Nachhaltiger Tourismus in Subsahara-Afrika
Anspruch und Wirklichkeit eines neuen Konzepts zur Armutsminderung- Das Beispiel Namibia
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
- Nachhaltiger Tourismus: Ein Ansatz zur Überwindung historischer Ungleichheiten?
- Namibia – Späte Unabhängigkeit, neue Chancen
- Armutsminderung durch Empowerment? – Der Forscher als Detektiv
- Grundlegende Fragen
- 1 Potenziale im ländlichen Raum
- 1.1 Begriffsbestimmung
- Armut
- Potenzial
- 1.2 Die drei Potenzialkomponenten
- Natürliche Ressourcen – Beauty has no limit?
- Nachfrage – Namibia als Tourismusmagnet
- Menschliche Fähigkeiten – Der beschwerliche Weg von der Subsistenzlandwirtschaft zum Tourismus-Unternehmen
- 2 Landnutzung im Vergleich: CBNRM und traditionelle Nutzungsformen
- 2.1 Landnutzung – Konflikte zwischen landwirtschaftlicher und touristischer Nutzung
- 2.2 Human Wildlife Conflict – Wenn sich Mensch und Tier in die Quere kommen
- 2.3 Zwickmühle HWC-Kosten – Kein Ausweg absehbar?
- 2.4 CBNRM in Zahlen – Zur Verbesserung der Haushaltseinkommen
- 2.5 Potenziale im Überfluss und zwei anspruchsvolle Herausforderungen
- Die Rahmenbedingungen von CBNRM
- 3 Die ländlichen Gemeinschaften
- 3.1 Conservancies als homogene Gemeinschaften …
- 3.2 … eine Wunschvorstellung
- 4 Der Staat
- 4.1 Gesetzgebung – Ziele und Verpflichtungen
- 4.2 Mängel innerhalb der Gesetzgebung
- 4.3 Einflussnahme Dritter
- 4.4 HWC-Politik – doch ein Ausweg aus der Zwickmühle (I)?
- 4.5 Staatliche Fördergelder und weitere Leistungen
- 4.6 Große Ambitionen – Mängel in der Praxis
- 5 Die Geber und NGOs
- 5.1 Anschubfinanzierung…
- 5.2 … oder Abhängigkeiten und externer Einfluss auf NGO-Agenden?
- 5.3 … oder Abhängigkeiten und externer Einfluss auf Conservancy-Agenden?
- 5.4 Zur Ausbildung unternehmerischer Fähigkeiten
- 5.5 Joint Ventures – Mit externer Unterstützung am Verhandlungstisch
- 5.6 HWC-Gegenmaßnahmen – doch ein Ausweg aus der Zwickmühle (II)?
- 5.7 Zur Schwierigkeit der Handhabe von Bilanzierungs- und Planungswerkzeugen
- 5.8 Conservancies ohne Lobby
- 5.9 Zu den Ursachen fortbestehender Hinderungsfaktoren
- 6 Die Konkurrenz im Tourismus-Sektor
- 6.1 Joint Ventures – Conservancies als Partner auf Augenhöhe?
- 6.2 Folgen ungleicher Verhandlungspositionen
- 6.3 Wenig Möglichkeiten zur Überwindung ungleicher Kräfteverhältnisse
- Fazit und Handlungsoptionen
- 7 Schlussbetrachtung – Rahmenbedingungen und deren perpetuierende Momente
- 8 Fokus des CBNRM-Programms – Entwicklung oder Naturschutz?
- 9 Handlungsoptionen zur Überwindung der Hinderungsfaktoren
- Epilog: Weiterführende Forschung
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Monographien und Sammelbände
- Zeitschriftenartikel, Arbeits- und Diskussionspapiere
- Publikationen namibischer Behörden, von Gebern, internationalen Organisationen und NGOs
- Internetquellen und Zeitungsartikel
- Anhang
- Karte der Communal Lands Namibias
- Conservancies in Namibia
BELWG – Business, Enterprise & Livelihoods Working Group (NACSO)
BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
CBNRM – Community Based Natural Resource Management
CIA – Central Intelligence Agency
CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Washingtoner Artenschutzübereinkommen)
CLUSA – Cooperative League of the United States of America
CRIAA – Centre for Research Information Action Africa
DEA – Directorate of Environmental Affairs (Abteilung des MET)
FENATA – Federation of Namibian Tourism Association in Namibia
GPTF – Game Product Trust Fund
HACSIS – Human Wildlife Conflict Self Insurance Scheme
HWC – Human Wildlife Conflict
HWSRS – Human Wildlife Self Reliance Scheme
IDWG – Institutional Development Working Group (NACSO)
IRDNC – Integrated Rural Development and Nature Conservation
KAZA TFCA – Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area
LAC – Legal Assistance Centre
LEAD – Land Environment & Development Project des LAC
LIFE – Living in a Finite Environment (USAID-Programm in Namibia)
MCC – Millennium Challenge Corporation
MDG – Millennium Development Goals
MET – Ministry of Environment and Tourism
NACOBTA – Namibia Community Based Tourism Assistance Trust (ehemals Namibia Community Based Tourism Association)
NACSO – Namibian Association of Community Based Natural Resource Management Support Organisations
Nam$ – Namibische Dollar ← 13 | 14 →
NDP – National Development Plan
NDT – Namibian Development Trust
NGO – Non-Governmental Organisation
NNF – Namibia Nature Foundation
NRWG – Natural Resources Working Group (NACSO)
NWR – Namibia Wildlife Resorts
RISE – Rural Institute for Social Empowerment
UNEP – United Nations Environment Programme
USAID – United States Agency for International Development
WWF-UK – World Wildlife Fund For Nature United Kingdom
WWF-US – World Wildlife Fund For Nature United States ← 14 | 15 →
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1 – Zusammensetzung der Haushaltseinkommen vor und während des CBNRM-Programms
Abbildung 2 – Entwicklung der Conservancy-Einnahmen (1994- 2010)
Abbildung 3 – Ausgaben der Conservancies, sortiert nach Posten (2003, 2005, 2007, 2009)
Abbildung 4 – Abhängigkeitsstrukturen innerhalb des LIFE-Programms
Abbildung 5 – Hinderungsfaktoren: Ursachen und Auswirkungen
Abbildung 6 – Top-Down-Strukturen innerhalb des namibischen CBNRM-Programms
Tabelle 1 – Zusammenfassung: Akteure und Interessen
Abbildung 7 – Übersicht: Handlungsoptionen zur Überwindung der Hinderungsfaktoren ← 15 | 16 → ← 16 | 17 →
Nachhaltiger Tourismus: Ein Ansatz zur Überwindung historischer Ungleichheiten?
Namibia – Späte Unabhängigkeit, neue Chancen
Als Namibia 1990 die Unabhängigkeit erlangte, stand das Land vor großen Herausforderungen. Über 100 Jahre Fremdbestimmung und über 20 Jahre bewaffneter Unabhängigkeitskampf hinterließen ihre Spuren. Die nicht-weißen Namibier konnten sich in der Regel nicht frei im Land bewegen, und soziale und wirtschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten waren ihnen verschlossen.
Die Rassentrennung schlug sich auch in Enteignungen nieder. Weite Flächen bewohnten Landes wurden weißen Farmern überschrieben. Dadurch wurde ein Großteil der schwarzen ländlichen Bevölkerung von ihrem Land vertrieben und musste sich größtenteils auf einem kleinen Streifen Land (circa 2 Millionen Hektar) im nördlichen Namibia neu ansiedeln2. Dieses Land war weniger fruchtbar als ihre angestammten Gebiete. Darüber hinaus war es viel zu klein, um neben den bereits dort Lebenden auch noch die große Anzahl der Vertriebenen zu ernähren. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Bevölkerung wurden zudem durch künstliche Grenzen weiter eingeschränkt. So durften sie ihr Vieh nicht über eine bestimmte Grenze3 Richtung Süden treiben. Damit war der Zugang zu Märkten verschlossen. Eine weitere Folge der Fremdbestimmung war, dass traditionelle Tätigkeiten zur Selbstversorgung, Jagen, Fischen und das Sammeln von Feuerholz, verboten wurden. Die ländliche Bevölkerung musste sich dementsprechend in den kargen Verhältnissen einrichten. Konkret hieß das: Entweder sie schlugen sich als Subsistenzversorger durch, was durch das Jagdverbot zusätzlich erschwert war, oder die Männer verließen ihre Familien, um in den Städten Südafrikas Arbeit zu suchen4.
Diese Eingeschränktheit bezüglich der Einkommensmöglichkeiten ländlicher Haushalte spiegelt sich heute in einem weiteren Erbe der Kolonialzeit wider: der Aufteilung des ländlichen Raums in sogenannte Communal Lands und Commercial Lands. Auf den Communal Lands5 lebt, historisch bedingt, die ← 17 | 18 → schwarze Bevölkerung. Sie machen rund 41% der Landesfläche Namibias aus. Die sich hingegen größtenteils im Privatbesitz der Eliten, zumeist weiße Farmer und Politiker, befindlichen Commercial Lands erstrecken sich auf 59% der Landesfläche6. Wie die Bezeichnungen schon ausdrücken, verfügen die Besitzer dieser Gebiete über weitaus mehr Rechte, ihr Land kommerziell zu nutzen. Im Gegensatz zu den Bewohnern der staatlichen Communal Lands sind sie Eigentümer der Gebiete, wodurch sie viel freier über die Nutzung bestimmen können und über viel größere Einkommensmöglichkeiten verfügen. So haben sie bspw. schon seit 1975 das Recht, Wildtiere und andere Naturschätze auf ihrem Land wirtschaftlich zu nutzen. Dies ermöglicht ihnen, neben der landwirtschaftlichen Nutzung, Zusatzeinnahmen aus der Jagd und dem Tourismus7.
Die Folgen der Apartheid lassen sich auch in Zahlen fassen. Dabei darf man sich nicht davon blenden lassen, dass Namibia als sogenanntes Land mit gehobenem mittleren Einkommen (Upper Middle Income) eingestuft wird und die Bevölkerung rein statisch gesehen über ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von 4.700 US-Dollar pro Jahr verfügt8. Diese Zahl ist nur Durchschnittswert und die Realität der meisten Menschen sieht anders aus. So wies Namibia nach der Unabhängigkeit die weltweit größte Einkommensungleichverteilung auf9. Konkret heißt das, dass 5,6% der Haushalte über mehr als die Hälfte aller Einkommen verfügen. Hingegen verfügt die breite Masse, 80% der Bevölkerung, lediglich über knapp 23% der Einkommen10.
Der neuen Politikergeneration, oftmals ehemalige Unabhängigkeitskämpfer, war die Situation der gesamten Bevölkerung und auch speziell die Probleme der im ländlichen Raum lebenden Namibier bewusst. Dementsprechend wurde zur Unabhängigkeit folgende Zielsetzung in der namibischen Verfassung verankert:
„The State shall actively promote and maintain the welfare of the people by adopting, inter alia, policies aimed at the following: ← 18 | 19 →
[…]
(1) maintenance of ecosystems, essential ecological processes and biological diversity of Namibia and utilization of living natural resources on a sustainable basis for the benefit of all Namibians.“11 [Hervorhebung des Autors]
Diesen allgemein gehaltenen Worten folgten politische Taten, bspw. in Form von Entwicklungsprogrammen und Gesetzesänderungen. Eine solche Maßnahme spiegelt sich in der Angleichung der Rechte der Bewohner von Communal Lands mitjenen der Bewohner von Commercial Lands wider. Durch eine Gesetzesreform konnte sich die ländliche Bevölkerung von 1996 an zu sogenannten Conservancies zusammenschließen, um wirtschaftlich in ähnlicher Weise von den natürlichen Ressourcen auf den von ihr bewohnten Gebieten zu profitieren, wie es weißen Farmern schon seit 1975 möglich war. bspw. können sich die Conservancies um Jagdquoten bewerben oder Fotosafaris und Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen anbieten. Mit diesen neu gewonnenen Rechten zur wirtschaftlichen Nutzung der natürlichen Ressourcen geht jedoch auch die Pflicht einher, die natürlichen Ressourcen zu bewahren und sie in nachhaltiger Weise zu nutzen12.
Details
- Seiten
- 176
- Erscheinungsjahr
- 2014
- ISBN (PDF)
- 9783653040562
- ISBN (MOBI)
- 9783653993585
- ISBN (ePUB)
- 9783653993592
- ISBN (Hardcover)
- 9783631646458
- DOI
- 10.3726/978-3-653-04056-2
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2014 (März)
- Schlagworte
- Naturschutz Community Based Natural Resource Management (CBNRM) Conservancy kommunaler Tourismus Tourismus Conservancies
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 176 S., 7 s/w Abb.
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