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Methoden kontrastiver Medienlinguistik

von Susanne Tienken (Band-Herausgeber:in) Stefan Hauser (Band-Herausgeber:in) Hartmut Lenk (Band-Herausgeber:in) Martin Luginbühl (Band-Herausgeber:in)
©2021 Konferenzband 282 Seiten
Open Access

Zusammenfassung

Die Medienlinguistik ist seit einiger Zeit eine etablierte Disziplin im deutschsprachigen Raum. Dabei stellt gerade im Kontext kulturanalytischer Fragestellungen das Prinzip der Kontrastivität einen zentralen Bezugspunkt dar: Mediale Praktiken sind in der Regel so selbstverständlich, dass sie oft unsichtbar bleiben und so in ihrer Charakteristik schwer erkennbar sind. Methoden des Vergleichens und der Kontrastierung ermöglichen es, die Spezifik medialer Praktiken zu ergründen. Dieser Sammelband vertieft die Reflexion über qualitative und quantitative Ansätze im Rahmen einer kontrastiven Medienlinguistik, die heuristisch validiert und ethisch befriedigend sind. Die Beiträge exemplifizieren das Thema im Kontext verschiedener Medien (z. B. WhatsApp-Kommunikation, YouTube-Filme, Diskussionsforen, digitale Restaurantkritiken, Tweets, Live-Ticker, Zeitungsrubriken, Radioformate etc.) und verbinden so empirische Beobachtungen mit theoretischen und methodologischen Überlegungen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Methoden der kontrastiven Medienlinguistik – einleitende Bemerkungen (Stefan Hauser, Hartmut E. H. Lenk, Martin Luginbühl & Susanne Tienken)
  • Methodische Grundfragen der kontrastiven Medienlinguistik
  • Diskurs und Metadiskurs – Korpuslinguistische Zugänge zu einer kontrastiven Medienlinguistik des Gerüchts (Simon Meier-Vieracker)
  • Zugänglichkeit als aktive Variable digitaler Ethnographie (Konstanze Marx)
  • Vergleichen als Methode in der kontrastiven Medienlinguistik: Formen, Ziele, methodische Implikationen (Verena Thaler)
  • Keine Methode ohne Methodologie – Überlegungen zu einer praxeologisch fundierten Medienlinguistik (Matthias Meiler)
  • Interkulturelle und sprachkontrastive Ansätze
  • Zur Problematik des Sprach- und Kulturvergleichs in einer globalisierten Medienwelt (Johannes Müller-Lancé)
  • Multimedial-kontrastive Methoden der Analyse von Live-Tickern – am Beispiel der deutschen, dänischen und polnischen Online-Berichte über das Treffen von Donald Trump und Kim Jong-Un (Michał Smułczyński)
  • Ein multiperspektivischer Vergleich der Textsorte ‚Restaurantkritik‘ im digitalmedialen kulinarischen deutschen und polnischen Diskurs (Karolina Waliszewska)
  • Transmodalität, Translation und Transmedialität
  • Text- und Audio-Postings in der mobilen Messenger-Kommunikation – Vergleichende Perspektiven auf transmodale Kommunikation (Katharina König)
  • Von Sherlock Holmes bis Sherlockology – Adaptierung, Modernisierung und Multidimensionalität (Anja Schwarzl)
  • Patientenplanung und -dokumentation: schriftlich, mündlich, analog, digital. Methodische Zugänge zur Interdependenz von kommunikativem Handeln und Medialität (Ina Pick)
  • Namen und Präsentationsstile im Vergleich
  • Methoden der Internet-Onomastik – zur kontrastiven Analyse von Nicknamen (Netaya Lotze & Saskia Kersten)
  • Eine kontrastive Analyse von Benennungsmotiven für private WLAN-Netze im deutschsprachigen Raum und Frankreich und Italien. Methodische Herausforderungen und empirische Befunde (Nadine Rentel)
  • „Sympathisch“ vs. „Ohrenbluten“ – das Identifikationsangebot einer Jugendradiomoderatorin aus Sicht zweier demografisch ähnlicher Hörergruppen (Grit Böhme)
  • Textsorten in diachroner Perspektive
  • Hybridisierung und Ausdifferenzierung durch die Hypermedien – Osmotische Werbung und Medienwandel am Beispiel alter und neuer Textsorten (Dorothee Meer)
  • „daß auch für gediegenen Unterhaltungsstoff in erhöhtem Maße gesorgt ist“ – Lesepublikum und Rubrikenrepertoire im 19. Jahrhundert am Beispiel der NZZ (1858, 1868/69, 1878) (Tobias von Waldkirch)
  • Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
  • Reihenübersicht

Stefan Hauser, Hartmut E. H. Lenk, Martin Luginbühl & Susanne Tienken

Methoden der kontrastiven Medienlinguistik – einleitende Bemerkungen

Mediale Praktiken bleiben aufgrund ihrer Selbstverständlichkeit oft unsichtbar. Kontrastieren ist aus diesem Grund das zentrale methodische Prinzip der vergleichenden Medienlinguistik; es ist die Methode des Vergleichs kommunikativer Muster, welche diese in ihrer jeweils spezifischen Ausgestaltung sichtbar macht. Dabei bezieht sich der Vergleich auf massenmediale Texte oder auch auf Diskurse in verschiedenen Medien der interpersonalen, der Gruppen- und der Massenkommunikation. Kontrastivität funktioniert also an sich seit geraumer Zeit als ein heuristischer Zugriff auf unterschiedliche Daten. Eine systematische Darstellung kontrastiv angelegter Methoden innerhalb der Medienlinguistik steht jedoch noch aus.

Der vorliegende Sammelband strebt eine vertiefende Reflexion darüber an, wie qualitative und quantitative Ansätze auf eine heuristisch validierte und ethisch befriedigende Weise für die kontrastive Medienlinguistik eingesetzt werden können. Die Beiträge, die in diesem Band versammelt sind, gehen auf die 8. Internationale Tagung des Netzwerks zur kontrastiven Medienlinguistik zurück, die vom 6.–8. März 2019 in Stockholm stattgefunden hat. Die erste Tagung des Netzwerks fand 2004 in Helsinki unter dem Titel Pressetextsorten im Vergleich / Contrasting Text Types in the Press statt (vgl. Lenk/Chesterman (Hrsg.) 2005). 2007 folgte die von Heinz-Helmut Lüger in Landau ausgerichtete Tagung, die erstmals den Namen Kontrastive Medienlinguistik trug (Lüger/Lenk (Hrsg.) 2007).

Ein Rückblick auf die vergangenen Tagungen zeigt auch, dass die kontrastive Medienlinguistik ganz offensichtlich auf den Wandel von Welt reagiert. Der Wandel zum Digitalen, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, zeigt sich auch an den Themensetzungen und den eingegangenen Beiträgen der vergangenen Jahre. Während Pressetextsorten in den Printmedien initial das Hauptinteresse darstellten, z. B. Pressetextsorten im Vergleich / Contrasting Text Types 2004 oder Innovation – Spiel – Kreativität. ←9 | 10→Pressetextsorten jenseits der ‚News’ 2010 (Grösslinger et al. (Hrsg.) 2012), können wir in den letzten Jahren verstärkt Studien zu den Neuen Medien verzeichnen, wie z. B. auf der Tagung 2014 Medienlinguistik 3.0: Formen und Wirkung von Textsorten im Zeitalter des Social Web. Weiterhin können wir eine Kulturalisierung und disziplinäre Öffnung der kontrastiven Medienlinguistik feststellen, was sich etwa an den Tagungstiteln Hybridisierung und Ausdifferenzierung. Kontrastive Perspektiven linguistischer Medienanalyse von 2012 (Hauser/Luginbühl (Hrsg.) 2015), Medienlinguistik und interdisziplinäre Forschung von 2015 (Bilut-Homplewicz et al. (Hrsg.) 2017 Bd. I und II) oder auch der bisher letzten Tagung in Helsinki Medienkulturen – Multimodalität und Intermedialität von 2017 ablesen lässt, deren Tagungsband 2019 in der gleichen Reihe wie der vorliegende Band erschienen ist (Giessen et al. (Hrsg.) 2019).

Der vorliegende Band knüpft somit an den bisherigen, erfreulich offenen und toleranten Horizont an. Wir möchten mit der thematischen Schwerpunktsetzung Methoden kontrastiver Medienlinguistik einen Überblick über die Vielfalt methodischer Ansätze der kontrastiven Medienlinguistik bieten, bei der ja gerade die Kontrastivität ein heuristisches Grundprinzip ist, und auch zum Weiterdenken bezüglich möglicher Methoden einladen. Die Beiträge verfolgen das Ziel, neben empirischen Erkenntnissen auch eine theoretische und methodologische Vertiefung aktueller Fragen aus dem Bereich der kontrastiven Medienlinguistik zu bieten.

Betrachtet man das Forschungsfeld heute, so treten vor allem vier unterschiedliche Weisen hervor, Kontrastivität als heuristisches Werkzeug einzusetzen:

Dabei ist es in vergleichend angelegten Studien möglich (und auch durchaus gängig), unterschiedliche Analyseperspektiven miteinander zu kombinieren. Entsprechend lassen sich kontrastive Medienanalysen nach unterschiedlichen Kriterien und auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen durchführen. Das zeigt sich auch im Aufbau dieses Sammelbands. Die vier Beiträge im ersten Abschnitt behandeln methodische Grundfragen der kontrastiven Medienlinguistik.1 Im zweiten Teil folgen drei Beiträge, die sich mit Methoden des interkulturellen und sprachkontrastiven Vergleichs befassen. Ansätze der Transmodalität, der Translation und der Transmedialität (verstanden als Medienwechsel) sind die Foci der Beiträge im dritten Abschnitt. Danach folgen, im vierten Teil, Untersuchungen zum Vergleich der Namensgebung, von Präsentationsstilen und unterschiedlicher Rezipierendengruppen in digitalen Medien und im Radio. Die Texte im abschließenden fünften Teil haben Prinzipien des Vergleichs von Textsorten in einer diachronen Perspektive zum Gegenstand.

Alle Beiträge dieses Bandes haben ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen. Die Herausgeberin und die Herausgeber danken an dieser Stelle den anonymen Außengutachterinnen und -gutachtern für ihre Bereitschaft, die Qualität der eingereichten Beiträge zu bewerten und mit kritisch-konstruktiven Hinweisen zu ihrer Verbesserung beizutragen. Unser Dank gilt des Weiteren den Autorinnen und Autoren für die Mühen, die sie bei der Abfassung und bei der Bearbeitung der Texte auf sich genommen haben, sowie den Reihenherausgeberinnen und -herausgebern für die Aufnahme des Bandes.

Details

Seiten
282
Erscheinungsjahr
2021
ISBN (PDF)
9783034343763
ISBN (ePUB)
9783034343770
ISBN (Paperback)
9783034338622
DOI
10.3726/b18579
Open Access
CC-BY-NC-ND
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (September)
Schlagworte
Textlinguistik Medialität Diachroner Textsortenvergleich Namengebrauch im Internet Radiomoderation Online-Medien Methoden des Vergleichs Translation Transmedialität Multimodalität
Erschienen
Bern, Berlin, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 282 S., 45 farb. Abb., 2 s/w Abb., 10 Tabs.

Biographische Angaben

Susanne Tienken (Band-Herausgeber:in) Stefan Hauser (Band-Herausgeber:in) Hartmut Lenk (Band-Herausgeber:in) Martin Luginbühl (Band-Herausgeber:in)

Susanne Tienken ist assoziierte Professorin für deutsche Sprache an der Universität Stockholm. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich der linguistischen Kulturanalyse, der Medienlinguistik und der historischen Soziolinguistik. Stefan Hauser ist Leiter des Zentrums Mündlichkeit an der Pädagogischen Hochschule Zug und Privatdozent am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Zu seinen Schwerpunkten gehören die kulturanalytische Text- und Medienlinguistik, gesprächsanalytische Unterrichtsforschung, Spracherwerb und die Phraseologie. Hartmut E. H. Lenk ist emeritierter Professor für deutsche Sprache der Universität Helsinki. Zu seinen Arbeitsfeldern gehören die kontrastive Medien- und Textlinguistik, die Phraseologieforschung, die kontrastive Onomapragmatik und Deutsch als Fremdsprache. Martin Luginbühl ist Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Basel. Zu seinen Schwerpunkten gehören Medienlinguistik, Gesprächsanalyse, Textlinguistik und kulturanalytische Linguistik.

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Titel: Methoden kontrastiver Medienlinguistik