Denk- und Lernkulturen im wissenschaftlichen Diskurs / Cultures of Thinking and Learning in the Scientific Discourse
Summary
This volume presents a series of contributions from the XXIst International Scientific Conference on «The Reform of Education and Teacher’s Training» on the topic «Cultures of Thinking and Learning in the Scientific Dialogue». The articles consider new educational standards of Higher and Secondary Education. The acquisition of interactive competence in scientific research and the educational sector is a prerequisite for achieving an identity in order to meet the challenges of our society in the coming decade.
Excerpt
Table Of Contents
- Cover
- Titel
- Copyright
- Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Vorwort des Herausgebers
- Die Eigenliebe als Moralprinzip (1770) (König Friedrich II. [der Große] von Preußen)
- Von der Beschaffenheit, dem Umfange und dem Nutzen der Moral (Christian Fürchtegott Gellert)
- Gedanken über Erziehung und Bildung (Lew Nikolajewitsch Tolstoi)
- Immanuel Kant und der ontologische Gottesbeweis (Harald Schöndorf SJ)
- Denkkulturen entstehen durch Lebensvisionen – Das Beispiel Martin Buber und Erich Fromm (Gerd-Bodo von Carlsburg / Helmut Wehr)
- The Stoics and the Development of Empirical Genetic Pedagogy (Hayo Siemsen)
- Pierre Bourdieus Theorie der Sozialen Praxis (Carsten Rohlfs)
- Probleme und Chancen einer Wertorientierung in der beruflichen Bildung (Thomas Vogel)
- Children and Parents Moral Relations in the New Century and Modern Family in Lithuania (Kęstutis Ralys)
- Scenarios of Language Politics (Algirdas Gaižutis)
- Plädoyer für eine neue Denk- und Gesprächskultur in einer Wertegesellschaft (Gerd-Bodo von Carlsburg / Helmut Wehr)
- Von selbstgesteuerten Schülern und coachenden Lehrern – Über das Verschwinden der Pädagogik in der neuen Lernkultur (Karl-Heinz Dammer)
- Role of Education Competencies within Innovative Development: Baltic States (Antanas Buračas)
- Zum Verhältnis von Bildungstheorien und Bildungsforschung (Anja Kraus)
- Denkstil versus Denkschema? (Günter Lehmann)
- Zur Entwicklung von Denkkulturen durch Kommunikationstraining in einer Informationsgesellschaft (Gerd-Bodo von Carlsburg / Helmut Wehr)
- Unsere Gesellschaft im Zeichen von Flucht und Zuwanderung (Sigvard Clasen)
- Die Kindheit ist – eigentlich – unantastbar: Chancen und Risiken der modernisierten Kindheit (Eva Rass)
- Recent Identity-Concepts in Symbolic Interactionism (Sabine Bürgermann / Gerd-Bodo von Carlsburg)
- Creativity in Educational Process: from Thinking to Development (Daiva Grakauskaitė-Karkockienė)
- Qualitätssicherung der Hochschullehre – zu Technologie und Zeigegeschehen (Anja Kraus)
- Collaboration of School and Family in Prevention of Adolescents’ Delinquent Behaviour (Birutė Žygaitienė / Marijona Barkauskaitė / Manefa Miškinienė)
- Teachers’ Professionalism: a Comparative Analysis of Latvia and Lithuania (Rasa Nedzinskaitė / Zenta Anspoka / Ilze Briška)
- Evaluation of Significance of Teaching – Learning Methods Applied in the Process of Education (Džiuljeta Ruškytė)
- Entwicklung überfachlicher Kompetenzen im wissenschaftlichen Dialog (Maren-Kristina Lüders)
- The Problem of Continuity in the History of Estonian Pedagogical Thought (Airi Liimets / Reet Liimets)
- Intercultural Experience of International University Students: an Interpretive Study (Jolanta Lasauskienė / Jovita Bagdonavičiūtė)
- Peculiarities of Self-Assessment of Adolescents’ Learning Achievements during Lessons of Technologies (Birutė Žygaitienė / Evelina Buivydaitė)
- Experience of Acquiring Positive Parenting Skills in Children Daily Care Centres (Vida Gudžinskienė / Sigita Burvytė)
- Interdisziplinarität und fächerübergreifender Unterricht als problemfokussierendes Lehren und Lernen (Thomas Strehle)
- Zur Effektivität des modernen Fremdsprachenunterrichts aus der Sicht der Lernenden (Gražina Droessiger / Skaidra Girdenienė)
- Supporting 5–7 Year Old Children Playing a Role in Front of an Audience: A Semiotic Approach (Vida Kazragytė)
- The Accessibility of Special Pedagogical Support in Early Childhood Education Institutions in Panevėžys (Asta Rauduvaitė / Daiva Ramanauskienė)
- The Role of Unrealized Architectural Projects in the Development of the Conscious Society: Lithuanian Case (Indrė Gudelytė-Račienė)
- Autoren
- Reihenübersicht
Gerd-Bodo von Carlsburg (Hrsg./ed.)
Denk- und Lernkulturen
im wissenschaftlichen
Diskurs
Cultures of Thinking
and Learning in the
Scientific Discourse
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung:
Michael Fuchs: Sehnsucht nach dem Paradies. Lithografie (4/100), Archiv v. Carlsburg. Michael Fuchs, geb. 1952, Ateliers in Klosterneuburg/Wien und Florenz, Sohn des Jugendstil-Künstlers, Philosophen und Architekten Ernst Fuchs (1930-2015), weltweit Ausstellungen, seit 2005 verstärkte Lehrtätigkeit, seine Landschaften symbolisieren Sinnbilder, Gleichnisse, Monumente, Denkweisen, Emotionen, transzendentales Naturerleben, theosophische Denkkulturen einer ästhetisch-feinsinnig-emotionalen Dynamik, die stark an die romantische Ausdruckskraft und Sinneswelt eines Caspar David Friedrich (1774-1840) erinnert.
Der Herausgeber dankt dem Deutschen Akademischen Austauschdienst im Programm OSTPARTNERSCHAFTEN und dem Programm ERASMUS+ sowie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg – University of Education und der Lietuvos edukologijos universitetas in Vilnius für die finanzielle Förderung
ISSN 1434-8748
ISBN 978-3-631-73580-0 (Print)
E-ISBN 978-3-631-73665-4 (E-PDF)
E-ISBN 978-3-631-73666-1 (EPUB)
E-ISBN 978-3-631-73667-8 (MOBI)
DOI 10.3726/b12089
© Peter Lang GmbH
Internationaler Verlag der Wissenschaften
Frankfurt am Main 2017
Alle Rechte vorbehalten.
Peter Lang Edition ist ein Imprint der Peter Lang GmbH.
Peter Lang – Frankfurt am Main · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Warszawa · Wien
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Diese Publikation wurde begutachtet.
Herausgeberangaben
Gerd-Bodo von Carlsburg ist Professor für Pädagogik in Heidelberg. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören Werke zur Allgemeinen Pädagogik, Schulbildung, Lehrerausbildung, Lehrberuf und Geschichte der Pädagogik. Er erhielt Ehrendoktorwürden an der Litauischen Universität für Bildungswissenschaften in Vilnius (Litauen) und an der Universität Tallinn (Estland).
Gerd-Bodo von Carlsburg is Professor of Education in Heidelberg. He has published several publications on general education, schooling, teacher training, teaching profession and history of education. He received honorary doctorates at the Lithuanian University of Educational Sciences (Vilnius) and at the University of Tallinn (Estonia).
Über das Buch
Dieser Band dokumentiert eine Reihe von Beiträgen der XXI. Internationalen wissenschaftlichen Konferenz Bildungsreform und Lehrerausbildung zum Thema Denk- und Lernkulturen im wissenschaftlichen Dialog. Im Fokus standen neue Bildungsstandards für die Hochschul- und Schulbildung. Der Erwerb dieser interaktiven Kompetenzen in der wissenschaftlichen Forschung im Bildungs- und Erziehungsbereich ist Voraussetzung für die Bildung einer Identität, um den Herausforderungen unserer Gesellschaft im kommenden Jahrzehnt gerecht zu werden.
This volume presents a series of contributions from the XXIst International Scientific Conference on The Reform of Education and Teacher’s Training on the topic Cultures of Thinking and Learning in the Scientific Dialogue. The articles consider new educational standards of Higher and Secondary Education. The acquisition of interactive competence in scientific research and the educational sector is a prerequisite for achieving an identity in order to meet the challenges of our society in the coming decade.
Zitierfähigkeit des eBooks
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Inhalt
König Friedrich II. [der Große] von Preußen
Die Eigenliebe als Moralprinzip (1770)
Von der Beschaffenheit, dem Umfange und dem Nutzen der Moral
Gedanken über Erziehung und Bildung
Immanuel Kant und der ontologische Gottesbeweis
Gerd-Bodo von Carlsburg, Helmut Wehr
Denkkulturen entstehen durch Lebensvisionen – Das Beispiel Martin Buber und Erich Fromm
The Stoics and the Development of Empirical Genetic Pedagogy
Pierre Bourdieus Theorie der Sozialen Praxis
Probleme und Chancen einer Wertorientierung in der beruflichen Bildung
Children and Parents Moral Relations in the New Century and Modern Family in Lithuania
Scenarios of Language Politics←7 | 8→
Gerd-Bodo von Carlsburg, Helmut Wehr
Plädoyer für eine neue Denk- und Gesprächskultur in einer Wertegesellschaft
Von selbstgesteuerten Schülern und coachenden Lehrern – Über das Verschwinden der Pädagogik in der neuen Lernkultur
Role of Education Competencies within Innovative Development: Baltic States
Zum Verhältnis von Bildungstheorien und Bildungsforschung
Gerd-Bodo von Carlsburg, Helmut Wehr
Zur Entwicklung von Denkkulturen durch Kommunikationstraining in einer Informationsgesellschaft
Unsere Gesellschaft im Zeichen von Flucht und Zuwanderung
Die Kindheit ist – eigentlich – unantastbar: Chancen und Risiken der modernisierten Kindheit
Sabine Bürgermann, Gerd-Bodo von Carlsburg
Recent Identity-Concepts in Symbolic Interactionism
Daiva Grakauskaitė-Karkockienė
Creativity in Educational Process: from Thinking to Development
Qualitätssicherung der Hochschullehre – zu Technologie und Zeigegeschehen←8 | 9→
Birutė Žygaitienė, Marijona Barkauskaitė, Manefa Miškinienė
Collaboration of School and Family in Prevention of Adolescents’ Delinquent Behaviour
Rasa Nedzinskaitė, Zenta Anspoka, Ilze Briška
Teachers’ Professionalism: a Comparative Analysis of Latvia and Lithuania
Evaluation of Significance of Teaching – Learning Methods Applied in the Process of Education
Entwicklung überfachlicher Kompetenzen im wissenschaftlichen Dialog
The Problem of Continuity in the History of Estonian Pedagogical Thought
Jolanta Lasauskienė, Jovita Bagdonavičiūtė
Intercultural Experience of International University Students: an Interpretive Study
Birutė Žygaitienė, Evelina Buivydaitė
Peculiarities of Self-Assessment of Adolescents’ Learning Achievements during Lessons of Technologies
Vida Gudžinskienė, Sigita Burvytė
Experience of Acquiring Positive Parenting Skills in Children Daily Care Centres
Interdisziplinarität und fächerübergreifender Unterricht als problemfokussierendes Lehren und Lernen
Gražina Droessiger, Skaidra Girdenienė
Zur Effektivität des modernen Fremdsprachenunterrichts aus der Sicht der Lernenden←9 | 10→
Supporting 5–7 Year Old Children Playing a Role in Front of an Audience: A Semiotic Approach
Asta Rauduvaitė, Daiva Ramanauskienė
The Accessibility of Special Pedagogical Support in Early Childhood Education Institutions in Panevėžys
The Role of Unrealized Architectural Projects in the Development of the Conscious Society: Lithuanian Case
Autoren←10 | 11→
Abstract: This volume presents a series of contributions from the XXIst International Scientific Conference on >The Reform of Education and Teacher’s Training< on the topic »Cultures of Thinking and Learning in the Scientific Dialogue«, which was conceived and organized by the Ministry of Education and Science of the Republic of Lithuania and the Lithuanian University of Educational Sciences (LEU). The main topic of the conference was new educational standards of >Thinking and Learning< of Higher and Secondary Education. This kind of quality management relies on the acquisition of interactive competence in scientific research and the educational sector. The development of these basic skills and competences in relation to development of new structures of thinking and learning is a prerequisite for achieving an identity in order to meet the challenges of our society in the coming decade.
LEU
Der vorliegende Band dokumentiert eine Reihe von Beiträgen der XXI. Internationalen wissenschaftlichen Konferenz (The 21st International Conference/XXI-oji tarptautinė mokslinė konferencija) zur >Bildungsreform und Lehrerbildung< (>The Reform of Education and Teacher’s Training</>Švietimo reforma ir mokytojų rengimas<) im Oktober 2016 in Vilnius mit der Thematik »Denk- und Lernkulturen im wissenschaftlichen Dialog« (»Cultures of Thinking and Learning in the Scientific Dialogue«), die vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Republik Litauen, der Litauischen Universität für Bildungswissenschaften (Lithuanian University of Educational Sciences/Lietuvos edukologijos universitetas – LEU) in Vilnius und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg – University of Education, einer bildungswissenschaftlichen Hochschule mit universitärem Status, konzipiert wurde. Zwischen beiden Institutionen besteht seit 5. Oktober 1995 ein Kooperationsvertrag über den Dozenten- und Studentenaustausch sowie wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Vilnius und Heidelberg, der im Oktober 2013 erneuert und aktualisiert wurde, welcher auch die gemeinsame Betreuung von Bachelor-, Magister- und Doktorarbeiten sowie Mitgliedschaft in der Promotionskommission beinhaltet.
Diese Edition enthält nur einen Teil dieser vielen Referate. Der Band 32 veröffentlicht als Auswahl der Wertschätzung der Reihe Baltische Studien zur Erziehungs-←11 | 12→ und Sozialwissenschaft durch die litauischen akademischen und wissenschaftlichen Bildungsinstitutionen, Lehrerweiterbildungsseminare, Parlament, Ministerium für Bildung und Wissenschaft sowie Außenministerium ein themenorientiertes Grußwort von Rita Valiukonytė, Kulturattachée der Botschaft der Republik Litauen in Deutschland seit 2016, zuvor an den litauischen Botschaften in London und Wien als engagierte Vertreterin des Kulturaustauschs verdienstvoll engagiert.
Die jährlich stattfindenden Tagungen in Form eines gemeinsamen Diskurses und mehrerer Workshops stellen die Verknüpfung der Hochschul- und Schulbildung unter Rekurs der von Politik und Kultur geprägten Tradierungen im Hinblick einer reflexiv-modernen Bildungswissenschaft in den Fokus, will sagen: wie gestaltet sich eine Denkkultur und die damit implizite Lernkultur im Hinblick auf die Herausforderungen der Gesellschaft des kommenden Jahrzehnts (Perspektivenwechsel im Bildungs- und Erziehungssektor). Zu dieser Thematik diskutieren in Vilnius Wissenschaftler, praktizierende Pädagogen und Mitglieder von teils internationalen, aber insbesondere nationalen Universitäten und Bildungsorganisationen. Behandelt wurden wichtige anstehenden Fragen, wie die Reformierung des Studiums und die Formulierung von Bildungsstandards, Lehrkompetenzen und Fragen der Unterrichtsqualität im Hinblick auf eine stärke Fokussierung der Neuorientierung sowie Umstrukturierung des Studiums an die Anforderungen internationaler Qualifikationen, z. B. Bachelor, Master, Promotion, durch eine stärkere Hinwendung bezüglich der Denk- und Lernkulturen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung unter Einbezug der Tradierungslinien, vor allem in der Zeit der Hochkultur des 16. und 17. Jahrhunderts in Litauen.
Die Zielsetzung der LEU bis zum Jahre 2018 sieht als Vision eine Ausbildung von kulturellen Kompetenzen durch die Berücksichtigung von Denkkulturen – und damit implizit Lernkulturen – vor, die primär den Kulturwerten Litauens geschuldet sind, zugleich aber auch – damit verknüpft – Persönlichkeitsförderung im Sinne von impliziter als auch expliziter Identitätsbildung implizieren. Diese Spurensuche, ja Vorstellungskraft, setzt somit den Erwerb interaktiver Kompetenzen im Bildungs-, Erziehungs-, Enkulturations- und Sozialisationsbereich voraus.
Leitziel ist die Qualifizierung einer urteilskräftigen, divergierend sowie konkludent denkfähigen, jungen Generation sowie das kritisch-konstruktive Gestalten und Disseminieren dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse und Kulturwerte durch das Besinnen auf Denk- und Lernkulturen im Sinne einer sich wandelnden (Zivil-)Gesellschaft, d. h. insbesondere Artikulierung eigener Anforderungsprofile und innovatives Einbringen eigener Initiativen in diese Zivilgesellschaft, um der Forderung Challenges of Time to Educational Research in Lithuania gerecht zu werden.
Als wichtiger Schritt für die Erreichung dieser hochgesteckten Vision dienen besagte internationale Konferenzen, deren Teilnehmer ihre Bemühungen als Spurensuche für eine Vervollkommnung des Bildungssystems in Litauen verstehen.
Auf den früheren Konferenzen, die gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Republik Litauen und den ausländischen Partnern veranstaltet wurden, hat man bereits intensiv aktuell anstehender Fragen zugewandt, wie Humanismus, Demokratie und Zivilgesellschaft, Autonomie von Universität und Schule, Erziehungswandel, Perspektivenwechsel, Wissenschaft – Studium – Schule,←12 | 13→ Bildungsstandards, Heranbildung einer Informationsgesellschaft/moderne Technologien, Kultur-, Qualitäts- und Bildungsmanagement.
Die Ergebnisse der Konferenzen wurden stets in umfangreichem Maße publiziert, u. a. in der litauischen Zeitschrift Pedagogika, im Internet und besonders interessierende Forschungsergebnisse seit 1999 in dieser Reihe herausgegeben.
Die Konferenz war implizit auch Fragen der Effektivität und Perspektiven gemeinsamer Zusammenarbeit gewidmet, verbunden mit dem Vorsatz, Gedanken litauischer Wissenschaftler und Pädagogen den ausländischen, insbesondere deutschen Erziehungswissenschaftlern, diskursiv näher zu bringen und somit die internationalen Bemühungen in Ost und West zu aktivieren. Eine Symbiose lebt nur auf der Grundlage gegenseitigen Gebens und Nehmens.
Saulius Ikamas: Vilnenser Türme (1992). Lithographie. Archiv von Carlsburg
Denkkultur, die Qualität von Bildung impliziert, hängt in erster Linie von der Professionalisierung der Wissenschaftler ab, von ihrer Befähigung, nicht nur Lernkultur zu vermitteln, sondern auch kulturelle Werte, die Soziabilisierung in einem modernen demokratischen Staatsgefüge entfalten. Dies basiert auf historischem Hintergrund und dient der Bildungsinnovation gegenwärtiger Forschung, der Umsetzung von internationalen Erfahrungen in einem Land, das neue Wege beschreitet und globale Reputation erwirbt.
Folgende Wokshops unter dem Angebot von Vorträgen im Hinblick auf die Thematik Cultures of Thinking and Learning in the scientific discourse verdienen Erwähnung:
1. Person and ideas in the context of change and renewal.
2. Principle of renewal and change.
3. Development of values between stability and renewal.
4. Change and renewal of education.
5. Change and renewal in higher education: Change management.
6. New challenges of time to Lithuanian education.←13 | 14→
Die Entwicklung einer kritisch-konstruktiven Denkkultur generiert die Idee Widerspiegelung der menschlichen Freiheit, Hinführung zu Autonomie durch Stärkung von Denk- und Urteilskraft durch Wissenschaft und Lebensreform.
Folgende Fragestellungen wurden in den Vorträgen vertieft: Internalisierung der Geistes- und Kulturwerte, Einfluss ethno-kultureller Kenntnisse und Fähigkeiten, Fragen des Wandels und Erneuerung politischen und kulturellen Denkens durch Umformung des Erziehungsprozesses.
Ansicht von Vilnius. Stahlstich (19. Jahrhundert). Archiv von Carlsburg
Alle genannten Aspekte sind wichtiger Bestandteil zur Vervollkommnung der Lehrerbildung und Weiterentwicklung der Bildungsreform im Hinblick einer Entdeckung von Lebenskunst.
Lithuanian University of Educational Sciences – Lietuvos edukologijos universitetas (LEU). Foto v. Carlsburg
Somit wurde betont, dass nicht nur das wissenschaftliche Potential der Universitätslehrer von Belang ist, sondern viel Wert auf die hochschuldidaktischen Fähigkeiten dieser Lehrkräfte gelegt wird, den für das Studium angebotenen Lehrstoff optimal zu vermitteln und nach modernen Lehrmethoden aufzubereiten sowie einen weiteren Schwerpunkt auf die Professionalisierung des Lehrberufs aller Institutionen zu legen, auch im Hinblick auf Lernkultur.
Vilnenser Schloss (Rekonstruktion 2009), Kasimir-Kapelle der Kathedrale St. Stanislaus & St. Ladislaus (Neubau im Klassizismus 1801). Foto von Carlsburg
Alle Referenten/innen aus Theorie, Fachdidaktik und Praxis unternahmen den Versuch, aus ihrer Sichtweise das Thema im Kontext des Heranwachsens einer Bürgergesellschaft zu erörtern. Gewünscht wurde hierbei nochmals der intensive Gedankenaustausch an Erfahrungen mit den ausländischen Kollegen, aufgeworfen wurde zudem die Frage der eng mit dem Denk- und Umdenkprozess verwobenen Soziabilisierung der Hochschullehrer/innen als auch der Studenten/innen durch Studienaufenthalte an ausländischen Universitäten.
Alle genannten Aspekte sind wichtiger Bestandteil zur Vervollkommnung der Lehrerbildung und Weiterentwicklung der Bildungsreform auch im Hinblick einer Entdeckung von Prosperität und Lebensqualität.
Die Konferenzproblematik lässt sich somit auf folgende Schwerpunkte eingrenzen:
1. Faktoren, die die Bildungsqualität beeinflussen: gesellschaftliche und bildungspolitische Probleme und reale Veränderungsmöglichkeiten im Hinblick auf Denkkulturen.
2. Probleme der Soziabilisierung: Lösungsmöglichkeiten in der gegenwärtigen Bildungslandschaft und Gesellschaft als Ausgangspunkt für Denk- und Lernkulturen.←15 | 16→
3. Erziehungstheorie und -praxis im Hinblick auf Denk- und Lernkulturen.
4. Stellenwert der Kulturwissenschaften im Hinblick auf Denk- und Lernkulturen.
5. Erziehungsprinzipien und -werte, zukünftige Bildungsplanung, die Denk- und Lernkulturen als Gesellschaftsziel projektiert.
Vilnius, Mitte Hintergrund: Aušros vartai (1514), Tor der Morgenröte, weltbekanntes katholisches Heiligtum mit dem wundertätigen Bild der Barmherzigen Muttergottes (um 1600–1625) – die Madonna von Vilnius – in der Torkapelle, errichtet als Stadttor zusammen mit der Stadtmauer (1503–1522), Vordergrund links: Kirche St. Theresa (1633–1650) und das Kloster der Unbeschuhten Karmeliten (1621–1627), die Bierbrauer und Kerzengießer waren. Archiv von Carlsburg
Heidelberger Schloss von Osten, „SCENOGRAPHIA HORTVS PALATINVS A FREDERICO V. ELECTORE PALATINO HEIDELBERGÆ EXSTRVCTVS. 1620.“ (Wenzel Hollar [1607–1677] um 1690), Radierung nach Matthäus Merian d.Ä. (1620), aus: Braun, Georg u. a. (1657). Urbium totius Germaniae superioris (…), Amstelodami apud Johannem Janssonium, Architekt: Salomon de Caus nach Jacques Fouquières vor 1620, 4 Platten, verbunden als Faltblatt, hier: „PROSPECT Des Churfürstlichen Pfältzischen RESIDENT Schlosses und Lústgartens zú Heidelberg.“ Archiv von Carlsburg
Reform der Lehrerbildung
Die Reformierung der Lehrerbildung ist und bleibt gerade im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel und die Neuen Medien ein aktuelles Thema. Neue Denk- und Lernkulturen, die unserer Risikogesellschaft Rechnung tragen, die zukunftsorientiert nicht die Tradierungen außer Acht lassen, die auch zum Umdenken motivieren, sind eine Conditio sine qua non. Der Masterstudiengang Bildungswissenschaften sollte dies auch mehr in seinen Modulen berücksichtigen.
In der Konferenz wurden letztlich Forschungsergebnisse vorgestellt, die auch sozial-psychologische Kompetenzen tangieren. Im Kontext der litauischen Bildungsreform sind besagte Forschungsbeiträge zur Sozialpsychologie als auch empirischer Bildungsforschung und deren Auswirkungen auf die Jugend von nicht zu vernachlässigender Bedeutung. Dieser Schwerpunkt erhält gerade neue Ansätze und Sichtweisen durch die Entwicklung und Analyse von Denk- und Lernkulturen seine Legitimation.←17 | 18→
„Wahre Contrafactur der Chủrfürstlichen Statt Heidelberg, vnd wie dieselbige von General [Johann Tserklaes von] Tillÿ Belägert vnd eingenohmen worden Anno 1622.“, Schloss Heidelberg war die Residenz des Pfalzgrafen Friedrich V., Kupferstich (ca. 1630) von Matthäus Merian d.Ä. (1593–1650), erstmals 1635 im Theatrum Europaeum, Legende: „Designation der ziffern. 1. Das Schloß. 2. de Newe Garten. 3. Heÿlig Geyst Kirch. (…) 17. der Marstall. (…) 19. der Tillischen General=Sturm. (…)“, Ziffern 1–20. Archiv von Carlsburg
Es sei zu hoffen, dass diese und auch weiterführende Gedankengänge in den dargebotenen Beiträgen Anstöße zum Weiterentwickeln von Konzepten des Lernens und der Denkkraft leisten, dass der an der Thematik Interessierte auch Neues an Informationen finden wird. Das Spektrum der insbesondere von litauischen Autoren gewählten Themen und Probleme gestaltete sich sehr mannigfaltig: Es reicht von Fragen der Lebensreform bis hin zu Forschungsberichten unter erziehungswissenschaftlichen, psychologischen, soziologischen und kulturellen Aspekten; aber insbesondere wurden auch Probleme der Soziabilisierung, die ein eigenes Denken und handeln erforderlich machen, erfasst. Die meisten der in diesem Sammelband vorgestellten litauischen Beiträge analysieren Probleme, die für die Stabilisierung der Zivilgesellschaft Litauens aktuell sind. Die Auswahl kann nur einen facettenhaften Überblick vermitteln und motivieren, an der jährlich stattfindenden Internationalen Konferenz selbst aktiv teilzunehmen, um aus eigener Perspektive den politischen und erziehungswissenschaftlichen Paradigmenwechsel aus globaler Sichtweise zu erörtern.←18 | 19→
Matthäus Merian d.Ä. (1645) – „Das ChủrFủrstliche Pfältzische Schloß vnd Gartten, Zu Haӱdelberg. ủon Mitternacht an zủsehen.“ (Erstmals in: Zeiller, Martin/Merian, Matthäus [Hrsg.] [1645]. Topographia Palatinatus Rheni et vicinarum Regionum, Frankfurt a. M., verlegt von Matthäus Merian d.Ä. (ca. 1672). Archiv von Carlsburg
Seit Mai 1994 besteht besagter Transfer in der Lehrerbildung zwischen Heidelberg und Vilnius, wobei am 6. Oktober 1995 in Vilnius der Kooperationsvertrag geschlossen wurde, der den Austausch von Dozenten und Studenten beinhaltet und die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen bis hin zum Promotionsstudium.
Heidelberg University of Education (Altbau um 1915). Archiv von Carlsburg
Somit entwickelte und entwickelt sich weiterhin seit 1995 die Kooperation mit Heidelberg für litauische Dozent*innen und Student*innen nicht einzig als beliebtes touristisches Ziel, sondern die Alma mater paedagogensis wurde zu einem sehr begehrten Studienort im Rahmen von ERASMUS+. Insbesondere erfreuen sich die Praktika an litauischen Schulen bei den Heidelberger Studierenden eines großen Zuspruchs, und Litauen wird im Rahmen der Prosperität und des Tourismus’ immer bekannter beliebter. Im Rahmen der Praktika war über 20 Jahre die Nachfrage der Heidelberger stets größer als von Seiten der litauischen Praktikanten, was sich relativiert. Umgekehrt gestaltet sich das Verhältnis bei den ERASMUS+-Studierenden, obwohl die litauischen Universitäten inzwischen auch Veranstaltungen in Englisch anbieten und man in der Universität hervorragend Englisch beherrscht.
Conclusio
Durch den interkulturellen Transfer auf der Mikroebene sind Menschen in persönlicher und dienstlicher Sphäre zusammengeführt worden; wertvolle Freundschaften entstanden und werden weiter entstehen, die weiter vertieft wurden und werden, und neue Bindungen beruflich als auch privat sind ein Stück Alltag geworden.
Seit dem Beitritt Litauens in die Europäische Union am 1. Mai 2004 haben sich vor allem die politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Litauen und Deutschland konstruktiv vertieft, begründet auf einen durch Tradierungen gewachsenen fruchtbaren Austausch im zivilgesellschaftlichen Bereich. Genannt seien hierbei Wirtschaft, Handel und insbesondere Bildung, die zugleich nachhaltige Zukunft involviert, die aber auch neue Anforderungen an die litauischen Schulen und Universitäten stellt, so eine umfassende Reform der Bildung, primär auf der Basis eines für alle Bürgerinnen und Bürger gerechten Bildungssystems, Schaffung sozialer Lernkulturen und international anerkannter Qualitätsstandards, insbesondere der Hochschulcurricula, letztlich nicht nur der Bildung, sondern auch Erziehung sowie Enkulturation der jungen Generation.
Dies gilt zuvörderst für die universitären Kooperationen, die gewachsenen engen Strukturen beider Staaten durch den Ausbau von Kooperationsprogrammen, vor allem der letzten dreizehn Jahre mit fruchtbarem Boden. Aber auch persönliches Engagement in der personalen und sachlichen Beziehungsebene war dazu erforderlich und wird noch weiter schrittweise aktiviert, ja forciert.
Musterhaft belegt diese Zusammenarbeit die Kooperation zwischen der Litauischen Universität für Bildungswissenschaften und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg – University of Education (seit 1995), ein Mikrokosmos im Makrokosmos reflexiv-moderner Bildungswissenschaft und Globalisierung. Hierzu mögen die „Baltischen Studien zur Erziehungs- und Sozialwissenschaft“ einen wichtigen Anteil unter dem Aspekt der Internationalisierung der Bildungssysteme und -programme leisten.←20 | 21→
Details
- Pages
- 670
- Publication Year
- 2017
- ISBN (PDF)
- 9783631736654
- ISBN (ePUB)
- 9783631736661
- ISBN (MOBI)
- 9783631736678
- ISBN (Hardcover)
- 9783631735800
- DOI
- 10.3726/b12089
- Language
- German
- Publication date
- 2017 (November)
- Keywords
- Qualitätsmanagement Bildungsstandards Kommunikationsstrukturen/-netze Leistungsnormen empirisch-genetische Pädagogik Wertegesellschaft
- Published
- Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 670 S., 60 Abb.