Reinhard Berron, . Kölner Germanistische Studien, Neue Folge, 13. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag, 2021, 364 S.
3 Seiten
Open Access
Journal:
Mediaevistik
Band 35
Ausgabe 1
pp. 293 - 295
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Zusammenfassung
Obgleich oftmals die Meinung herrscht, dass das Moment der Groteske charakteristisch sei für die Moderne, also so etwa seit 1800, plädiert Reinhard Berron in seiner Tübinger Dissertation von 2016, hier nun im Druck vorliegend, mehr oder weniger nachvollziehbar, dass groteske Element bereits in der spätmittelalterlichen Versnovellistik auf europäischer Ebene zu identifizieren seien. Beide Ansätze sind von vornherein sehr zu begrüßen, denn gerade diese Gattung war in vielen Sprachen vertreten, was sofort zum Vergleich auffordert; und bei näherer Hinsicht ergeben sich eventuell mancherlei Möglichkeiten, Grotesken in diesen Texten aufzuspüren. Es fällt allerdings keineswegs so leicht, den Begriff selbst genauer einzugrenzen, wie der längere Forschungsbericht deutlich macht, Das Groteske manifestiert sich in absurder Gewaltausübung, in Körperdeformationen, in entfremdeter Funktion von Körperteilen (meist sexuell) etc., aber eindeutig lässt sich keine klare Definition dafür finden, denn selbst die Übertretung von Gesetzen, die bewusste Untergrabung von Ordnung oder die Verkehrung der Welt kann ins Groteske führen. Man merkt sofort, dass wir dabei terminologisch und konzeptionell ins Schlingern geraten, weil das unter der Groteske subsumierte Themenspektrum sehr breit ist.
Details
- Seiten
- 3
- DOI
- 10.3726/med.2022.01.15
- Open Access
- CC-BY