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Der Verleger Johann Friedrich Cotta (1764–1832) als Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich

Frankreichbezüge, Koeditionen und Übersetzungen

von Annika Haß (Autor:in)
©2015 Dissertation 258 Seiten

Zusammenfassung

Johann Friedrich Cotta war nicht nur der Verleger Johann Wolfgang von Goethes und Friedrich Schillers, sondern zu seiner Zeit auch einer der bedeutendsten Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich. Annika Haß analysiert in ihrem Buch vor allem sein Verlagsprogramm, wobei der Schwerpunkt auf den Werken mit Frankreichbezug liegt. Basierend auf Kulturtransferforschung, Buchgeschichte und Übersetzungsforschung werden die Bücher (Koeditionen, Übersetzungen, französischsprachige Publikationen, Werke mit thematischem Frankreichbezug) in chronologischer und thematischer Perspektive analysiert. Darüber hinaus illustrieren Fallstudien zu den für Cotta tätigen Übersetzern und Koeditoren wie Albrecht Lebret, Theodor von Haupt oder Joseph von Theobald die zeitgenössische Übersetzungstätigkeit.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Danksagung
  • Vorwort
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Begriffsklärung und Forschungsstand
  • 1.2 Vorgehen und Aufbau der Arbeit
  • 2. Periodika und Monographien. Kulturraumspezifische Schwerpunkte und Frankreichbezüge
  • 3. Frankreichberichterstattung, Koeditionen und frankophone Periodika in der publizistischen Produktion Cottas. Ein kurzer Überblick
  • 4. Typologie der Titel mit thematischem Frankreichbezug
  • 4.1 Koeditionen und Koverleger
  • 4.2 Thematische Frankreichbezüge in Cottas Verlagsprogramm
  • 4.2.1 Die französischsprachigen Monographien
  • 4.2.2 Die Übersetzungen
  • 4.2.3 Zweisprachige Ausgaben
  • 4.2.4 Sonstige Publikationen mit thematischem Frankreichbezug
  • 5. Frankreich in Cottas Verlagsprogramm. Kontinuitätslinien und Entwicklungsschübe
  • 6. Das Napoleonbild in den von der J. G. Cotta'schen Verlagsbuchhandlung verlegten Monographien: Zwischen Ablehnung und Bewunderung
  • 7. Übersetzer als Mittlerfiguren
  • 7.1 Überblick über die Übersetzer Cottas
  • 7.2 Spezifische Analyse einiger Übersetzerfiguren: Albrecht Lebret, Theodor von Haupt und Joseph von Theobald
  • 8. Schlussteil
  • Anhang
  • A. Transkription von Briefen und Verträgen
  • B. Abbildungen und Tabellen
  • C. Typologien
  • D. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
  • E. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Danksagung

Die vorliegende Monographie beruht auf meiner Magisterarbeit im Fach Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, die ich unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink angefertigt habe. Für sein Engagement, seine Unterstützung und seine Förderung sowie für die finanzielle Unterstützung des Drucks durch Mittel des DFG/ANR-Projekts möchte ich ihm sehr herzlich danken. Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann sei für die Übernahme der Zweitkorrektur gedankt. Prof. Dr. York-Gothart Mix bin ich für sein Engagement und den Kollegen/innen des Almanachprojektes für die sehr angenehme Atmosphäre im Projekt, in der diese Arbeit ihren Ursprung fand, zu Dank verpflichtet. Dr. Helmuth Mojem (Cotta-Archiv Marbach) und Dr. Marcel Lepper (Deutsches Literaturarchiv Marbach) möchte ich für die sehr freundliche Aufnahme und Einführung in die Archivarbeit sowie inhaltliche Anregungen danken. Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D’Aprile danke ich für den Austausch zu Beginn meiner Arbeit.

Mein Dank gilt auch Karl Bringmann, Sophia Dorka, Louise-Hélène Filion, Claudia Heß, Josephine Kretschmer und Assoz.-Prof. Dr. Dr. Julia Pröll, die mir bei Korrekturen geholfen und Anregungen geliefert haben.

Der Deutschen Schillergesellschaft danke ich für das Marbach-Stipendium, das mir den für meine Arbeit nötigen Forschungsaufenthalt im Cotta-Archiv ermöglichte.

Schließlich gilt mein Dank auch Prof. Dr. Ina Ulrike Paul und Prof. Dr. Uwe Puschner für die Aufnahme meiner Arbeit in ihre Reihe.

Saarbrücken, im November 2014 Annika Haß
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Vorwort

Das vorliegende Buch ist in einem zweifachen, sowohl international wie interdisziplinär geprägten wissenschaftlichen Kontext entstanden: als akademische Abschlussarbeit (Magisterarbeit) im Fach Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation in der Fachrichtung Romanistik der Universität des Saarlandes; und im Rahmen des interdisziplinären deutsch-französischen Forschungsprojekts ‚Transkulturalität nationaler Räume. Übersetzungen, Kulturtransfer und Vermittlungsinstanzen im deutsch-französischen Kontext (1750–1900)’, das seit 2012 von deutschen und französischen Historikern, Germanisten und Romanisten unter Leitung von Christophe Charle (Paris), York-Gothart Mix (Marburg) und Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken) durchgeführt wird. Ähnlich wie der erwähnte Studiengang und das zitierte Forschungsprojekt weist die vorliegende Untersuchung eine interdisziplinäre Ausrichtung auf, deren spezifische Konfiguration zu ihrer Originalität beiträgt. Sie ist, wie der Leser bereits nach wenigen Seiten feststellen wird, im Schnittbereich zwischen Literatur-, Kultur- und Buchgeschichte sowie Übersetzungs- und Kulturwissenschaften angesiedelt und bezieht hierbei in ebenso kreativer wie souveräner Weise kulturwissenschaftliche Theorie- und Methodenansätze wie vor allem die Kulturtransferforschung ein. Statt jedoch die unterschiedlichen Forschungsrichtungen und Theorieansätze, an die sie anknüpft, zu Beginn breit zu entwickeln und hierdurch, wie in manchen Arbeiten, den Blick für das Wesentliche eher zu verstellen, webt die Verfasserin sie geschickt in ihre empirischen Analysen ein und zeigt am Material selbst Fruchtbarkeit und Tragweite interdisziplinärer Fragestellungen auf. Sie verbindet hierbei in sinnvoller Weise qualitativ-hermeneutische Textanalysen, die auch Phänomene wie die Paratexte mit berücksichtigen, mit quantitativen Analysen (und den hiermit verbundenen Graphiken), die leider in den Literatur- und Medienwissenschaften häufig immer noch eine zu marginale Rolle einnehmen.

Ziel der Untersuchung ist es, die kulturvermittelnde Rolle, zwischen Deutschland und Frankreich, eines der wichtigsten deutschen Verleger des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, Johann Friedrich Cotta, in dreifacher Perspektive zu analysieren: erstens unter dem Blickwinkel des thematischen Frankreichbezugs der von Cotta edierten Werke und Zeitschriften; zweitens hinsichtlich der Frankreichkontakte des Verlegers Cotta, insbesondere mit Blick auf deutsch-französische Koeditionen; und drittens mit Blick auf die für Cotta tätigen Übersetzer, die anhand dreier herausragender ← 15 | 16 → Übersetzerfiguren untersucht werden. Aus der Fülle neuer Ergebnisse, die an die vorliegenden Forschungen zum Kulturtransfer zwischen Deutschland und Frankreich in der Umbruchperiode um 1800 und zu französisch-deutschen Übersetzungen im Zeitraum 1750–1850 in überzeugender Weise anschließen und sie auf breiter empirischer Basis weiterentwickeln, seien nur skizzenartig zwei genannt, die auch weiterführende Perspektiven der Forschung aufzeigen. Zum einen sind die vorgelegten Fallstudien zum Napoleonthema und Napoleonbild in den von Cotta verlegten Publikationen nicht nur sehr gut ausgewählt, da exemplarisch und zugleich symptomatisch für die privilegierten Bezüge Cottas zu Frankreich, sondern in vielen Detailergebnissen sehr aufschlussreich. So zeigt die Verfasserin anhand der Publikationsgeschichte der auf Napoleon bezogenen Schriften, die Cotta verlegt hat, nicht nur das starke Interesse des Tübinger Verlegers (und seines Publikums) für Napoleon auf, sondern auch die (im Wesentlichen drei) Phasen der Entwicklung des hiermit verknüpften Napoleonbildes. Sie machen deutlich, dass Napoleon nicht nur in Frankreich, sondern auch im deutschen Sprach- und Kulturraum nach 1820 eine geradezu erstaunliche Renaissance und populäre Verklärung erlebte („Légende dorée napoléonienne“).

Zu den aufschlussreichsten Teilen der vorliegenden Studie zählt zweifellos die Untersuchung der Übersetzerfiguren, ihrer Rolle und ihres Profils. Werden Übersetzer in der Literatur- und Kulturgeschichte, ebenso wie in der sehr textbezogenen Übersetzungswissenschaft, häufig eher stiefmütterlich und allenfalls bezüglich ihrer Übersetzungstätigkeit und der Struktur des von ihnen übersetzten Werkekanons behandelt, so rückt Annika Haß mit dem Beziehungsgeflecht zwischen Übersetzern und Verlegern eine bisher wenig behandelte Dimension der Problematik in den Blick. Sehr plastisch und quellenbezogen werden hier die Profile und Tätigkeiten von Übersetzern wie Theodor von Haupt (1784–1832) oder Joseph von Theobald (1772–1837) herausgearbeitet und die – im letztgenannten Fall zunehmend konfliktueller werdenden – Beziehungen zu Johann Friedrich Cotta beleuchtet. Der Konflikt, der schließlich zur Auflösung der Geschäftsbeziehungen zwischen Cotta und von Theobald führt, dessen Übersetzungen Cotta auch aufgrund massiver Übersetzungsfehler nicht mehr bereit war entgegenzunehmen, zeigt wie in einem Brennglas die zunehmende Bedeutung qualitativ-ästhetischer Kriterien nicht nur in der Übersetzungstheorie und der Übersetzungskritik der Epoche um 1800, sondern auch in der konkreten Übersetzungspraxis. Annika Haß vermag dies anhand von Primärquellen, insbesondere von Korrespondenzen aus dem Marbacher Literaturarchiv präzise nachzuweisen. ← 16 | 17 →

Die Verfasserin bietet somit ein methodisches Design – man könnte auch von ‚Modell’ sprechen, wenn dieser Begriff nicht so häufig mit dem Begriff der Theorie assoziiert wäre – für die Analyse von Kulturtransferprozessen in Verlagen an und eröffnet hiermit vielfältige weiterführende Perspektiven für die Forschung sowohl in den philologisch basierten Kulturwissenschaften als auch in der Kultur- und Verlagsgeschichte. Auch für die Übersetzungswissenschaften, die in den letzten Jahren ein wachsendes Interesse für historisch orientierte Fragestellungen entwickelt haben, bietet die vorliegende Untersuchung vielfältige Anregungen. Für die erste Buchveröffentlichung einer jungen Nachwuchswissenschaftlerin erscheint dies durchaus bemerkenswert.

Hans-Jürgen Lüsebrink Saarbrücken, November 2014
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1. Einleitung

Die von Reinhart Koselleck als „Sattelzeit“1 bezeichnete Periode des Epochenumbruchs vom ausgehenden 18. zum beginnenden 19. Jahrhundert ist nicht nur durch tiefgreifende politische, gesellschaftliche und soziale Veränderungen,2 sondern auch durch einen besonders intensiven Kulturaustausch geprägt. Sie umfasst die Zeit von der Spätaufklärung, über die Französische Revolution, die Napoleonischen Kriege und die französische Besetzung bis zum Wiener Kongress und zur Restauration. Es standen sich im deutschen Raum zwei grundsätzliche Tendenzen gegenüber: Zum einen führte der intensive Kulturkontakt mit Frankreich zu Abgrenzung und Nationenbildung, zum anderen, in der Tradition der Aufklärung, zu verstärkter Offenheit und Kosmopolitismus.3

Der französisch-deutsche Kulturtransfer dieser Periode ist unterschiedlich gut erforscht, insbesondere das 18. Jahrhundert stand im Zentrum des Interesses. Zumeist standen Mittlerpersonen (Übersetzer, Verleger, Künstler etc.),4 Symbole,5 Ereignisse,6 kulturelle Artefakte und vor allem Printmedien im Fokus ← 19 | 20 → der Untersuchungen.7 Die besondere Bedeutung der Printmedien erklärt sich einerseits durch historische Prozesse wie den Aufschwung der Buchproduktion im 18. Jahrhundert, eine zunehmende Alphabetisierung und den Wandel von extensivem zu intensivem Lesen,8 aber auch durch das Medium des Buches an sich, das zugleich Information vermittelt und Konsumgut ist.9

Die Frage des französisch-deutschen Kulturtransfers soll in dieser Arbeit am Beispiel eines Verlegers untersucht werden, der bisher von der Forschung eher vernachlässigt wurde. Johann Friedrich Cotta (1764–1832), insbesondere bekannt als Verleger Johann Wolfgang von Goethes und Friedrich von Schillers,10 führte die 1787 von seinem Vater gekaufte Verlagsbuchhandlung zu großem Aufschwung und Erfolg. Er erweiterte das Verlagsspektrum ausgehend von regionalen, vor allem lokalen wissenschaftlichen Publikationen und führte die J. G. Cotta’sche Buchhandlung zu einem „Universalverlag.“11 Er verlegte bedeutende Periodika, wie die Allgemeine Zeitung, eine der einflussreichsten und wichtigsten Zeitungen des 19. Jahrhunderts,12 oder das Morgenblatt für gebildete Stände sowie literarische und historische Werke. Bei ihm publizierten ← 20 | 21 → nicht nur angesehene Schriftsteller der Klassik wie Goethe oder Schiller, sondern auch der Romantik wie Friedrich Schlegel, Jean Paul oder Ludwig Uhland. Ebenso profitierte er von Aufschwung und Entstehung der Disziplinen und verlegte Schriften der Pädagogik, Geographie und Reiseliteratur (beispielsweise Alexander von Humboldt), Geschichte, Kunstgeschichte, Mathematik, Physik, Chemie, Medizin, französischen Sprachlehre und Grammatik sowie Jura.13 Im Rahmen des Verlagswesens engagierte sich Cotta außerdem für das Urheberrecht und die Pressefreiheit und auch außerhalb des Verlagswesens trat er als Landwirt und Industrieller in Erscheinung.14

Details

Seiten
258
Erscheinungsjahr
2015
ISBN (PDF)
9783653049244
ISBN (MOBI)
9783653974096
ISBN (ePUB)
9783653974102
ISBN (Hardcover)
9783631656464
DOI
10.3726/978-3-653-04924-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Juni)
Schlagworte
Kulturtransfer Verlagswesen Übersetzung Buchgeschichte
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 258 S., 8 s/w Abb., 2 Tab.

Biographische Angaben

Annika Haß (Autor:in)

Annika Haß studierte Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, Betriebswirtschaftslehre, Sozialpsychologie und Geschichte. Sie ist derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem DFG/ANR-Projekt beschäftigt und promoviert in deutsch-französischer cotutelle de thèse.

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Titel: Der Verleger Johann Friedrich Cotta (1764–1832) als Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich