Kirche und Aufklärung zwischen Tradition und Aufbruch
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Table Of Contents
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Widmung
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
- Abkürzungsverzeichnis
- Einführung
- 1. Aufklärung – ein nicht abgeschlossener Prozess
- 2. Aufklärung als Religionskritik
- 2.1. Lessings uneingelöste Utopie einer Religion ohne Dogma
- a) Theologische Richtungen zur Zeit der Aufklärung
- b) Hermann Samuel Reimarus
- c) Johann Melchior Goeze
- d) Reimarus-Fragmente
- e) Lessings Religionsverständnis in „Nathan der Weise“
- f) Lessings Thesen weisen Gemeinsamkeiten mit biblischen Aussagen auf
- 2.2. Lichtenbergs Religionskritik – eine aktuelle Herausforderung
- a) Deutung biblischer Texte
- b) Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit
- c) Die Machtstellung des kirchlichen Lehramtes
- 3. Aufklärung – ein bleibender Anspruch an die Kirche
- 3.1. Uneingelöste Forderungen der Aufklärung
- a) Gleichheitsanspruch der Offenbarungsreligionen
- b) Religion ohne Dogma
- c) Lessings Forderung nach strikter Trennung zwischen kritischem Umgang mit biblischen Texten und religiöser Wahrheit
- d) Lessings Eintreten für die Gleichwertigkeit von Mann und Frau wartet immer noch auf eine konsequente Umsetzung
- e) Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit
- 3.2. Verkündigung und Aufklärung
- a) Missverständliche Übersetzungen biblischer Texte
- b) Kirchliches Lehramt und historisch überlieferter Text
- c) Christentum – eine Deutungsreligion
- d) Rückfall hinter Reformen
- 3.3. Modelle für ein Leben des „Wir“
- a) Gesellschaftliche Orientierung vom selbstbezogenen Ich zum gemeinschaftlichen Wir
- b) Das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ als Orientierung für menschliche Beziehungen
- c) „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“
- d) „Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf das wir klug werden“
- e) Christliche Grundüberzeugungen im Dialog mit Judentum und Islam
- Literaturverzeichnis
← VIII | IX →Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
Abb. 1: Goya: Caprichos, Nr. 33, 1797–99: Dieser Staub
Abb. 2: Goya: Caprichos, Nr. 43, 1797: Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer
Abb. 3: Trauerbriefe von Lessing und Lichtenberg im Vergleich
Abb. 4: Das Apostolische Glaubensbekenntnis und Dogmen der Evangelischen Kirche
Abb. 5: Jesus Christus im Apostolicum und als Pantokrator
Abb. 6: Ein Vergleich von 1Thess 4, 14–15 und 1Kor 15, 42–44
Abb. 7: Entwurf des Architektenbüros Kuehn Malezzi für ein überkonfessionelles Bet- und Lehrhaus in Berlin← IX | X →
← XII | XIII →Einführung
„Kirche und Aufklärung zwischen Tradition und Aufbruch“ bezieht sich auf zwei Sachverhalte: auf Ansprüche der Aufklärung des 18. Jahrhunderts an die Institution Kirche und auf Erwartungen an sie, die sich daraus ergeben, dass Aufklärung ein nicht abgeschlossener Prozess bleibt. In der Übertragung auf Tätigkeiten erhält das Verb aufbrechen die Bedeutung von sich auf den Weg machen. Der Entschluss, aufzubrechen zu etwas Neuem setzt Wagnis voraus. Das Aufbrechen fügt dem Vertrauten etwas hinzu, es erweitert das Überkommene. Hiernach folgt aus einer Behinderung von Aufbruch Stillstand. Stagnieren bezog sich ursprünglich auf ein stehendes Gewässer, das nicht mehr abfließen kann. Das ständige Fließen, das einen Organismus am Leben erhält, hebt Stagnation auf. Tradition hat etymologisch die Bedeutung von „übergeben“, „überreichen“, also weitergeben an nachfolgende Generationen. Kirche hat ihre Tradition zu wahren, weil sie von ihr das tragende Fundament erhält. Geschichtlich gewordene Tradition muss Kirche aber gleichzeitig um aktuelle Fragen erweitern, weil sie sonst ihre eigene Gegenwart verpasst.
Die Kritik der Aufklärung wird daraufhin befragt, was zeitübergreifend als Forderung andauert. Aus diesem Befund wird gefolgert, was als uneingelöst anzusehen ist und demzufolge als Herausforderung an die Gegenwart fortbesteht. Es stellt sich dann die Frage nach dem Geist der Aufklärung als fester Bestandteil von Verkündigung im weiten Verständnis, also jeder Form der Weitergabe der auf Jesus zurückgehenden Botschaft. Aufklärung im Sinne von Auskunftgeben, von umfassend informieren und teilnehmen lassen am Kenntnisstand praktizierter Gemeindetheologie bedeutet keine Verkündigung ohne Aufklärung.
Im 18. Jahrhundert war Aufklärung Kritik am Bestehenden, sie wollte aufklären über Machtstrukturen des Adels, die das nach Autonomie strebende ← XIII | XIV →Subjekt einengte und durch Bevormundung und Verunsicherung der Kirche die Menschen in Abhängigkeit drängte und dadurch daran hinderte, ihr Leben selbstbewusst zu gestalten. Seiner etymologischen Bedeutung nach meint das Wort Aufklärung „klar werden, aufheben“. Neben dem Aufklären über gesellschaftliche Sachverhalte und Zusammenhänge stand Aufklärung für einen Erkenntnisprozess, der sich gegen unreflektierte Weitergabe von Traditionen, Konventionen und Normen von Staat und Kirche wandte. Es wird angedeutet, dass Bereiche der Ästhetik die Kritik der Aufklärung aufgriffen. Exemplarisch für diese Entwicklung stehen im Kapitel 1 Goya und Beethoven. Das Kapitel 2 wendet sich dem Teil der historischen Aufklärung zu, der sich als Religionskritik verstand. Die zu treffende Auswahl an Kritikern fiel auf Lessing und Lichtenberg. Ihre kritischen Schriften und Äußerungen repräsentiert die vorgetragene Religionskritik der Aufklärung.
Details
- Pages
- XIV, 113
- Publication Year
- 2014
- ISBN (PDF)
- 9783653039689
- ISBN (MOBI)
- 9783653994001
- ISBN (ePUB)
- 9783653994018
- ISBN (Hardcover)
- 9783631646168
- DOI
- 10.3726/978-3-653-03968-9
- Language
- German
- Publication date
- 2014 (January)
- Keywords
- Offenbarungsreligionen Deutungsreligionen Gerechtigkeitstheorien Religionskritik
- Published
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. XIV, 113 S., 2 farb. Abb., 2 s/w Abb.