Opfer, das“. In: Duden Online [online]) zu verstehen ist. Weder sollen damit kultische oder religiöse Opfergaben, noch freiwilliger Verzicht oder diskriminierende Herabwürdigungen gemeint oder assoziiert werden. Da, wo dies möglich und zweckmäßig erscheint, wird anstatt des Begriffs, das Wort ‚Betroffener‘, ‚Verfolgter‘ oder ‚Überlebender‘ verwendet (vgl. zu den unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs auch „Opfer, das“. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache Online [online]). Ein genereller und absoluter Verzicht auf das Wort erscheint jedoch weder sinnvoll noch nötig.

21 Vgl. Stenger, 2016.

22 Mitscherlich/Mitscherlich, 2015, S. 8.

23 Vgl. dazu allgemein etwa Rüdiger Hachtmanns Aufsatz von 2018 „Die Wissenschaftslandschaft zwischen 1930 und 1949. Profilbildung und Ressourcenverschiebung“ (Hachtmann, 2010), für die Medizin den 2001 erschienenen Band von Ernst Klee „Deutsche Medizin im Dritten Reich: Karrieren vor und nach 1945“ (Klee, 2001), für die Rechtwissenschaften die von Ralf Dreier und Wolfgang Sellert 1989 herausgegebene Publikation „Recht und Justiz im ‚Dritten Reich‘ (Dreier/Sellert, 1989) sowie für die Geisteswissenschaften den von Frank Rutger Hausmann 2002 herausgegebenen Sammelband „Die Rolle der Geisteswissenschaften im Dritten Reich 1933-1945 (Hausmann, 2002). Im gleichen Band findet sich unter dem Titel „Germanistische Literaturwissenschaft“ ein Beitrag von Holger Dainat, der sich speziell der Germanistik im Nationalsozialismus widmet (Dainat, 2002).

24 Wiesel [1967] 1985, Vol. I, S. 204.

25 Améry, 1966, S. 55.

26 Vgl. Rothberg, 2009, S. 3f.

27 Vgl. Rothberg, 2009, S. 9.

28 Rothberg unterscheidet aktuell bei Forschern zum Holocaust zwei dominante und einander diametral gegenüberstehende Positionen: einen ‚unrealistischen‘ und einen ‚realistischen‘ Diskurs. Während die erste Position eine unüberschreitbare Linie zwischen dem Holocaust und allen anderen historischen Ereignissen und Gewalterfahrungen ziehe, würden Vertreter der zweiten Sichtweise darauf bestehen, diese Linie völlig unberücksichtigt zu lassen (vgl. Rothberg, 2009, S. 113).

29 Wobei sowohl die Strafverfolgung der Täter als auch die Entschädigung der Opfer nur schleppend in Gang kam und Letzteres für die Opfer oftmals zu weiteren und fortgesetzten Demütigungen und Traumatisierung führte, wie in Kapitel 4.2 der vorliegenden Arbeit erläutert wird.

30 Jureit/Schneider, 2011, S. 20, Hervorhebung im Original.

31 Jureit/Schneider, 2011, S. 21.

32 Vgl. Jureit/Schneider, 2011, S. 22.

33 Jureit/Schneider, 2011, S. 10.

34 Vgl. Jureit/Schneider, 2011, S. 23.

35 Jureit/Schneider, 2011, S. 10.

36 Vgl. Jureit/Schneider, 2011, S. 29.

37 Vgl. Jureit/Schneider, 2011, S. 10.

38 Vgl. Gudehus/Eichenberg/Welzer, 2010, S. 288.

39 Vgl. Gudehus/Eichenberg/Welzer, 2010, S. 289.

40 Vgl. Gudehus/Eichenberg/Welzer, 2010, S. 290ff.

41 Gudehus/Eichenberg/Welzer, 2010, S. 292.

42 Vgl. Gudehus/Eichenberg/Welzer, 2010.

43 Vgl. Felman/Laub, 1992.

44 Vgl. Caruth, 1996.

Details

Seiten
812
Erscheinungsjahr
2024
ISBN (PDF)
9783631914120
ISBN (ePUB)
9783631914137
ISBN (Hardcover)
9783631855270
DOI
10.3726/b21512
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (Mai)
Schlagworte
die biologischen Grundlagen des Erzählens das narrative Gehirn National-sozialismus Trauma Holocaust- und Lagerliteratur
Erschienen
Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2024. 812 S.

Biographische Angaben

Charlotte Kitzinger (Autor:in)

Charlotte Kitzinger war von 2003 bis 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen und ab 2020 deren Geschäftsführerin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. fiktionale Texte der Holocaustliteratur sowie die grundlegende Bedeutung des Erzählens für den Menschen.

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Titel: Fiktionen über den Holocaust: Zu der Notwendigkeit und den Grenzen von Geschichten über Geschichte